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to be all ways to be - herman de vries vor der Biennale
Im Atelier: herman de vries beim Vorbereiten der Biennale-Ausstellung. Die verbrannten Baumstämme sind in Venedig zu sehen.
Foto: Katharina Winterhalter | Im Atelier: herman de vries beim Vorbereiten der Biennale-Ausstellung. Die verbrannten Baumstämme sind in Venedig zu sehen.
Katharina Winterhalter
Katharina Winterhalter
 |  aktualisiert: 29.03.2015 17:36 Uhr

In diesen Tagen träumt herman de vries oft vom Sommer, von stillen Tagen im Wald und auf seiner Wiese. Ohne Pressekonferenzen und Interviews, ohne Telefongespräche und Skype-Konferenzen, ohne Ausstellungseröffnungen und Stehempfänge. Aber natürlich ist der 83-Jährige Profi. Und so absolviert er das anstrengende Programm im Vorfeld der 56. Biennale von Venedig, bei der er sein Geburtsland Niederlande vertreten wird, mit großer Gelassenheit und Konzentration.

Die eigentliche künstlerische Arbeit ist getan. Seit zwei Wochen sind die Kisten gepackt und warten auf den Transport nach Italien. Nun geben sich Journalisten aus ganz Europa in Eschenau die Klinke in die Hand. Und zwischendurch reisten herman und Susanne de vries mit ihrem Team nach Berlin, zur Eröffnung der großen ZERO-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau, an der er mit drei Arbeiten beteiligt ist.

Susanne de vries hat mehrere Monate an einem der zentralen Werke für die Biennale gearbeitet: „from the lagune of venice – a journal“. Im Herbst 2014 war das Team nach Venedig gereist, um zu fotografieren und Material für das „journal“ zu sammeln: Erden und Pflanzen, Algen und Seetang aus der Lagune, Muscheln und Steine, Artefakte, also gefundene Dinge, die für das Leben in dieser Stadt stehen. In einem Altglascontainer auf Murano beispielsweise fand das Team leuchtende rote und blaue Glasstückchen. All das verarbeitete Susanne de vries zu einem 120 Seiten umfassenden „Protokoll“ dieser Reise, das als große Bilderserie gezeigt wird.

Im Frühwinter entdeckte herman de vries am Platz des Sonnwendfeuers in Eschenau verbrannte Baumstämme. Der Transport der großen, schweren, aber an der verkohlten Oberfläche auch sehr empfindlichen Stämme ist eine Herausforderung für die beauftragte Firma. Was herman de vries daran interessiert, ist der Prozess der Transformation durch das Feuer, aber auch die große ästhetische Kraft des natürlichen Materials.

Alle seine Arbeiten erzählen von einem Erlebnis, einer Wahrnehmung in der Natur. Er geht, schaut, beobachtet, wählt aus, sammelt und zeigt es, ohne die Dinge mit mehr Bedeutung aufzuladen, als sie von sich aus haben. Das kann Kohle vom Sonnwendfeuer sein, Gräser, die er zu allen Jahreszeiten abschneidet und hinter Glas präsentiert oder Knospen der Damaszener-Rose, die er in einem Kreis ausbreitet (alles in Venedig zu sehen).

Der Titel der Ausstellung übernimmt einen Satz, mit dem herman de vries seit langem arbeitet: „to be all ways to be“ lässt sich in seine Bestandteile zerlegen und variabel neu zusammensetzen. Dieser Satz spiegelt seine vielfältigen Erfahrungen und Reflexionen wider. Kurz vor der Eröffnung der Biennale wird er ihn mit verkohlten Hölzern an eine Wand im Pavillon schreiben.

Das Gebäude ist eines von 28 Länderpavillons in den Giardini, dem Hauptschauplatz der internationalen Kunstausstellung. Er wurde 1954 nach den Plänen des niederländischen Architekten Gerrit Rietveld erbaut und ist ein wunderbarer, lichtdurchfluteter Ausstellungsraum. Schon sehr früh hat sich herman de vries entschieden, die Umgebung der Stadt in sein Konzept einzubeziehen. Drei unbewohnte Inselchen in der Lagune werden zu Kunst-Orten auf Zeit erklärt. „Man sieht dort, wie die Natur die Hinterlassenschaften der Menschen übernimmt“, sagt der 83-Jährige.

Während der Biennale vom 9. Mai bis 22. November organisiert das Ausstellungsteam Bootsexkursionen für die Besucher. Das Octagon Alberoni, ein ehemaliges achteckiges Fort am Eingang der Lagune, kann nur vom Boot besichtigt werden. Hier hat sich ein wunderbarer Baumbestand entwickelt. Das Eiland Lazzaretto Vecchio dürfen Bienalle-Besucher ausnahmsweise betreten. Ein Gebäude ist restauriert, die anderen sind eingestürzt und überwuchert. herman de vries erklärt diesen Teil der Insel zum „sanctuarium“, also zu einem Ort, an dem die Natur zurückgekommen ist, der von Menschen nicht betreten, aber von außen beobachtet werden kann.

Einem dritten Inselchen droht die Gefahr, von einem Investor erworben zu werden, der ein großes Hotel errichten will. herman de vries und Cees de Boer, einer der beiden Kuratoren, haben sich einer Venediger Bürgerinitiative angeschlossen, die die Insel kaufen und als Biotop erhalten will.

auf die Biennale im niederländischen Pavillon und FOTO Colin Huizing
| auf die Biennale im niederländischen Pavillon und FOTO Colin Huizing
 
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