Eine Generalprobe mit Publikum - wo könnte die besser gelingen als in Schweinfurts Unterwelt. Die drei Kabarettisten des Totalen Bamberger Cabarets (TBC) jedenfalls vertrauten darauf. "Ihr seid die Ersten, die es sehen, vielleicht auch die Letzten", kündigten sie an. Denn wie das so ist mit Generalproben "das Programm ist frühesten in vier Wochen fertig".
Und so starteten sie ihren Versuchsballon, das neue Programm "Wann, wenn nicht wir" im Schrotturmkeller, vor einem Publikum, das wusste, worauf es sich einlässt und sich schon beim ersten Leid mitreißen ließ. Nach der "traditionellen Publikums- und Spielortbeleidigung" machten sich Florian Hoffmann, Michael A. Tomis und Georg Königer erst mal auf die Suche "nach den letzten ihrer Art", und hielten Ausschau nach einem "freilaufenden SPDler".
Es gibt wohl kaum eine Bühnencrew, die es schafft ihrem Publikum, die Hänger im Text noch als besondere Leckerbissen des Programms zu präsentieren. Aber das ist nicht das Einzige, worin das Trio überzeugt. Sie jonglieren auf feinste und am laufenden Band mit Sprache. "Das Ende ist Nah-les". Sie wissen genau wo sie gerade auftreten und verzichten nie auf den entsprechenden lokalen Bezug: "Kathi Petersen als Bundeskanzlerin". Dabei vertrauen die drei nicht nur aufs Wort, sie zeigen Ganzkörpereinsatz und ein teils unglaubliches Minenspiel.
Immer wieder gibt es "Lieder für Menschen, für die es sonst keine Lieder gibt". Beispielsweise für Flüchtlinge, "Steuerflüchtlinge, die vor dem IS (interessierten Steuerbehörden) fliehen". Die oft beschworene "political correctness" hat weder im Sketch des Faschingskomitees noch bei den Kabarettisten eine Chance. Ihr Humor kommt nicht selten auch deftig, heftig, fränkisch rüber. Das Publikum akzeptiert`s.
Auch die Medien kommen nicht ungeschoren davon. Eine Sondersendung zu einer Katastrophe in China, ein Sack Reis ist umgefallen, persifliert auf witzige Art die Katastrophenberichterstattung, mit Korrespondenten, Fachleuten, Wirtschaftlern und allem, was halt so dazu gehört. Besser kann man nicht hinterfragen, was wir da betreiben.
Dabei beginnen die meisten Szenen mit herrlichem Geblödel. So beispielsweise das Insekten Gespräch im Gasthaus "zur lachenden Eintagsfliege". Was allerdings mit vermeintlichem Un-Sinn beginnt, entpuppt sich schnell als Hinweis auf das massive Insektensterben und Plädoyer für das Volksbegehren gegen das Bienensterben. In ihre ebenso mitreißenden wie beißend ironischen Lieder und in ihre Sketche packt TBC brisante politische und soziale Botschaften. Seine Majestät Markus Söder kommt ebenso wenig ungeschoren davon wie der der Klient eines Eheberaters, der mit seinem Laptop eine Liebesbeziehung eingegangen ist.
Ein sichtlich erleichtertes Kabaretttrio, von dem alle Nervosität abgefallen war, stellte jedenfalls am Schluss fest: "Uns hat`s Spaß gemacht und aus dem Publikum kam unisono "uns a". So sehr, dass die Kabarettisten sogar "fast a weng a weng Respekt" aus den Reihen ihrer Zuhörer ernteten und gleich zwei Zugaben zum Besten geben mussten.