Nach dem Sturm war vor dem Sturm. Kaum war Orkan "Ylenia" vorübergezogen, meldete sich am frühen Freitagabend der neue Orkan mit dem ungewöhnlichen Namen "Zeynep". Zeynep ist ein arabischer Frauenvorname und bedeutet so viel wie "wohlriechende Wüstenpflanze". Die Enkelin des Propheten Mohammed beispielsweise trug diesen Namen. Der nächste Sturm mit Namen "Antonia" steht bereits vor der Haustüre.
Das Landratsamt Schweinfurt hatte die Bevölkerung erneut aufgerufen, besondere Vorsicht walten zu lassen und sich über die Entwicklung der neuen Unwetterlage auf dem Laufenden zu halten. Über "NINA", die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, wurde vor dem Sturm gewarnt. Auch die Stadt Schweinfurt forderte die Bürgerinnen und Bürger auf, während des Sturms keine Grünanlagen zu betreten. Herabfallende Äste und Kronenteile könnten lebensgefährlich sein. Dies gelte auch noch für die Zeit nach dem Sturm, bis alle Schäden an den Bäumen beseitigt sind.
Gegen 18.30 Uhr ging es los
Gegen 18.30 Uhr traf die aus Nordwest anziehende Kaltfront mit starken Böen auf den Landkreis Schweinfurt. Um 19 Uhr erreichte sie das Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen.
Die Rettungsleitstelle in Schweinfurt (ILS) hatte sich erneut personell auf das Unwetter vorbereitet. Die Zahl der Disponenten und der Mitarbeiter, die die eingehenden Telefonanrufe entgegennehmen, wurde nach oben gefahren. Man habe zeitweise mit vier zusätzlichen Mitarbeitern die Notrufe abgearbeitet, teilt Marco Pielhoff von der ILS mit.
In der von der ILS betreuten Region Main-Rhön (Stadt und Kreis Schweinfurt sowie die Landkreise Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Haßberge) kam es zu rund 70 Unwettereinsätzen. Die "Hoch-Zeit" der Einsätze war zwischen 18.30 und 20 Uhr, als die Kaltfront durchzog. Alleine hier war gab es 50 Feuerwehreinsätze.
Kleinere Sicherungstätigkeiten
Mit 13 Einsätzen am Freitagabend in Stadt und Landkreis Schweinfurt kam der Süden der Region auch bei diesem Sturm wieder recht glimpflich davon. Vorwiegend handelte es sich um Einsätze wie "Baum auf Straße", teilweise auch abgedeckte Ziegel und kleine Sicherungstätigkeiten an Gebäuden. Auch am Samstagvormittag gab es noch einige Alarme für kleinere Aufräumarbeiten.
Stromausfall in Stadtlauringen
Durch einen umgestürzten Baum auf eine Oberleitung in der Nähe vom Tonwerk in Stadtlauringen kam es am Freitag kurz nach 17 Uhr zu einem Stromausfall in Teilen von Stadtlauringen und Umgebung. Durch den Stromausfall meldete die Brandmeldeanlage in einem Seniorenstift einen Alarm, der sich allerdings als Fehlalarm herausstellte. Die Feuerwehren aus Altenmünster und Ballingshausen wurden zum Einsatzort am Tonwerk alarmiert, um die Einsatzstelle abzusichern. Techniker des Stromversorgers konnten rasch die vom Windwurf betroffene Leitung abschalten und nach Umschaltarbeiten den Strom für die Gemeinden wieder zuschalten.
Alarme gab es außerdem für die Feuerwehren aus Geldersheim, Reichmannshausen, Werneck, Schwebheim, Dittelbrunn, Heidenfeld, Grafenrheinfeld, Kützberg, Marktsteinach, Bergrheinfeld, Euerbach und Greßthal.
Im Norden und Osten von Unterfranken war der Sturm stärker - mit der Folge, dass dort die Feuerwehr deutlich mehr zu tun hatten. Laut Marco Pielhoff mussten die Feuerwehren im Landkreis Haßberge 21 Einsätze abarbeiten, im Landkreis Rhön-Grabfeld waren es 20 Alarme und im Landkreis Bad Kissingen 14 Einsätze.
Die Integrierte Leitstelle (ILS) in Würzburg meldete ebenfalls mehrere Sturm-Einsätze. Am heftigsten hat es in Würzburg ein Gebäude in der Werner von Siemens Straße erwischt. Dort wurde eine Dachfläche von etwa 300 Quadratmeter vom Sturm abgedeckt und die Dach-Paneele flogen bis auf die angrenzenden Straßenbereiche.
Windböen haben in Kitzingen Teile des Daches einer Schule abgerissen. Wie ein Polizeisprecher sagte, wurden durch den Sturm am Freitagabend etwa 250 Quadratmeter des Flachdaches der Erich-Kästner-Schule abgedeckt. Teile des Wellblechdachs landeten demnach unter anderem in Bäumen und auf der Straße. Verletzte gab es keine, wie der Sprecher mitteilte.
Es bleibt weiterhin windig
Kaum ist "Zeynep" weg, kommt das nächste Sturmtief "Antonia". Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt aktuell für die Region Main-Rhön ab 22 Uhr bis zum frühen Montagmorgen vor schweren Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometer (Windstärke 10) aus südwestlicher Richtung. In exponierten Lagen muss sogar mit Sturmböen bis 100 Stundenkilometer gerechnet werden. Kurz nach 12 Uhr am Sonntag hat "NINA", die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, bereits eine entsprechende Alarmmeldung abgesetzt.
Die Lage könnte sich allerdings noch verstärken, so dass es möglicherweise erneut zu Orkanböen kommen kann.