Das Jazztrio "Berlin 21" begeisterte mit Dynamik, Virtuosität und Power in der Rathausdiele.
Für Freunde der improvisierten Musik wurde das Abschlusskonzert des Schweinfurter Kultursommers in der Rathausdiele zu einem absoluten Höhepunkt. Zu Gast war der Schlagzeuger und Percussionist Torsten Zwingenberger mit seinem Trio "Berlin 21" mit Lionel Haas (Piano) und Martin Lillich (Bass und E-Bass).
In "Berlin 21", benannt nach dem früheren Postzustellcode von Moabit, haben sich drei außergewöhnlich begabte und kreative Musiker gefunden, die perfekte Technik und hohe Musikalität miteinander verbinden. Sie begeistern ihr Publikum mit zupackenden Jazzklängen und -rhythmen voller Dynamik und Power. Es ist ein faszinierender Mix zwischen Afro- und Latin-Grooves, Bebop, Balladen und Blues.
Den Schlagzeuger Torsten Zwingenberger führten Tourneen durch Europa, USA, Asien, Afrika, und überall war er dabei auf der Suche nach neuen Sounds. Vielleicht entwickelte er auch daraus "Drumming 5.1", eine spezielle Technik, für die er das klassische Drumset mit einem Arsenal exotischer Percussioninstrumente erweiterte und mit erstaunlicher Präzision aller vier Gliedmaßen bespielt. Im Solo "Umkumbe" zeigt er seine absolute Meisterschaft, ebenso in "Steamtrain", in dem er die Geräusche einer anfahrenden Dampflokomotive verblüffend imitiert. Das Publikum staunte über seine Virtuosität und seine Musikalität, mit der er das längere Solo strukturiert und spannend hält.
Kongenialer Partner am Flügel
Am frisch gestimmten Flügel sitzt Lionel Haas als kongenialer Partner. Im Up-Tempo "Bright Ride" entfacht er ein Feuerwerk aus brillanten Läufen und zupackenden Clustern. Zu "Natasha’s Dance" lud er mit zarten, filigranen Figuren ein und im ostafrikanischen "Sitaki Shari" steuerte er mit seinem exzellenten Spiel immer wieder musikalische Höhepunkte an. In "The Room" begann Haas, wie es sich für eine Ballade gehört, mit einer wunderschönen Piano-Einleitung, die er zu einer kleinen Kostbarkeit gestaltete – verhalten setzen dann Bass und Schlagzeugbesen ein. Immer ein faszinierender Moment.
Und schließlich der Bassist Martin Lillich, der sich mit flinken Fingern musikalisch zwischen Klassik, Karibik, Jazz und Balkan bewegt. Seine Soli mit ihren oft rasenden Läufen, Doppelgriffen, mehrstimmigen Passagen und Anschlagtechniken sind ein Beweis seiner Virtuosität, dazu verrieten seine wunderschönen Improvisationen einen Musiker von hohem Rang. In "To Three or not to Three", einem Thema aus flirrenden Triolenketten, verblüffte Lillich einmal mehr mit seiner fast artistischen Fingerfertigkeit.
KulturPackt-Geschäftsführer Gerald Günther und Torsten Zwingenberger bedankten sich beim Publikum nachdrücklich für dessen Interesse und sein Erscheinen. Das scheint notwendig zu sein. "Teile des Publikums scheinen während Corona leider vergessen zu haben, wie bereichernd und belebend jeder Besuch eines Konzerts oder einer Veranstaltung ist", sagte Torsten Zwingenberger. Und empfahl nicht nur den Zuhörern, mindestens einmal im Monat einen Besuch in der "Disharmonie". Mit "Mocking Bird" als Zugabe verabschiedeten sich die Berliner Musiker und zeigten in der fröhlichen Kinderlied-artigen Komposition noch einmal in ihrem Spiel, "dass Jazz jeder Richtung und Couleur swingen und grooven muss", so Zwingenberger. Darauf folgten großer Applaus und Begeisterungspfiffe.