
Es kämpft unermüdlich für die Menschenrechte, das kleine Häuflein Engagierter der Schweinfurter Gruppe von Amnesty International (ai). Seit 49 Jahren setzen sich die Aktiven für die Freilassung politischer Gefangener ein und arbeiten mit daran, dass Menschrechtsverletzungen benannt werden. So kämpft die fünfköpfige Gruppe seit über zwei Jahren für die Freilassung von Esmail Abdi. Der Mathematiklehrer und Vorsitzende der Lehrergewerkschaft im Iran verbüßt eine sechsjährige Haftstrafe. Seine gewerkschaftliche Tätigkeit wurde als Handlung gegen die nationale Sicherheit gewertet.
"Leider gibt es nichts Neues", sagt ai-Sprecher Ulrich Philipp. Über die iranischen Vertretungen in Genf und Brüssel waren in den vergangenen beiden Jahren Petitionen eingereicht worden. Sogar an den Präsidenten Ebrahim Raisi hat die Schweinfurter ai-Gruppe geschrieben. "Man muss dicke Bretter bohren", weiß Ulrich Philipp. Deshalb will die Gruppe nun erneut eine Petition an die iranischen Behörden schicken.
Aktionsstand am 11. Dezember in der Stadt
Dafür werden an einem Aktionsstand von ai am Samstag, 11. Dezember, von 11 bis 13 Uhr in der Spitalstraße/Ecke Lange Zehntstraße Unterschriften auf einem plakatgroßen Großbrief gesammelt. Außerdem können Solidaritätspostkarten unterzeichnet werden, die direkt an Esmail Abdi ins Gefängnis geschickt werden. "Damit wollen wir ihm den Rücken stärken", sagt ai-Sprecher Ulrich Philipp. Denn für die Inhaftierten sei es wichtig zu wissen, dass sich draußen Menschen um sie kümmern.
Am 10. Dezember 1948 wurde in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von der Generalversammlung der Vereinten Nationen angenommen. Seit 1950 wird der 10. Dezember deshalb als "Tag der Menschenrechte" gefeiert. Amnesty International (ai) nimmt diesen Tag jedes Jahr zum Anlass, die Menschenrechtssituation weltweit kritisch zu betrachten und mit lokalen Aktionen auf die Brennpunkte aufmerksam zu machen. Die Schweinfurter ai-Gruppe ist jedes Jahr mit dabei.
"Menschenrechte sind auch im 21. Jahrhundert kein selbstverständliches Gut", verweist Ulrich Philipp auf Menschen wie Esmail Abdi, die wegen der "falschen Meinung" hinter Gittern sitzen. Oder Kinder, die in Textilfabriken arbeiten. Oder Frauen, die zwangsverheiratet werden. Amnesty International sagt, dass sich in etlichen Ländern die Menschenrechtslage verschlechtert hat. Der Bevölkerung würden viele Bürgerrechte vorenthalten und manche Minderheiten wie die Uiguren systematisch unterdrückt werden. Auch die Nichtregierungsorganisation Freedom House warnt vor einem anhaltenden Rückgang der bürgerlichen Freiheiten und politischen Rechte. In ihrem Jahresbericht 2018 benennt sie 68 Staaten, wo dies der Fall ist.
Sind Menschenrechte aus der Mode gekommen?
"Sind Menschenrechte aus der Mode gekommen?" Diese Frage stellt sich Ulrich Philipp auch angesichts des Drucks, der auf Aktive von Amnesty International ausgeübt werde. So habe ai seine Büros in Honkong wegen des zunehmend repressiven Vorgehens der chinesischen Behörden gegen kritische Stimmen schließen müssen. Auch die einzig in Russland verbliebene Menschenrechtsorganisation "Memorial" stehe vor dem Aus.
Es gibt aber auch positive Nachrichten: "In Sierra Leone wurde im Juli 2021 die Todesstrafe abgeschafft", freut sich Ulrich Philipp und hofft, dass weitere Länder nachziehen werden. Erst im November hatte die Schweinfurter ai-Gruppe zu diesem Thema einen Stand in der Stadt und konnte 100 Unterschriften sammeln. Diese seien an das Justizministerium nach Ghana geschickt worden, wo es ebenfalls noch die Todesstrafe gibt.
Die Aktiven der Schweinfurter ai-Gruppe werden "mutig weiter machen", sagt Ulrich Philipp. Der harte Kern trifft sich jeden dritten Donnerstag im Monat um 19.30 Uhr im Kulturpackt-Büro in der Burggasse. Hier werden die Aktivitäten vor Ort geplant, und jeden Monat wird ein "Brief gegen das Vergessen" geschrieben. Dieser ist an langjährig Inhaftierte adressiert. Auch wenn ai von keinem Adressaten jemals Antwort bekommen hat, seien solche Aktionen sehr wichtig, sagt Ulrich Philipp. Denn: "Wir müssen Druck aus der Öffentlichkeit aufbauen, damit diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten."