Bürgermeister Manfred Schötz begrüßte Bürgerinnen und Bürger aus allen Ortsteilen der Marktgemeinde im bis auf den letzten Platz gefüllten Sebastianihaus. Zur Informa-tionsveranstaltung war Dorfladen-Experte Wolfgang Gröll vom Bundesverband der Bürger- und Dorfläden als Referent eingeladen. Die Berater dieses Netzwerkes haben seit mehr als 30 Jahren mehr als 1.000 Dorfladengründungen begleitet.
Schötz ging zunächst auf die kürzliche Schließung des Edeka-Markts in Oberschwarzach ein. Mit dem Pächter habe es im Vorfeld zahlreiche Gespräche gegeben. Die Gemeinde bot sogar finanzielle Hilfe an, um den Standort zu erhalten. Doch Ende März schloss der Laden. Mit Möglichkeiten, einen ‚Dorfladen‘ zu eröffnen, hatte man sich in der Marktgemeinde bereits beschäftigt. In diesem Zusammenhang wurde Wolfgang Gröll empfohlen.
Verbraucher schätzen Produkte aus der Region
In seinem Vortrag stellte der Unternehmensberater seine langjährigen Erfahrungen mit der Gründung von Dorf- und Nachbarschaftsläden vor: Die Menschen auf dem Land wollen starke Dörfer mit attraktiven Mittelpunkten und Läden, die Produkte aus der Region anbieten. Nahversorgung sei kein Seniorenthema–gerade Jüngere sind in ihrem Lebensstil zunehmend von Gesundheitsbewusstsein und Nachhaltigkeit geprägt. Erfolgreiche kleine Läden realisieren bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes mit regionalen Produkten, von Anbietern aus der Umgebung.
Wesentlich für die Gründung, den Aufbau und das Funktionieren von Dorfläden sind bürgerschaftliches Engagement und Beteiligung. Eine weitere tragende Erfolgssäule sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zu 90 bis 95 Prozent entscheiden letztlich sie, ob ein Laden funktioniert.
Gröll begleitet Gemeinden von der Gründung bis zur Eröffnung eines Ladens und darüber hinaus. So werden die 240 Mitglieder, die bisher im Dorfladen-Netzwerk organisiert sind, zum Beispiel durch Seminare, regelmäßigen Kontakt. Dadurch komme man auf eine Erfolgsquote von zirka 90 Prozent. .
Flächenzuschnitt und Investitionssumme entscheidend
Entscheidend dafür, ob ein Dorfladen funktioniere, so Gröll, sind in der Anfangsphase zwei wichtige Bereiche. Zum einen ist dieses der Flächenzuschnitt. Zum anderen sei die Investitionssumme entscheidend. Diese dürfe nicht zu niedrig sein, weil man dann meist an der hochwertigen Kühltechnik sparen müsse. Sie dürfe aber auch nicht zu hoch sein, so Wolfgang Gröll.
Deutlich wurde: Es gibt kein Dorfladen-Standardmodell. Alle sind je nach Bedarf und individuellen Ansprüchen der Ortschaften ausgerichtet und aufgebaut. Die Dörfläden können auch ein Treffpunkt sein, Dienstleistungen können integriert sein. Der Dorfladen also als Multifunktionszentrum.
Eine Analyse des Umfelds sei ebenso bedeutsam wie keine Verbindlichkeiten anzuhäufen. Dorfläden müssen sich betriebswirtschaftlich tragen und dürften keine Zuschussbetriebe sein, die um jeden Preis gehalten werden müssten. Er stellte klar, dass die Läden nicht im Ehrenamt betrieben werden sollten: "Die Läden müssen auch im Hauptamt funktionieren." Tatsächlich lasse sich die Leitung eines Dorfladens einkommensmäßig mit der einer Discounter-Filiale vergleichen. Auch wenn die Dorfläden aufgrund ihrer Betriebsgröße ein begrenzteres Angebot haben, wirke sich dieses nicht nachteilig aus, denn die interessanten Artikel seien die regionalen Produkte.
Ein gut funktionierender Laden platziert zentral interessante Artikel und füllt die Regale mit normalen Artikeln des täglichen Bedarfs auf. Bei den "Dorfläden des Jahres" passe der Absatz, insbesondere, wenn regionale Kleinstunternehmen liefern. Gröll verwies darauf, dass im Vergleich zu den Discountern Dorfläden aktuell eher günstiger sind, weil sie Preissteigerungen nicht in dem Umfang mitmachen würden. Zwar kämpften Dorfläden immer wieder mit dem Image, teurer zu sein, aber das stimme schon lange nicht mehr.
Genossenschaftliches Prinzip als eine Grundlage
Abschließend stellte Gröll den weiteren möglichen Verlauf für die Gründung eines Oberschwarzacher Dorfladens vor. Nach der ‚Sensibilisierungsphase‘, die mit der Informationsveranstaltung begonnen habe, könnten mögliche Standorte geprüft werden, dazu komme eine Finanzierungsplanung. Der Impuls müsse von der Gemeinschaft ausgehen nach dem Motto: "Wir wollen den Laden."
In Arbeitskreisen würde anschließend gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern eine Gründung, zum Beispiel auf Basis einer Genossenschaft vorbereitet. Das Dorfladen-Netzwerk begleite bei Verhandlungen mit Lieferanten, Vermietern. Bei der Veranstaltung wurden Listen ausgelegt, in die sich die Leute eintragen können, die mitarbeiten oder Anteile kaufen wollen. Weitere Formulare liegen auch noch im Rathaus aus.