Es ist ein Jahr der Revivals, stellte Sitzungspräsident Stefan Volkmuth frohgemut fest, hoch über der Treppe des Wipfelder Rathauses: Von ABBA bis "Wetten, dass...?" kehrt manch Altbekanntes zurück. Die NVW, die Närrische Vereinigung Wipfeld, wollte da nicht nachstehen und ließ nach 729 Tagen Faschingsabstinenz die fünfte Jahreszeit wieder aufleben.
Los ging es coronakonform mit 3G auf dem Marktplatz. Rechtzeitig zum Fackelumzug ließ der Regen nach. Das Ziel der närrischen Prozession war das Haus des neuen Prinzenpaars, das nun in die Fußstapfen von Dennis I. und Kristina I. tritt. Die Neuen sind keine Unbekannten: Alisha Hogan und Benedikt Mehling schwingen als faschingserfahrene Tollitäten das Zepter. Natürlich sollte es fürs Virus kein Revival geben, beim der Audienz am Prinzenhof: "Überlegt's euch gut, bevor ihr euch drückt", mahnte Stefan Volkmuth.
Mit Clowngesichtsmundschutz ging es dann zum Amtssitz von Bürgermeister Tobias Blesch, verstärkt durch Karnevalesen und Karnevalesinnen aus Bergrheinfeld, Grafenrheinfeld und Waigolshausen. Es ist das 56. Prinzenpaar, das da inthronisiert wurde, "in ununterbrochener Reihenfolge". Beide sind faschings- und bühnenerfahren: Benedikt I. kennt man vom Männerballett, der Import aus Stetten ist außerdem Gitarrist der Metalband "Ashes of Sorrow". Partnerin Alisha Hogan ist die Tochter eines Prinzenpaars und unter anderem bekannt als langjähriges Tanzmariechen – außerdem sind beide begeisterte Angler. "How much is the fish?" lautet denn auch, frei nach Scooter, das Motto der langen Session.
Derzeit sind NVW-Sitzungen geplant. Was bis dahin coronatechnisch noch so alles an Land gezogen wird, ist allerdings offen.
Erstmal wurde das Rathaus gestürmt. Präsi Volkmuth ist allerdings Gemeinderat und musste vor seinem Chef drinnen kuschen. Also übernahm Elferrat (und Bäcker) Sebastian Heinrich das Kommando, bewaffnet mit Baguette, Thomas Gropp kommandierte die Bürgerwehr. Der Bürgermeister drohte drinnen mit der unsinkbaren Fähre: "Mein Schlachtschiff und mich kriegt so schnell keiner klein! Und jetzt packt Euer Zeug und geht wieder heim!"
Beim Straßenzustand ist momentan aber eher Heimstolpern angesagt. Die Dauerbaustelle Marktplatz wird noch zum Rollator-Parcours. Bocksbeutel gibt's für den Zehntgrafen auch nicht mehr. Ganz nebenbei hat der Bürgermeister den Wipfeldern noch einen dritten Lockdown beschert, in verkehrstechnischer Insellage: "Wie kannst du des zulass', das die Ämter, die schlauen, die Straßen nach Volkach und Garscht gleichzeitig bauen?"
Am Ende wechselten Schlüssel und Gemeindekasse den Besitzer. Der entthronte Bürgermeister hatte noch einen guten Rat, bevor er sich auf Hochzeitsreise begibt: Das eroberte Geld schnell ausgeben, wegen der Inflation.