„Der gemischte Chor ist an einem Stadium angekommen, bei dem das Alter einiger Mitglieder kräftig zuschlägt und an dem man sagen muss, das war?s.“ Ganz sachlich bleibt Peter Böhm, zumindest nach außen, als er dies sagt. Böhm führte bis vor wenigen Wochen noch den Sängerkranz Mainberg, dessen Chor, zuletzt geleitet von Christopher Kuhn, seit Mitte Februar nicht mehr besteht.
Erfolgreiche Chorkonzerte, musikalische Gestaltung von dörflichen Veranstaltungen, eine hohe Zahl an Mitgliedern, ein eigenes Vereinsheim, Theateraufführungen, eine Tischtennisabteilung, Ausflüge sowie die Ausrichtung der „Meeberger Kirm“ und von Festivitäten unterschiedlicher Art stehen auf der Habenseite der fast 100-jährigen Vereinsgeschichte. Es gab aber auch Schattenseiten: kriegsbedingte Auflösung des Vereins zwischen 1942 und 1947 und die Auflösung der 1959 gegründeten Tischtennisabteilung nach 56 Jahren wegen Nachwuchsmangel.
Ein Blick zurück in die Anfangszeit des Sängerkranzes, die in Deutschland als die „Goldenen Zwanziger Jahre“ bezeichnet werden. Der Wirtschaftsaufschwung nach dem Ersten Weltkrieg ließ überall auch das kulturelle Leben erblühen. In Mainberg gründeten auf Initiative von Konrad Löhner 38 Männer 1920 den Sängerkranz. Als Patenverein konnte der Liederkranz Schweinfurt gewonnen werden. Ein Jahr später schloss sich der Verein dem Fränkischen und nach einem weiteren Jahr dem Deutschen Sängerbund an.
Im Jahr 1926 traten 26 Frauen dem Chor bei, so dass die Auftritte des Sängerkranzes mal nur mit Männerstimmen und mal als Gemischter Chor bestritten werden konnten. In dieser Zeit traten viele neue Mitglieder in den Verein ein. „Im Jahr 1935 gehörten dem Sängerkranz 150 Personen an, er war somit einer der stärksten Gesangvereine Frankens, gemessen an der Einwohnerzahl“, berichtet Annemarie Laufer aus der Vereinschronik, die sie in den letzten knapp drei Jahrzehnten der Vereinsgeschichte bis zur Auflösung führte. Peter Böhm fügt dazu an, dass zu dieser Zeit der Ort nur rund 300 Einwohner zählte.
Bei Gründung von Gesangsvereinen in den benachbarten Orten Untertheres, Schonungen, Gädheim und Hesselbach übernahm der Sängerkranz Mainberg die Patenschaft. Unter den Chorleitern sind so bekannte Namen wie Professor Karl Haus, Ewald Pommer und Armin Schuler zu finden.
Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war 1991 der Einzug in das weitgehend in Eigenleistung im ehemaligen Rathaus eingerichtete Sängerheim. Finanziell wurde der Umbau von der Gemeinde unter dem damaligen Bürgermeister Rudolf Müller unterstützt.
Ein starkes Rückgrat für den Verein waren in all den Jahrzehnten die engagierten und langjährigen Mitglieder. Ehrenvorsitzender Walther Geist gehörte 70 Jahre als aktiver Sänger dem Chor an. Sein Chorkollege Albrecht Benkert, seit Anfang der 1960er-Jahre Vereinsmitglied, bekleidete ein halbes Jahrhundert das Amt des Kassiers.
In den letzten Jahrzehnten des Vereinsbestehens unternahm der Chor viel Werbung um neue Mitglieder. So wurde 2001 ein Kinderchor gegründet, der aber nur bis 2007 Bestand hatte.
Die älteren und langjährigen Mitglieder des Sängerkranzes freuen sich, dass wenigstens der Sängerkranz als Verein von jüngeren Leuten mit Robin Heim an der Spitze weitergeführt wird, versichert Peter Böhm. Vielleicht finden sich in der Zukunft wieder einmal sangesfreudige Mainberger zu einem Chor unter dem Dach des Sängerkranzes zusammen, so seine Hoffnung.
Es bleiben aber für die ehemaligen Chormitglieder viele schöne Erinnerungen an die glanzvollen Zeiten des Chores bei Proben, Auftritten und geselligen Unternehmungen. „Einmal wurde in den 70er-Jahren der Vereinsausflug sogar mit einem Sondertriebwagen der Bahn unternommen.“ Wenn Peter Böhm davon erzählt, schwingt doch ein wenig Wehmut in seiner Stimme mit.