Obwohl inzwischen die heiße Phase des Wahlkampfes eingeläutet ist, gab es bei der Verleihung des Mittelstandspreises der CSU-Mittelstandsunion Schweinfurt-Stadt und Land wenig Wahlkampftöne. Dafür aber einen guten Einblick in die Sorgen und Nöte des Mittelstandes. Dies verdankte die Veranstaltung nicht zuletzt ihrem neuen Konzept, das neben der Laudatio und der Preisverleihung an die Unternehmerfamilie Lang von der Wernecker Bierbrauerei eine Talk-Runde bot.
Laudator war Bayerns Justizminister Winfried Bausback, der der Brauerfamilie auch zum 400-jährigen Bestehen der Brauerei gratulierte. Gegründet in den Wirren des 30-jährigen Krieges sei es schon etwas Besonderes, so einen Betrieb durch die wechselhafte Geschichte hindurch am Leben zu erhalten. Es zeuge von dem, was den Mittelstand hervorhebe, „Engagement und die Bereitschaft nach vorne zu schauen“.
Was die Brauerei und den Mittelstand auszeichne, so der Justizminister, sei die Bereitschaft, Verantwortung für Mitarbeiter zu übernehmen, ebenso wie eine tiefe Verwurzelung in der Region. In der Wernecker Brauerei würden Tradition und Fortschritt Hand in Hand gehen, meinte er mit Verweis auf den Energydrink, den Junior Andreas Lang neu erfunden hat.
Geschäftsführer Hans Jörg Lang bedankte sich sichtlich bewegt für den Preis und gab seinen Gästen ein einfaches Rezept mit auf den Weg: „Wenn sie den Mittelstand fördern wollen, dann trinken sie Bier von kleinen Brauereien.“
Was tut die Politik für den Mittelstand, fragte Gabriele Jakob, die Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion in der sich anschließenden Talkrunde den Minister. Dass die steuerlichen Regelungen bei der Übergabe eines Betriebs nicht optimal seien, räumte Bausback ein, es sei aber das Bestmögliche gewesen, was in einer großen Koalition zu erreichen war. Er würde sich wünschen, dass die Länder bei der Erbschaftssteuer mehr mitbestimmen könnten, denn „es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmen in seiner Substanz geschwächt wird, weil der Betrieb übergeben wird“.
Was tut der Staat gegen Cyber-Kriminalität und Produktpiraterie? Hier punktete der Justizminister. Man habe in der Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg bereits eine Spezialabteilung hierfür geschaffen und wolle die dort tätigen fünf Spezialisten auf 30 Fachleute anheben.
Die Bezirksvorsitzende der Mittelstandsunion Jutta Leitherer war stolz darauf, dass viele Anliegen des Mittelstandes in das Parteiprogramm der CSU geschafft hätten, so beispielsweise Vorschläge zu Steuerpolitik. Es gebe keinen Anreiz mehr für Leistung, wenn man als Gutverdiener bis August nur für den Staat schaffe, sage sie.
Stellvertretende Landrätin Christine Bender sorgt sich um den Fachkräftemangel. Bei einem Höchststand von 24 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen hätten 28 Prozent der Betriebe einen unbesetzten Arbeitsplatz und 14 Prozent einen unbesetzten Ausbildungsplatz.
Eine sehr persönliche Verbindung hat Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl zur Wernecker Bierbrauerei. „49 Jahre lang hat mein Vater hier gearbeitet“, erzählt sie. Als Kommune habe man zwar keine Wirtschaftsförderung, man unterstütze aber ortsansässige Firmen. Fast ein Viertel der Wernecker Bürger hätten ihren Arbeitsplatz in der Gemeinde, erklärte Baumgartl.
Tibor Brumme, Vorsitzender der Mittelstandsunion Kitzingen und Chef eines Steinmetzbetriebs, geißelte die „überbordende Bürokratie“, beispielsweise beim Mindestlohn oder der Mülldokumentation. Und er wies auf ein Ungleichgewicht bei den Lohnkosten hin: Einen mittelständischen Betrieb belasteten diese zu 30 bis 70 Prozent, die Industrie dagegen nur zu zehn bis 20 Prozent.
Christine Lang benannte drei Hauptprobleme ihres Familienbetriebs, beispielhaft für viele Mittelständler. Auf 30 Stellenanzeigen habe sich gerade einmal ein Fahrer beworben. Migranten, die diese Aufgabe übernehmen könnten, scheiterten, weil es die Ausbildung zum Berufskraftfahrer nur in Deutsch gebe.
Kritik ging auch in Richtung der Lokalpolitiker. „Wir freuen uns über den neugestalteten Platz in der Ortsmitte von Werneck“, sagte die Jungunternehmerin, aber die Umlegung der dadurch entstandenen Kosten belaste das Unternehmen durch das größere Firmenareal viel mehr als Besitzer von Einfamilienhäusern.
„Wir fürchten uns heute schon vor Baumaßnahmen in der Meiniger Straße“, erklärte Christine Lang. Wenn diese ähnlich umgelegt würden, brächte das die Brauerei an ihre finanziellen Grenzen.