Ausgaben von knapp vier Millionen Euro haben die Mitglieder des Sulzheimer Gemeinderats in ihrer Sitzung am Montag beschlossen. Die enormen Kosten betreffen umfangreiche und dringend notwendige Kanalsanierungen in mehreren Sulzheimer Straßen sowie die Eigenbeteiligung der Gemeinde an dem Pilotprojekt "Infrastruktur für Großschadenereignisse".
Bei der Befahrung der Kanäle in Sulzheim mit einer Kamera und der Auswertung wurden gravierende Schäden festgestellt. Vor allem an den Kanälen in der Wilhelm-Behr-Straße, der Otto-Drescher-Straße, der Schulstraße und dem Anschlusskanal der Grundstücke "Otto-Drescher-Straße 24 und 25". "Es sind noch weitere Kanäle im Ortsbereich betroffen, die mittelfristig ebenfalls saniert werden müssen", erläuterte Bürgermeister Jürgen Schwab. Vorrangig seien jedoch die genannten Streckenabschnitte.
Sanierungsbeiträge von Anwohnern werden geprüft
Die Brutto-Kosten der Sanierung belaufen sich nach Kostenschätzung durch das beauftragte Ingenieurbüro ProTerra von Hugo Barthel aus Knetzgau bei der Otto-Drescher-Straße auf 1,66 Millionen Euro, bei der Wilhelm-Behr-Straße auf 1,32 Millionen Euro, bei der Schulstraße auf 660.000 Euro und für den neuen Ableitungskanal für das Schmutzwasser der Grundstücke "Otto-Drescher-Straße 24 und 25" auf 149.000 Euro.
Die Verwaltung wurde beauftragt, einen Antrag auf Förderung nach den Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZ-Was) zu stellen. Dabei soll auch geklärt werden, ob für die Kanalsanierung Beiträge von den Haushalten erhoben werden können. Der Beschluss fiel einstimmig aus, nachdem das Gemeindeoberhaupt darauf hinwies, dass die Situation seit langem bekannt ist. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Abwassersystem zu sanieren", so Schwab.
Einstimmig beschloss das Ratsgremium die Teilnahme am Pilotprojekt "Infrastruktur für Großschadenereignisse" und einen Antrag auf Förderung nach der Leader-Richtlinie zu stellen. Wie Schwab mitteilte, befasst sich die Gemeinde seit längerem mit der Ertüchtigung der Infrastruktur zur Vorsorge für eventuelle Stromausfälle im Gemeindebereich, der Einrichtung einer Gemeindezentrale, einer Bürgeranlaufstelle und der Bereitstellung von Informationen für die Bevölkerung. Im Februar war das Projekt bereits im Gemeinderat vorgestellt worden. Die Gesamtkosten belaufen sich voraussichtlich auf 276.000 Euro.
Aus der Leader-Förderung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten erwartet man etwa die Hälfte der Kosten als Zuschuss. Die Gemeinde übernimmt die Projektträgerschaft und die Antragstellung. Zweiter Bürgermeister Albrecht Dazer erinnerte an mehrere Treffen im Landratsamt Schweinfurt: "Die große Mehrheit stimmte dort für das Projekt." Man könne mit hohen Zuwendungen für die einzelnen Maßnahmen rechnen. Die Ausgabe für das Projekt sei für die Gemeinde gut angelegtes Geld. "Eine einmalige Chance", so Dazer. Einige Ratsmitglieder betonten die Bedeutung des Projekts mit Blick auf den Klimawandel, monierten aber den mangelhaften Informationsfluss im Vorfeld.
Rainer Fuchs teilte mit, dass es beim jüngsten Starkregen in Bereichen von Mönchstockheim durch Oberflächenwasser von Äckern zu vollgelaufenen Kellern kam. Dazer wandte ein, dass die Anrainer selbst ihre Anwesen schützen müssten. Würde die Gemeinde tätig werden, schaffe man einen Präzedenzfall: "In jedem Ortsteil gibt es ähnliche Fälle. Wo fangen wir an, wo hören wir auf." Vom Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt will man jetzt wissen, welche Möglichkeiten es gibt, das Hochwasserproblem in den Griff zu bekommen.