Landrat Florian Töpper befürchtet, dass eine erfolgreiche und vor allem gerechte Fortsetzung der aktuellen Impfkampagne zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht gewährleistet werden kann, wenn die bayerische Staatsregierung einer Empfehlung des Bundes folgt und ab dem 7. Juni die Priorisierung in den Impfzentren aufhebt.
Deswegen hat sich Töpper mit einem Schreiben an den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek gewandt und an diesen appelliert, die vorgegebene Impfreihenfolge mit drei priorisierten Gruppen in den Impfzentren zwingend beizubehalten. Die Priorisierung sei sinnvoll und könne – zumindest eine gewisse – Gerechtigkeit herstellen. „Es ist mein höchster Anspruch, dass im Rahmen der Impfkampagne zum Schutz der besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen eine möglichst hohe Impfgerechtigkeit beibehalten werden kann“, betont Töpper. „Es muss uns zudem bewusst sein, dass mit einer Aufhebung der Priorisierung alle noch – teilweise seit langer Zeit – in der Registrierungsdatenbank BayIMCO angemeldeten Impfwilligen, die prioritär hätten geimpft werden sollen, verprellt werden.“
Nachdem bereits am 20. Mai 2021 die Impfpriorisierung für die in Bayern niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte aufgehoben worden ist – eine umstrittene Entscheidung – könnte nun ab dem 7. Juni nach dem Willen der Bundesregierung auch die Priorisierung in den Impfzentren deutschlandweit entfallen. „Diesem Vorhaben kann ich in der aktuellen Lage nichts Positives abgewinnen“, erklärt hierzu Landrat Töpper. Denn bislang seien weiterhin nur begrenzte Impfstoffmengen im Kampf gegen das Coronavirus verfügbar. Zudem würden ab Juni durch den Einstieg der Betriebsärztinnen und -ärzte sowie Privatärztinnen und -ärzte in die Impfkampagne die Impfstoffmengen für die Impfzentren voraussichtlich weiter reduziert werden. „Daher sehe ich eine vorgegebene Impfreihenfolge mit drei priorisierten Gruppen auch weiterhin als zwingend notwendig an“, erklärt Töpper.
Die Wartelisten sind noch lang
Für die Region Schweinfurt betreiben das Landratsamt und die Stadt Schweinfurt ein gemeinsames Impfzentrum. In den Prioritätsgruppen 1 (190), 2 (3.334) und 3 (17.349) warten insgesamt noch 20 873 Personen auf eine Erstimpfung (Stand 21. Mai).
Den Bürgerinnen und Bürgern, die in die Prioritätsstufe 3 eingestuft worden sind, wäre es nach Ansicht von Landrat Töpper kaum zu vermitteln, dass die Impfpriorisierung auch in den Impfzentren bereits vollständig aufgehoben werden soll, „bevor in unserer Region die regelhafte Impfung dieser Prioritätsgruppe überhaupt gestartet worden wäre“, so Töpper. Der Maßstab für eine Aufhebung der Priorisierung müsse allein der Impffortschritt in den drei Prioritätsgruppen sein.
„Ich bitte Sie daher eindringlich aus den genannten Gründen – wie vom Bund als Möglichkeit vorgegeben – die Priorisierung in den bayerischen Impfzentren im Rahmen der zugewiesenen Impfstoffdosen aufrecht zu erhalten“, appelliert Landrat Töpper an Staatsminister Holetschek.
Die Impfwilligkeit im Raum Schweinfurt ist laut der Pressemitteilung des Landratsamtes bei den Prioritäten 1 und 2 überdurchschnittlich vorhanden – unter anderem auch angetrieben durch die angekündigten Lockerungen für vollständig Geimpfte. Das heißt, in Schweinfurt Stadt und Landkreis sind in diesen Gruppen mehr Personen registriert, als dies offenbar in anderen Bereichen Bayerns der Fall ist.
Die Inzidenzzahlen sind indes am Freitag gefallen. Sie liegen in der Stadt Schweinfurt bei 164,7 und im Landkreis bei 111,7.
ABER:
Impfstoff ist nicht erst seit gestern knapp. Es gab es in der Vergangenheit auch schon "Bevorzugungen" für stärker betroffene Regionen - z.B. Passau als Grenzgebiet. Einverstanden. Am Ende war dort offenbar so viel Impfstoff vorhanden, dass werbewirksam begonnen wurde, auch schon junge Leute zu impfen, die weit weg von Priorisierungen sind.
Jetzt ist der Raum Schweinfurt weit stärker betroffen als der Rest. Jetzt ist es an der Zeit, in gleichem Maße eine "Bevorzugung" einzufordern.
Ich glaube nicht, dass das mit einem Brief an den Minister getan ist. Da wünsche ich mir deutlich mehr mehr Nachdruck von den Herren Töpper und auch Remelé. Ich hoffe ganz stark, dass hinter den Kulissen da mehr los ist.
Die Aufhebung der Priorisierung führt zu einem Hauen und Stechen bei dem sich die Stärksten durchsetzen werden. Das ist weder christlich noch sozial.
Gerade deswegen muss man allerdings auch die Leistung des Gesundheitsamtes ansprechen. Der Landrat muss dafür sorgen, dass hier einfach besser gearbeitet wird. Es ist toll wenn sich der Chef vor seine Mitarbeiter stellt aber irgendwann braucht es auch einmal klare Worte.
Je mehr Kranke es gibt umso stärker ist der Wunsch der Gesunden möglichst bald geimpft zu werden. Und man könnte schon den Verdacht haben, dass beim Gesundheitsamt nicht alles gut läuft.
Was ich allerdings vermisse, ist deine Stellungnahme zu der stark ausbaufähigen Leistungen des Gesundheitsamtes. Dafür trägt er die politische Verantwortung, niemand sonst. Auch die lang und breit gequälten Argumente mit Software und Mitarbeitersituation kann ich nicht gelten lassen. Das gleiche Problem gibt und gab es woanders auch. Nur hat man das da anscheinend besser gelöst. Hören wir dazu noch etwas Herr Landrat? Ich wünsche mir das jedenfalls. Zu viele Bürger sind von den Folgen dieses Zustandes betroffen, als das man es einfach unter den Tisch fallen lässt.