Die Liquiditätsprobleme der Schweinfurter Bauunternehmung Adam Tasch, die am 2. Juni Insolvenz angemeldet hat, haben sich schon Monate davor abgezeichnet, heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Schon seit Dezember 2013 sei Beschäftigten das Geld etwa eine Woche später als üblich überwiesen worden. Das sei natürlich sofort aufgefallen und habe für erheblichen Unmut unter den weit über 100 Mitarbeitern gesorgt.
Ab dem Frühjahr dieses Jahres dann das zweite Warnzeichen: Bei Zulieferern hat es neue Waren offenbar erst gegeben, wenn vorher offene Rechnungen beglichen wurden. „Das hat sich rasend schnell herumgesprochen“, heißt es. Und: Gemessen an der Arbeit und der Zahl der Baustellen seien vor allem die Bauleiter überlastet gewesen und hätten etwa seit November dem Unternehmen verstärkt den Rücken gekehrt.
Als dann im Mai den gewerblichen Arbeitnehmern kein April-Lohn mehr überweisen wurde, war das für sie die Alarmstufe Rot. Betriebsrat und Gewerkschaft IG BAU drängten nach Informationen dieser Zeitung auf umgehende Auszahlung der ausstehenden Löhne und Gehälter, worauf Geschäftsführer Burkhard Löhe am 28. Mai via E-Mail der Belegschaft erklärt habe, dass er aus diesem Grund gezwungen sei, Insolvenzantrag zu stellen.
Bei einer Betriebsversammlung am 2. Juni habe Geschäftsführer Burkard Löhe dazu aufgefordert, alles doch friedlich zu klären, den Ruf der Firma nicht zu schädigen und weiterzuarbeiten. Doch schon nach dessen E-Mail-Nachricht über den Insolvenzantrag hätten sich viele umgetan, um woanders einen neuen Job zu bekommen. Etwa 70 Prozent der Beschäftigten, heißt es aus dem Tasch-Umfeld, hätten bereits neue Arbeitgeber gefunden.
Ausstehende Zahlungen, die letztlich unmittelbar zur Zahlungsunfähigkeit der Firma Tasch geführt haben sollen, beziehen sich jedoch nicht, wie berichtet, auf ein großes schlüsselfertiges Neubauobjekt in Schweinfurt, sondern in Stuttgart. Dort hat, wie Insolvenzverwalter und Geschäftsführer bestätigten, ein Wasserschaden – verursacht durch einen insolvent gegangenen Subunternehmer – dazu geführt, dass der Bauherr Zahlungen an Tasch als Auftragnehmer bis zur Klärung, wer beziehungsweise welche Versicherung aufzukommen hat, zurückbehält.
Eine Stellungnahme dazu war von Geschäftsführer Burkhard Löhe nicht zu bekommen. Er ist seit Tagen nicht erreichbar ist – weder telefonisch, noch per E-Mail. Im Unternehmen meldet sich nur noch der Anrufbeantworter. Auf der Homepage der Baufirma Tasch ist die Insolvenz indes noch gar nicht vermerkt. Tasch wirbt nach wie vor für Kompetenz im Hochbau, Schlüsselfertigbau und Ingenieurbau. In ihrer tabellarischen 101-jährigen Firmengeschichte stellt sie unter „Heute“ fest: „Die Adam Tasch GmbH & Co. KG hat ihren festen Platz in der unterfränkischen Baulandschaft.“
Wie berichtet, glauben weder der vorläufige Insolvenzverwalter Stefan Herrmann, noch Geschäftsführer Löhe, dass das Unternehmen noch zu retten ist. Noch im Juni will Herrmann die Insolvenz eröffnen. Bis dahin sind die Löhne und Gehälter durch das Insolvenzausfallgeld der Arbeitsagentur gesichert.