Egon hat er geheißen, der Sturm, der auch uns am Freitag mehr oder weniger bewegt hat. Mensch und Maschine – Autos, zum Beispiel – hatten gegen so manche wilde Böe zu kämpfen und durften froh sein, wenn ihnen kein abgerissener Ast aufs Dach gefallen ist. Fast schon passend zum Egon-Sturm hat es der Narrenkalender gewollt, dass am gleichen Freitag, dem 13. übrigens, der obligatorische Rathaus-Sturm abzuleisten war, weshalb Elferräte mit ihren lustigen Hahnenkammhüten und die bedauernswerten Gardemädchen der Naturgewalt trotzen mussten, um dem Herrn Oberbürgermeister Sebastian Remelé (der Kürze wg. Sebelé) draußen auf der Rathaustreppe gewaltsam die Schlüssel abzunehmen.
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Dabei ging es naturgemäß spaßig zu, und eigentlich regieren die Faschingsnarren trotz ihrer großen Klappe seit diesem Freitag, dem 13., die Stadt ja nicht wirklich, wobei die gute Frage wäre, ob eine solche Machtübernahme überhaupt bemerkt würde, beziehungsweise ein allzu großes Unglück wäre.
Mit seinem Spitzenpersonal – von Bertuleit (Museum) über Stepputat (Stadtwerke) und Schmuker (Leopoldina) bis Göb (Personaler) – hatte der Herr Sebelé, wie man weiß, so manchmal seine liebe Not und scheinbar nicht immer den rechten Überblick über deren Treiben und die Folgen. Das sollte ein geübter Sitzungspräsident der ESKAGE bis zum Kehraus am Faschingsdienstag ebenfalls ganz passabel hinkriegen.
Immerhin: Die Leute geben ihr Geld aus, weil's auf dem Sparkonto weniger wird statt mehr, und die Folge ist, dass die Wirtschaft, auch die regionale, nur so brummt. „Auf Wolke sieben“ schwebe sie, stand in der Zeitung. Regelrecht euphorisch geben sich IHK und Handwerkskammer, und wenn sie recht haben, geht's der Konjunktur und uns ein weiteres Jahr blendend. Das passt nur nicht zum Jammer der Schweinfurter Einzelhandels-Vertreter, die vor Weihnachten ein eher düsteres Bild gemalt haben: sieben Läden sind in der Spitalstraße (!) verwaist. Am nächsten Dienstag, immerhin, wird sich der Herr Sebelé in einer Pressekonferenz dazu äußern – obwohl dann ja eigentlich ein Narr im Rathaus regiert.
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Vielleicht sagt der Herr Sebelé gelegentlich noch mal was zum Thema städtische Rathenau-Schulen, die zu schließen er und seine CSU letztes Jahr beschlossen hatten. Getraut haben sie sich's dann doch nicht wegen des Sturms der Entrüstung (der nicht Egon hieß). Aber zu der Behauptung des Herrn Sebelé, die SPD habe zu Zeiten, als sie noch die Mehrheit im Stadtrat hatte, einen CSU-Antrag auf Verstaatlichung des Rathenau abgelehnt, reichte es noch. Das hat den SPD-Stadtrat Herbert Wiener zu einer größeren Recherche veranlasst mit dem Ergebnis: Weder gab es so einen CSU-Antrag, noch ein Angebot des Freistaats, die Personalkosten zu übernehmen. Wenn der Herr Wiener recht hat, müsste dem Herrn Sebelé eine „Fake News“ rausgerutscht sein, wie das heute heißt.
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Keine „Fake News“ ist dagegen das tieftraurige, seit vielen Monaten von jedermann und jeder Frau zu besichtigende Trauerspiel in der Hadergasse: eine einzige Dauerbaustelle. Oder zwei oder drei, die nahtlos aufeinander folgten? Egal, die Folgen sind die gleichen, und die gewerblichen Anlieger stinksauer. Existenzgefährdend sei, was da seit einem Jahr gegeben wird, maulen sie immer lauter – verständlicherweise. Aber Hoffnung naht – in Gestalt einer Citymanagerin!