Die Corona-Pandemie hat für deutliche Einbrüche bei den Übernachtungszahlen des laufenden Jahres gesorgt. Stadt und Landkreis Schweinfurt liegen mit einem Minus zwischen elf und zwölf Prozent etwa im bayerischen Durchschnitt. Das berichtete der Geschäftsleiter des Tourismusverbandes "Schweinfurt 360 Grad", Christoph Schmitz, der Verbandsversammlung, die aus Mitgliedern des Stadtrats und des Kreistags besteht.
Wesentliche Ursachen für diese Zahlen sei der Umstand, dass auch die Pfingstferien in ein touristisches Übernachtungsverbot gefallen seien und kaum Tagungen, Kongresse und Geschäftsreisen stattfanden. Es gab laut Schmitz auch einen anderen Effekt: Die Monate August und September seien "die stärksten Monate überhaupt" gewesen – auch jenseits von Corona. Grund: Viele Menschen konzentrierten sich auf den Urlaub im Inland und dabei auch auf Radurlaube und Städtereisen. Von Letzteren profitierten Stadt und Landkreis Schweinfurt.
Trend zu Camping und Wohnmobilen
Der Trend zu Ferienwohnungen, Camping und Wohnmobilurlaub werde weiter anhalten, ist sich Schmitz sicher. Einen Inlandsboom erwartet er allerdings nicht, weil es bei Auslandsreisen einen Nachholbedarf gebe, wenn man wieder weitgehend ungehindert verreisen kann. Die große Unbekannte ist die Frage, wie dauerhaft die Veränderungen bei den Gepflogenheiten für Geschäftsreisen werden. Zum Beispiel wie viele Präsenztermine von Online-Konferenzen ersetzt werden.
Auch der Tourismusverband, der über 5,7 Stellen verfügt, hat sich der Entwicklung angepasst. Ein "Riesenthema" sei der Ausbau der digitalen Angebote gewesen. Inzwischen gibt es einen Online-Shop, in dem man auch touristische Angebote wie eine Stadtführung buchen könne. Derzeit arbeite man daran, so genannte Erlebnis-Buchungen zusammenzustellen. Beispiel: Man übernachtet in der Stadt oder im Landkreis, möchte ein Museum besuchen und gleichzeitig an einer Alpaka-Wanderung teilnehmen. Dafür suche der Verband nach weiteren Partner, die solche Angebote liefern können.
Werbung verstärkt für Zielgruppen
Schmitz erläuterte auch in Grundzügen den Stand des "Tourismus-Konzept 2030", das vor zwei Jahren ins Leben gerufen worden ist. Insgesamt habe man 63 Projekte definiert, von denen allerdings sicherlich nicht alle umgesetzt werden können. Ebenso ist in manchen Bereichen offen, welche Richtung die Projekte einschlagen werden. In jedem Fall würden Online-Angebote ausgebaut und die Werbung noch stärker an Zielgruppen ausgerichtet werden.
Man habe fünf Themenfelder erarbeitet, an denen das Angebot ausgerichtet werden soll: In erster Linie Genuss und Kunst, dazu kommen Aktivurlauber, Kultur und die Region als Standort für Tagungen und Kongresse. "Damit sind wir in Stadt und Land gut vertreten", sagte Schmitz. Man habe ganz spezielle Zielgruppen definiert wie zum Beispiel den "kultivierten Kunst- und Kulturliebhaber", den man mit kombinierten Reiseangeboten für die Region gewinnen wolle.
Tourismus-Etat unverändert
Der Etat des Verbandes, den die Versammlung einstimmig billigte, bleibt für 2022 mit 630 000 Euro annähernd unverändert. Das ist nicht die einzige Investition in die Tourismuswerbung, denn an anderen Stellen geben Stadt, Landkreis und Gemeinden zusätzlich Geld dafür aus. Zum Beispiel für Mitgliedschaften in touristischen Zusammenschlüssen wie die Plattform "Fränkisches Weinland".
Entwarnung gab Geschäftsleiter Schmitz bei den Gästeführern: Derzeit habe man ein Auswahlverfahren mit 20 Bewerbungen, um neue Kräfte zu gewinnen. Deren Qualität werde auch während des Einsatzes überprüft, in dem Vertreterinnen oder Vertreter der Tourist-Information an den Führungen teilnehmen und Gäste um Rückmeldungen gebeten werden.