Lachen und Weinen liegen so oft nah beieinander. Kaum ein anderer setzte die Wirren und Wendungen des Lebens so gekonnt in Szene wie William Shakespeare. Das TNT Theatre London, bereits 1980 von Paul Stebbings gegründet und seitdem in über dreißig Ländern weltweit unterwegs, präsentierte eine freche Inszenierung mit Schwung und überzeugender Tiefe von „Much Ado About Nothing“. Fremdsprachiges Theater war in dieser Form keineswegs nur eine abwechslungsreiche Ergänzung für schulischen Unterricht sondern ein Höhepunkt auf dem Theaterzettel der laufenden Spielzeit.
Die Geschichte ist bekannt. Nach dem Krieg stehen die Zeichen auf Unterhaltung. Am Hof des Gouverneurs von Messina lassen es sich die Soldaten gut gehen und in der lockeren Atmosphäre bleiben Flirt und Anzüglichkeiten nicht aus. Während Claudio schnell sein Herz an die Tochter des Hausherren Hero verliert und schnell Hochzeit gefeiert werden soll, wollen Benedict und Beatrice sich den Gefühlsstürmen nicht hingeben und beharren auf ihrer Eigenständigkeit. So weit, so gut. Doch urplötzlich schlägt die Stimmung um, das Lachen bleibt einem im Halse stecken als Intrigenspielchen Heros Ehre erschüttern und sie in die Ohnmacht stürzen. Aus der Komödie wird ernsthaftes Drama.
Paul Flush hatte die musikalische Bearbeitung der Komödie übernommen. Er hatte das Schauspiel mit mehrstimmigen a capella-Sätzen angereichert, die von den Protagonisten selbst gesungen wurden. Assoziationen an die lange britische Tradition der Vokalmusik wurden wach. Die kurzen Einschübe, einem beobachtenden und kommentierenden Chor aus dem griechischen Drama gleich, nahmen das Tempo aus dem Spiel, ließen die Zuschauer innehalten.
Bei der Bühnendekoration hielt Stebbings es mit guter Shakespearetradition. Wenige und von den Spielern schnell zu verändernde Requisiten deuteten die Orte nur an und gaben Raum für die eigene Fantasie der Zuschauer. Das Spielerische hatte großen Anteil in diesem Stück, die Komödianten spielten nicht nur miteinander sondern bezogen das Publikum mit ein. Da musste schon mal eine Zuschauerin aus der ersten Reihe mit auf die Bühne, da prustete Claudio den Schampus in hohem Bogen über die Zuschauerköpfe. Rasant jagten die Spieler durch die Szenen und behielten das Tempo bis zum Ende durch. Köstliche Slapsticks und hohe Körperbeherrschung gaben zusätzlich Pfeffer.
Die Inszenierung des Theatergründers Paul Stebbings hatte es in sich. Sie unterstrich den Witz ebenso wie die überraschende Wendung des Stücks ins Ernste. Beatrice war die Königin des Abends. Komikerin war sie ebenso wie ernsthafte Schauspielerin. Den Sinneswandel von einer standhaften Verächterin der Ehe zu einer liebenden Frau vollzog sie absolut überzeugend, die kleinsten Pointen setzte sie treffsicher, agierte beweglich und reizte die Nuancen mit ihrer Stimme aus. Das TNT Theatre London hatte dem Publikum einen höchst vergnüglichen Abend serviert. Bravo! ERNA RAUSCHER