
Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Genau so ist es, Niels Bohr (Physiker), Karl Valentin (Humorist), Mark Twain (Autor), Winston Churchill (Premierminister). Mindestens diesen Vier wird dieser wunderbare Satz über Vorhersagen zugeschrieben – „besonders wenn sie die Zukunft betreffen“. Eine zeitlose Wahrheit, die umso einleuchtender erscheinen muss, als wir nicht einmal in der Rückschau genau wissen, welchem der Verstorbenen wir diese urheberrechtlich zuordnen dürfen. Wie sollte da – es sei denn es handelte sich um eine/n Hellseher/in – jemand das in der Ferne Liegende prognostizieren?
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Gleichwohl muss ein Versuch gewagt werden. Also: In den nächsten Wochen wird dieses Land in seinen Nationalfarben ersaufen. Es ist Fußball-Europameisterschaft, und die Fanartikelindustrie hat sich vorgenommen, die Nation komplett schwarz-rot-gold einzukleiden und ebenso anzustreichen. Es gibt dafür ein paar Indizien: Nur mit Körperfahnen und Autofähnchen (am besten an allen vier Fenstern), Hawaii-Girlanden, Hüten und Außenspiegelüberziehern ist es diesmal nicht getan. Überzieher gibt es, wie wir den Werbeblättern entnehmen, jetzt auch für Autofelgen.
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Dann müssen echte Fans ihre EM-Bratwurst vom schwarz-rot-goldenen Pappteller essen, aus einem ebensolchen Becher trinken und sich den Mund mit der gleichfarbigen Serviette abwischen, wobei all dies auf einer schwarz-rot-goldenen Tischdecke serviert ist und sich darüber die passende „Fahnenkette Deutschland“ leicht im Winde wiegt. Ein Fruchtgummihersteller hat seine Bärchenmischung national-korrekt eingefärbt, nur die Getränkeindustrie ist da ein wenig einfallslos. Sonst sähen wir doch längst das unentbehrliche EM-Fangetränke-Tragerl mit Cola (schwarz), Johannisbeersaft (rot) und Bier (gold) in den Supermärkten um unsere Gunst buhlen. Ein paar Lebensmittel gibt es noch, die ohne Anspielung auf Fußball-Deutschland auskommen – Leberkäs zum Beispiel. Fragt sich nur, wie lange noch.
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Wie lange, ließe sich ebenfalls fragen, wird es noch dauern, bis das Kundeninformationscenter (KIC) der Stadtwerke wieder da ist, wo es hingehört, wo die Leute sind und wo es schon mal war – in der Innenstadt. „Wir sind jetzt da, wo unsere Kunden sind“, hat vor genau zwölf Jahren, Anfang Juni 2000, der Vertriebsleiter gejubelt, als das KIC in der Manggasse eröffnet wurde. Völlig wider diese Logik hat es sich sieben Jahre später an den Stadtwerkesitz Bodelschwinghstraße verkrochen, wo Kunden nur mit Stadtplan hinfinden. Nun also die Rolle zurück – aber gemach: Bis 2013 soll die Innenstadt-Adresse bezogen sein.
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Verziehen, und zwar aus der Stadtgalerie, wird sich demnächst die „Lerros“-Filiale. Dieser Umstand und die Gründe dazu sind aber für die Marketingleiterin nicht von öffentlichem Interesse: „Wen interessiert das?“, meinte sie auf die Bitte um ein Statement. Und der Herr Geschäftsführer, der darüber etwas zu sagen berechtigt wäre, sei „very busy“. Das ist feinster Marketing-Sprech und meint, der Chef sei wahnsinnig „beschäftigt“. Wahrscheinlich damit, Eigenlob und Hochglanzfotos über neue „Lerros“-Läden an die Medien zu verschicken. Wenn sie wieder zumachen, interessiert das natürlich keinen.