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Schweinfurt
Tag der Arbeit in Schweinfurt: DGB-Chef Bernhard Stiedl fordert Reichensteuer und höhere Löhne
Rund 400 Menschen kamen zur 1. Mai-Kundgebung des DGB auf den Marktplatz. Welchen Knalleffekt die Gewerkschafts-Jugend zu bieten hatte.
Bunte Farben statt braunem Gedankengut: Die Gewerkschaftsjugend sorgte bei der 1. Mai-Kundgebung auf dem Schweinfurter Marktplatz für einen Knalleffekt.
Foto: Josef Lamber | Bunte Farben statt braunem Gedankengut: Die Gewerkschaftsjugend sorgte bei der 1. Mai-Kundgebung auf dem Schweinfurter Marktplatz für einen Knalleffekt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Es war ein Knalleffekt, der sich sehen lassen konnte: Die Gewerkschaftsjugend machte mit einer besonderen Aktion am Schweinfurter Marktplatz auf das Motto der 1. Mai-Kundgebungen 2023 aufmerksam: "Ungebrochen solidarisch". Mit einem Farbspektakel warben sie dafür, sich nach der Kundgebung am Marktplatz bei der Gegendemonstration in Oberndorf zu beteiligen, wo die rechtsradikale Kleinstpartei "Der Dritte Weg" einen sogenannten Tag der offenen Tür veranstaltete

"Bei Nazis sehen wir Rot, denn wir sind bunt", hieß es unter dem Beifall der rund 400 Bürgerinnen und Bürger, die am Marktplatz gemeinsam mit der Gewerkschaft den Tag der Arbeit feierten. Auch DGB-Kreisvorsitzender Martin Schmidl betonte, dass 90 Jahre nach der Besetzung der Gewerkschaftsbüros durch die nationalsozialistische Sturmabteilung (SA) es auch heute noch wichtig sei, das Motto "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus" hochzuhalten.

Bayerischer DGB-Vorsitzender Stiedl fordert mehr Gerechtigkeit für Arbeitnehmer

Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl hielt eine kämpferische Rede am 1. Mai auf dem Schweinfurter Marktplatz und forderte mehr Gerechtigkeit für Arbeitnehmer.
Foto: Josef Lamber | Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl hielt eine kämpferische Rede am 1. Mai auf dem Schweinfurter Marktplatz und forderte mehr Gerechtigkeit für Arbeitnehmer.

Eine kämpferische Rede für Arbeitnehmerrechte und faire Löhne gab es von Bayerns DGB-Vorsitzenden Bernhard Stiedl. Er machte klar, wo aus Sicht der Gewerkschaften der Kern der Probleme in Deutschland steckt: "Die einen lassen die Champagnerkorken knallen, den anderen droht die Suppenküche."

Die Einkommenschere gehe immer weiter auseinander, die sozialen Ungerechtigkeiten nähmen zu. Das werde man als Gewerkschaft nicht hinnehmen und dagegen ankämpfen, betonte Stiedl. Gerade angesichts der großen Sorgen der vergangenen Jahre wie Corona-Pandemie, russischer Angriffskrieg gegen die Ukraine oder Energiekrise sei es wichtig, solidarisch zu sein.

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Forderung nach Umverteilung von Reichtum

Denn: Es sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die Deutschland am Laufen halten. "Wir sind es, die hart arbeiten. Ohne uns gäbe es keine Gewinne. Ohne uns wäre Stillstand im öffentlichen Leben. Ohne uns gäbe es dieses Land nicht", betonte Stiedl. Nicht weil die Arbeit der Menschen so schlecht sei oder Gewerkschaften und Betriebsräte sich für ihre Kolleginnen und Kollegen einsetzten, würden Arbeitsplätze abgebaut: "Es ist immer das Management, das verantwortlich ist, das ist die Realität."

"Die einen lassen die Champagnerkorken knallen, den anderen droht die Suppenküche."
Bernhard Stiedl, DGB-Vorsitzender Bayern

Aus DGB-Sicht ist an der Inflation vor allem die "Profitpreisspirale" schuld, nicht die Lohnpreisspirale. Millionen Menschen müssten bangen wie sie finanziell über die Runden kämen. Stiedl forderte "eine Umverteilung von Reichtum und mehr Gerechtigkeit im System". Es sei nicht in Ordnung, wenn "die stärksten Schultern den kleinsten Rucksack tragen." Sprich: Deutlich höhere Besteuerung derjenigen mit hohen Einkommen.

Tarifbindung und Mindestlohn Herzensthemen der Gewerkschaften

Tarifbindung und vor allem das Einhalten des Mindestlohnes seien ebenso wichtige Themen, bei denen auch Kommunen etwas tun können. Kreisvorsitzender Schmiedl hatte darauf verwiesen, dass durch eine DGB-Aktion nun die großen unterfränkischen Städte Aschaffenburg, Würzburg und Schweinfurt planten, bei Ausschreibungen nur noch Firmen zuzulassen, die ihre Mitarbeitenden fair bezahlen. 

'Brüder zur Sonne': Traditionell wird am 1. Mai bei der Gewerkschaft gesungen, natürlich auch in Schweinfurt. Im Bild (von links) Landrat Florian Töpper, SPD-Stadtrat Ralf Hofmann, Bürgermeisterin Sorya Lippert (CSU), SPD-Fraktionsvorsitzende Kathi Petersen, CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk (verdeckt), Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und SPD-Bundestagsabgeordneter Markus Hümpfer.
Foto: Josef Lamber | "Brüder zur Sonne": Traditionell wird am 1. Mai bei der Gewerkschaft gesungen, natürlich auch in Schweinfurt. Im Bild (von links) Landrat Florian Töpper, SPD-Stadtrat Ralf Hofmann, Bürgermeisterin Sorya Lippert ...

DGB-Bayernchef Stiedl betonte, dem Klimawandel zu begegnen sei wichtig. Aber: "Klimafreundliches Verhalten darf nicht vom Geldbeutel abhängig sein. Ohne eine starke Industrie gibt es auch keine starke Daseinsfürsorge." Vehement wehrte sich der Gewerkschafter gegen Ideen der bayerischen Staatsregierung, den 12-Stunden-Tag zu ermöglichen, oder bundesweite Forderungen, das Renteneintrittsalter zu erhöhen. "Die Rente mit 67 ist ein historischer Fehler und wir werden sie weiter bekämpfen", forderte er eine Absenkung des Renteneintrittsalters.

Für die Arbeitgeber hatte er in Sachen Fachkräftemangel eine klare Botschaft: "Klagt nicht, schafft was dagegen, bringt Ausbildungsplätze." Alleine in Bayern gebe es 260.000 junge Menschen ohne Ausbildungsabschluss.

 
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  • D. H.
    Den beiden Kommentadoren kann ich nicht zustimmen. Die Schere zwischen arm und reich wird doch immer größer. Natürlich hat das auch mit Ausbeutung zu tun. Man darf nicht nur die Beschäftigten hier in der Großindustrie sehen, die ordentlich verdienen aber im 3-Schicht-Betrieb auch ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Ich kenne keinen "mittelständischen Unternehmer", der in Armut lebt. Sie jammern zwar immer, haben aber 1-5 große Pkw's in ihren Garagen stehen und leisten sich ansonsten ein sehr gutes Leben. Es wird eben nicht so nach außen getragen, d.h. man protzt nicht mit dem Reichtum. Ohne Zutun der Gewerkschaften hätten wir heute noch die 6-7 Tage Woche, Arbeitszeiten von 12 und mehr Stunden und würde im Alter zwischen 50 und 60 Jahren den "Löffel" abgeben, weil man sich zu Tode geschuftet hat. Diese Zeiten sind zumindest in Europa vorbei dank der Gewerkschaften.
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  • H. E.
    Das ist ganz schlimmer Tobak und gesellschaftliches Gift was hier verbreitet wird!
    Mit den Schlagworten "lassen die Champagnerkorken knallen, den anderen droht die Suppenküche." Und der ganze Jargon sorgt man sehr wohl für Sozialen Unfrieden!
    Das ist schlimm für das Land! Schlimm für die Unternehmen, die als Feinde hingestellt werden! Schlimm für die Handwerker, die Einzelunternehmer und Soloselbständige!
    Das ist schlimm für die Kommunen und den Staat!
    Wieviel Arbeitsplätze hat Schweinfurt in den letzten 25 Jahre verloren? Wo sind die hin?
    Im Ausland sind die Kosten einfach niedriger und die Menschen ich so für dumm verkauft!
    Die Mitglieder werden hier nur vor einem Karren gespannt!
    Ganz schlimme Sache das was die Gewerkschaften mit der Gesellschaft und den Bürgern veranstalten!
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  • R. A.
    sehr scharf bemerkt. Diese ganzen Aktionen heute (auch im TV kommentiert vom DGB und den ewig besserwissenden) stellen jeden Unternehmer als Ausbeuter hin. Wir leben in 2023 und die ganzen Schreier haben Gehälter jenseits von gut und böse. Gerade diese stellen sich hin und legen gesellschaftliches Feuer. Diese Typen richten die deutscheWirtschaft noch richtig zu tode. Dann könnt ihr mit 4 Tage Woche noch länger auf ausführendes Personal warten. Manchmal glaub ich es einfach nicht mehr. Ich war heute als Arbeitgeber bewusst nicht in den Städten oder in der Nähe von Kundgebungen. Sonst hätte mich mein Hass eventuell überkommen. Dieser Tag ist an Tragikomik nicht zu überbieten.
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