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Schweinfurt
THW war schon gegen Hochwasser, Ebola und an Silvester 2000 im Einsatz
Im Jahr 1962 wurde die Personenrettung in der Schweinfurter Panzerkaserne geübt.
Foto: Harald Lotter | Im Jahr 1962 wurde die Personenrettung in der Schweinfurter Panzerkaserne geübt.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 22.07.2023 05:34 Uhr

Eine Schweinfurter Institution wird 70 Jahre alt: Der Ortsverband des Technischen Hilfswerks, kurz THW, feiert am 22. Juli mit einem Aktionstag auf dem Marktplatz Geburtstag.

Der Aufbau der Mitmachstationen dürfte den ehrenamtlichen Helfern leicht fallen. Die Spezialtruppe mit Sitz in der Franz-Schubert-Straße, gleich gegenüber den Stadtwerken, rückt immer dort an, wo technische Herausforderungen der besonderen Art warten. Die Flutkatastrophe im Ahrtal oder das Erdbeben in der Türkei sind Beispiele aus jüngster Zeit.

Jürgen Pfeifer hat als Ortsbeauftragter a.D. einen Rückblick in die bewegte Geschichte erstellt. Die Pioniere des Ortsverbandes trafen sich am 12. Januar 1953. Carl Fries, der erste Geschäftsführer, trommelte sechs Mann am Stammtisch des "Grünen Baums" zusammen, heute bekannt als Chumbos. Erster Ortsbeauftragter wurde Otto Schilling.

Aufbau, Ausbau, Neubau

"Der Aufbau war ein steiniger Weg", berichtet Ortsbeauftragter Harald Lotter. Das erste Werkzeug bestand aus Schubkarren, Spaten, Hacken und einem Fahrrad. Einquartiert war das THW im Nebenzimmer der Gastwirtschaft, am Philosophengang. Seine ziemlich nasse Feuertaufe erhielt der Verband 1955 beim Hochwasser in Marktsteinach. Die Unterkunft wanderte in die alte Panzerkaserne, von dort 1962 in den ehemaligen Stadtbauhof am Oberen Marienbach. 1965 wurde Karl Hoffritz neuer Chef des Verbands mit bereits 30 Aktiven.

Das Engagement im zunehmend motorisierten THW wurde in der Zeit des Kalten Krieges eine beliebte Alternative zum Wehrdienst. Manfred Koller nahm ab 1975 den Bau des heutigen Hauptquartiers in Angriff, das 1983 bezogen worden ist. Heute umfasst das THW einen Kern von rund 75 Einsatzkräften und 35 Mitgliedern der Jugendgruppe.

Verstärkung fürs Team gesucht: Harald Lotter vor dem THW-Fuhrpark.
Foto: Uwe Eichler | Verstärkung fürs Team gesucht: Harald Lotter vor dem THW-Fuhrpark.

Es gibt die Bergungsgruppe, als Allrounder, sowie die Fachgruppe N für Notinstandsetzungen und Versorgung im Einsatzfall. Deren Fähigkeit zur Stromerzeugung mittels "Netzersatzanlage" ist besonders begehrt. "Schwere Bergung" nennt sich die Truppe, die mit Beton-Kettensäge oder Kernbohrgerät zur Rettung anrückt. Die Fachgruppe Ortung spürt Verschüttete auf, sowohl mit Wärmebildkamera oder Video-Endoskop als auch akustisch. Millimeterarbeit leistet der Trupp Einsatzstellensicherung, der mittels Tachymeter-Messgerät die Einsturzgefährdung von Bauwerken feststellt. Jede Gruppe hat ihren Einsatzwagen inklusive Ausrüstung. Beim Förderverein, der THW-Helfervereinigung Schweinfurt, fallen alle Kosten an, die nicht vom Bundesinnenministerium als Träger übernommen werden.

Brände, Überschwemmungen, Katastrophen

Das Einsatzspektrum ist vielseitig. Neben Bränden, Unfällen und Überschwemmungen gab es immer wieder spektakuläre Großeinsätze. 2015 etwa sollte das THW Flüchtlingsunterkünfte aus dem Boden der Askren Manors und der Conn Barracks stampfen – für 10.000 Menschen, die dann doch nicht kamen. 2004 wurde die Brücke am Lindenbrunnen, im Stadtwald, erneuert. In der Coronazeit hat der Verband das Testzentrum mitgebaut. Allein bei der Ahrtalflut waren 51 Helferinnen und Helfer vor Ort, und das mehrere Wochen lang. Übungen und Fortbildungen nehmen ebenfalls viel Zeit in Anspruch, dafür ist Verständnis der Arbeitnehmer gefragt.

Beim "Y2K"-Einsatz ging die Silvesterfeier flöten: Als Folge des "Jahr 2000-Problems" war ein Komplettausfall der Infrastruktur befürchtet worden, aufgrund verwirrter Computer. Die Apokalypse blieb aus – das THW hätte sie zumindest abgemildert. Dazu kamen weltweite Auslandseinsätze, vom Erdbeben in Banja Luka, Jugoslawien, 1969 bis zum Bau von Polizeistationen in Gambia. Ehrenamtliche des THW Schweinfurt waren vor Ort, als in Sierra Leone Ebola gewütet hat, haben die Trümmer nach einem Taifun auf den Philippinen weggeräumt oder nach dem Erdbeben in Haiti geholfen.

Auch beim Jahrtausendwechsel 1999/2000 hielt das THW Schweinfurt Wacht. Befürchtet wurde ein weltweiter Computer-Crash um 0 Uhr.
Foto: Harald Lotter | Auch beim Jahrtausendwechsel 1999/2000 hielt das THW Schweinfurt Wacht. Befürchtet wurde ein weltweiter Computer-Crash um 0 Uhr.

Am 22. Juli wird nun gefeiert. Das THW zeigt Gerät und Fahrzeuge, zahlreiche Mitmachaktionen sollen Nachwuchs werben, Motto: "Raus aus dem Alltag, rein ins THW – Wir suchen Dich!" Die Jugendgruppe wird ihr Können zeigen. Auch der neue, spendenfinanzierte Radlader soll eingeweiht werden. Es kommen zahlreiche Ehrengäste, Dance Acts und wird Livemusik geben. "In der Zeit zwischen 9 und 17 Uhr wird alles getan, dass der Schweinfurter Marktplatz in THW-Blau erstrahlt", verspricht Ortsverbandschef Lotter.

Weitere Informationen auf der Homepage des THW-Jubiläums unter 70.thw-schweinfurt.de

 
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