"Ich habe von der App über einen Bekannten erfahren und nutze sie seitdem regelmäßig", erzählt Maike Hedemann aus Würzburg. "So bekomme ich gute Lebensmittel zu einem stark reduzierten Preis und tue gleichzeitig etwas Gutes, da das Essen sonst weggeworfen werden würde." Aufgrund ihrer guten Erfahrungen mit der App "Too Good To Go" in Würzburg hält sie es für eine tolle Sache, wenn diese sich auch in weiteren Städten verbreiten würde. In Würzburg kam die App schon 2019 gut an.
Dass "Too Good To Go" auch in Schweinfurt Fuß fasst, haben sich Angela und Roland Merz von der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft der lokalen Agenda 2030 zum Ziel gesetzt. Deshalb gehen sie derzeit fleißig "Klinken putzen", um diverse Betriebe und Gastronomen von dem Konzept zu überzeugen.
Laut den Zahlen der App-Betreiber werden jedes Jahr rund 18 Millionen Tonnen Essen allein in Deutschland weggeworfen, über die Hälfte davon seien vermeidbare Abfälle. Das muss sich ändern, meinen Angela und Roland Merz. Allein in Bayern landen jährlich pro Person 65 Kilogramm Lebensmittel auf dem Müll. Von dem Startup "Too Good To Go", das 2016 in Dänemark gegründet wurde, wussten die beiden schon länger. So entschlossen sie sich, auch vor Ort der Verschwendung von Lebensmitteln den Kampf anzusagen.
"Win-Win-Win-Situation"
Die Funktion der App ist simpel. Egal ob Bäcker, Restaurant, Hotel oder Supermarkt: überproduzierte oder übrig gebliebene Speisen können online angeboten werden. Abnehmer können Pakete mit diesen Lebensmitteln über die App zu einem stark reduzierten Preis bezahlen und zu vorbestimmten Zeiten vor Ort abholen. Die Kosten für solche Pakete liegen zwischen drei und fünf Euro, was meist nicht einmal der Hälfte des normalen Preises der darin enthaltenen Waren entspricht.
Außer dem Konsumenten profitieren auch die Betriebe, die überschüssige Waren nicht wegwerfen müssen, sondern noch verkaufen können. Ein großer Aufwand ist für den zusätzlichen Umsatz nicht nötig, da der Großteil der damit verbundenen Arbeit von der App übernommen wird. Auch gibt es keinen Druck, täglich Pakete anbieten zu müssen. So können überschüssige Lebensmittel – je nach Menge – immer auch spontan erst online gestellt werden.
Der dritte Gewinner dieses Konzepts ist die Umwelt. Laut den Angaben der App wird fast ein Drittel der global verfügbaren Energie für die Lebensmittelproduktion aufgebracht. Von diesen wiederum landen 38 Prozent auf dem Müll. Insgesamt konnten laut den App-Betreibern durch "Too Good To Go" schon über 30 Millionen Mahlzeiten gerettet werden, was knapp 80 Tausend Tonnen eingespartes CO2 bedeutet.
Keine Konkurrenz zur Tafel oder Foodsharing
Kritiker befürchten, das Konzept würde anderen Organisationen wie der Tafel oder foodsharing das Essen wegnehmen. Angela Merz entgegnet jedoch, dass von Konkurrenz hier keine Rede sein könne. "Wir alle haben ein gemeinsames Ziel – und das ist, dass keine Lebensmittel weggeworfen oder verschwendet werden", sagt sie. Daher stehen die beiden auch im Austausch mit Verantwortlichen der anderen Organisationen. Die Tafel würde zum Beispiel bereits zubereitetes oder schon einmal aufgetragenes Essen gar nicht nehmen, merkt sie an. Unter anderem in diese Lücke würde dann "Too Good To Go" stoßen.
Unkomplizierte Anmeldung
Das Projekt steht in Schweinfurt noch am Anfang. Bisher in der App angemeldet sind nur der Frische Center Höchner sowie die Nordsee. Doch Robert Merz ist aufgrund gut laufender Gespräche mit diversen Geschäften und Gastronomen zuversichtlich, dass sich diese Liste bald schon erweitern wird.
Die Anmeldung für Bäcker, Hotels, Restaurants, Supermärkte oder auch Caterer, die sich zur Teilnahme entschließen, sei weder kompliziert noch aufwendig, erklärt er. Nach dem Ausfüllen eines kleinen Formulars auf der Homepage von "Too Good To Go" würden die Betreiber der App Kontakt aufnehmen und den Rest der Arbeit zu großen Teilen übernehmen.