Der Genuss beginnt beim Betreten des Geschäfts. Ein verführerischer Duft erfüllt den kleinen Raum. Julia Bärwald hat gerade einige Tortenböden aus dem Ofen geholt und stellt sie vorsichtig auf dem großen Küchenblock ab. Noch erinnert wenig an die süßen Kunstwerke, die Kunden bei ihr bestellt haben und die erst entstehen werden.
"Cupcakes World" hat Bärwald ihre Auftragskonditorei genannt, die sie kurz vor Weihnachten in der Bahnhofstraße 7 in Gerolzhofen eröffnete. Für die Schweinfurterin, die lange als Schneiderin arbeitete, ist es das erste eigene Geschäft, obwohl sie schon seit 14 Jahren individuell gestaltete Torten und süße Kreationen in Handarbeit auf Kundenwunsch anfertigt. Bislang entstanden die kulinarischen Unikate in ihrer heimischen Küche.
Offene Küche erlaubt Einblicke
Den Namen Cupcake (übersetzt: Teig in der Tasse) hat sie bewusst gewählt, weil sie nicht nur Torten für Hochzeiten und Geburtstage kreiert. Zusätzlich zaubert sie gerne Kekse, Macarons, Cookies in verschiedensten Designs – und eben jene fluffigen Minikuchen mit Zuckerguss-Schicht oder Cremehäubchen, die ursprünglich aus Nordamerika stammen. Lange schon sind Cupcakes auch hierzulande beliebt, kaum ein Kindergeburtstag kommt ohne sie aus.
Julia Bärwalds Backkünste hatten sich anfangs besonders bei den damals in Schweinfurt stationierten US-Soldaten und deren Familien herumgesprochen. So fing alles im Kleinen an. Vieles hat sie sich selbst beigebracht oder in Onlinekursen gelernt. Gleichwohl sie schon immer eine Leidenschaft fürs Backen habe, sagt sie.
Von ihren Fertigkeiten können sich sogar die Passanten überzeugen. Durch die Schaufenster ist ihre offene Küche gut einsehbar. "So manche Kinder haben sich daran schon die Nase plattgedrückt", berichtet sie mit freudestrahlenden Augen.
Zu sehen bekommen sie eine Enthusiastin. "Jedes Detail muss stimmen, ich möchte alles akkurat gestalten", lautet ihr Credo. Ihre Kreationen entstehen nicht binnen kürzester Zeit, wichtig ist für sie eine große Portion Geduld. An mancher Hochzeitstorte arbeitet sie zwei Tage.
Viele Kunden, erzählt Bärwald, vertrauen ihr nahezu blind beim Design. Meist bekommt sie nur ein Stichwort oder Wunschmotiv genannt, wie zum Beispiel die Disney-Figur Minnie Maus bei einem aktuellen Auftrag.
Bei einer weiteren Geburtstagstorte, für einen Bürgermeister aus dem Landkreis, wurde lediglich das Gemeindewappen vorgegeben. Sie freut sich, dass man ihr viel Freiraum lässt: "Das meiste bei der Dekoration denke ich mir selbst aus."
Viele Wunschmotive sind möglich – aber nicht alle
Grenzen kennt sie kaum. Zu Halloween sollte sie eine Torte mit viel "Blut" verzieren, was mit reichlich Kirschmarmelade täuschend echt aussah. Verwundert war sie über einen Auftrag für eine zumindest auf den ersten Blick klassische Hochzeitstorte. Weil der Bräutigam ein Fan der Marvel-Figur Hulk war, musste der grüne Superheld unbedingt mit auf die Torte.
Und hat sie Aufträge auch schon ablehnen müssen? Einen, gesteht Bärwald. Zu viele Worte möchte sie darüber nicht verlieren, nur so viel dazu sagen: "Es war ein sehr erotisches Motiv." Eine Dame aus dem Rotlichtmilieu hatte es sich zu ihrer Hochzeit gewünscht. "Das ging aber gar nicht."
Irgendwie würde das wohl auch nicht zu dem hübsch eingerichteten Geschäft passen, das sich mit verspielten Design und Accessoires sowie in den Farben weiß und pink präsentiert. "Ich wollte es klein, putzig, irgendwie malerisch haben", sagt sie.
Die Cupcakes World erinnert an eine kleine Märchenwelt. In der auch Julia Bärwalds Wünsche in Erfüllung gehen. "Richtig stürmisch" war der Andrang zum Start, berichtet sie. Es sei eine sehr gute Entscheidung gewesen, im beschaulichen Gerolzhofen zu eröffnen, statt in einer größeren Stadt wie Schweinfurt.
