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SCHWEINFURT
Tag der Zahngesundheit: Zähneputzen will gelernt sein
Zähneputzen       -  Am 24. September ist Tag der Zahngesundheit. Unser Symbolbild zeigt Kinder, die in der Wichtel Akademie in München Zähne putzen.
Foto: Inga Kjer/dpa | Am 24. September ist Tag der Zahngesundheit. Unser Symbolbild zeigt Kinder, die in der Wichtel Akademie in München Zähne putzen.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:51 Uhr

„Saubere Zähne sind gesunde Zähne“, das gilt zumindest bei Kindern, weiß der Zahnarzt Dr. Friedrich-Wilhelm Grelle. Deshalb engagiert er sich seit rund 23 Jahren bei der Aktion der Landesarbeitsgemeinschaft Zahngesundheit Bayern (LAGZ), die es sich seit ihrer Gründung vor 33 Jahren zur Aufgabe gemacht hat, Kinder über die rechte Zahnpflege aufzuklären und so Schäden zu vermeiden.

Höhepunkt seines Engagements war der Tag der Zahngesundheit, den die LAGZ immer jährlich in einer anderen bayerischen Stadt ausrichtet und der 2000 in Schweinfurt stattfand. Seitdem gewann die Gruppenprophylaxe in Schulen und Kindertagesstätten wieder einen neuen Aufwind. Heute beteiligen sich 41 Zahnärzte aus Stadt und Landkreis an Aktionen rund um den Tag der Zahngesundheit am 24. September. Sie sind in 58 Schulen und 120 Kitas unterwegs und erreichen knapp 2.000 Kinder.

Es wurde auch schon reichlich experimentiert in den vergangenen Jahren. Erst versuchte man, die Eltern in den Kitas zu zahnärztlichen Elternabenden einzuladen, erzählt Grelle. Das Problem dabei: „Da saßen sie mit ein oder zwei Eltern da und das waren ausgerechnet auch noch die, die‘s gar nicht gebraucht hätten.“ Dann gingen die Zahnärzte morgens in die Kindergärten und sprachen mit den Eltern, die dort ihre Kinder abgaben. Das war schon viel effektiver, erzählt Grelle, die meisten Eltern nahmen sich Zeit.

Leider, meint er, werde das Thema Zähneputzen in den Kindergärten „schrecklich vernachlässigt“. Wobei er den Erzieherinnen keinerlei Vorwurf macht, es fehle halt an Personal und Zeit. Deshalb ist die Aufklärung der Eltern umso wichtiger. Denn „Zähneputzen ist nicht einfach“. Erst ein Kind, das mindestens eine halbe Seite schreiben kann, könne auch richtig Zähne putzen, erklärt der Arzt. Natürlich sollen auch die Kleinen selbst Zähne putzen, wenn sie das möchten, die Eltern allerdings müssten noch einmal nachreinigen. Oder „Abends putzt das Kind und morgens die Mama“, das sei auch eine Möglichkeit, meint Grelle, denn Kindergartenkinder müssten nur einmal am Tag Zähne putzen.

Was er sehr begrüßt: Es gibt heute die Möglichkeit, Zahnbeläge einzufärben, so kann er Eltern und Kindern in der Praxis genau zeigen, ob richtig und ordentlich geputzt wurde oder nicht.

Und da ist er bereits bei einem zweiten wichtigen Anliegen. Die Eltern sollten mit ihren Kindern alle halbe Jahre in die Praxis kommen, mit Schulkindern am besten drei bis viermal im Jahr. Der Besuch beim Zahnarzt soll vor allem die Angst nehmen. „Wenn die Kinder erst kommen, wenn sie schon Schmerzen haben, wird‘s schwierig“, erklärt er. Immer öfter müsse er Kindern Spritzen geben oder die Behandlung gar unter Narkose ausführen, erzählt Grell. Eine Fünfjährige beispielsweise musste er bereits mehrfach narkotisieren, um sie behandeln zu können. Das sei nicht gut, betont der Zahnarzt.

Kinderzähne früher waren eindeutig besser, stellt Grelle fest, wobei sein „Feindbild Nummer eins“ die Getränke sind, Säfte und Limonaden, das ist nicht nur zu viel Zucker, auch die Säure greift den Zahnschmelz an. Leitungswasser oder Tee wären besser, meint Grelle, vor allem nachts in die Fläschchen gehört nichts anderes. Aber schon die überaus süße Muttermilch kann Kinderzähne schädigen. Ein Kind, das schon Zähne hat, gehört seiner Meinung nach nicht mehr gestillt.

Wenn er sich die Brotzeiten anschaut, die die Kinder mit in die Kita bringen oder in die Schule, dann weiß er, woher die schlechten Zähne kommen: Toastbrot und Schokokekse, die die Kinder oft gar nicht so gerne mögen, aber es geht halt schnell. Glücklicherweise werde in vielen Kindergärten schon auf gesunde Ernährung geachtet. Und Grelle erkennt auch ein Migrationsproblem. Wenn es beispielsweise in Syrien auch mal ohne Zähneputzen klappt, dann gilt das leider nicht für Deutschland. Hier gibt es zu viele Süßigkeiten. Er erinnert sich mit Schrecken an einen Notdienst, als nachts um 23 Uhr ein ganzer türkischer Familienklan mit der vierjährigen Tochter kam: „Alle Zähne kaputt!“

Um dies zu vermeiden, gibt es von der LAGZ viel Unterstützung. Für die Kitas gibt es die Aktion Seelöwe, die den halbjährigen kostenlosen Zahnarztbesuch der Kleinkinder fördert. Für jeden Besuch bekommt das Kind ein Stempelkärtchen, das dann auf ein großes Seelöwenposter geklebt werden kann. Für die Vorschulkinder heißt es Seelöwe plus, da kommen zum Zahnarztbesuch auch noch Impulse zur Mundhygiene und Ernährung dazu. Die Grundschüler werden mit der Aktion Löwenzahn und Löwenzahn plus angeregt, für löwenstarke Zähne zu sorgen.

Inzwischen gehen die Zahnärzte auch vermehrt in Altenheime. Auch dort sei es mit der Prophylaxe oft schwierig, wenn die Senioren nicht mehr so können, wie sie wollen. Hier gibt der Zahnarzt oft auch unorthodoxe Ratschläge. Beispielsweise bei einem 90-Jährigen, der sehr viel Saft trank und dem er riet: „Trinken sie stattdessen lieber mal ein Bier“, für die Zähne sei dies allemal gesünder, erklärt Grelle. Foto: Ursula Lux

 
 
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