
Alle Arbeiten des Bildhauers Peter Vollert haben eines gemeinsam: Sie treffen den Kern, die Essenz dessen, was sie darstellen. Ein Bär, ein Wolf, ein Schweinehirte, eine Madonna – sie alle sind immer genau das. Nicht mehr und nicht weniger. Vollerts bekannter Kugelbär ist die typische Verbindung aus Kuscheligkeit und Kraft. Der Wolf ist ganz selbstvergessene Eleganz. Der Schweinehirte im Schweinfurter Stadtteil Zürch tut das, was Schweinehirten vermutlich die meiste Zeit tun oder taten: Er träumt vor sich hin. Beneidenswert.
Die gleiche gedankliche Klarheit, mit der Peter Vollert seine Madonnen modelliert, hat er auch den Faschingsorden angedeihen lassen, die er fast 40 Jahre lang – von 1974 bis 2013 – für die Faschingsgesellschaft „Stüchter Gäßbouk-elf“ seines Heimatorts Üchtelhausen gestaltet hat. Nun hat er dem Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen, dessen künstlerischer Leiter der Schweinfurter Hans Driesel ist, ein Konvolut von etwa zwei Dutzend Orden aus eigenen Beständen („Was halt noch da war“) und einem Nachlass gestiftet.
Wie im Gespräch und wie bei seinen Skulpturen kommt Peter Vollert auch bei den Faschingsorden immer direkt zum Punkt. Nach eher grafisch gestalteten Exemplaren der Anfangsjahre fing er Ende der 1970er-Jahre an, das jeweilige Motto der Session umzusetzen. So hat der Orden für 1980 (Motto: „Schiff ahoi“) die Form eines Ankers und der für 1981 („Wildwest in unserem Nest“) die eines Sheriff-Sterns. Und so geht es weiter: Das 1982er-Motto „Ja so warns“ ist als Ritterhelm umgesetzt, und 1983 („Alles nur Märchen“) reitet eine Hexe auf ihrem Besen durch die Session. Der Buckel der Katze auf ihrem Rücken liefert die Öse für die Ordenskette.
Manchmal wird es hintergründig: 1992 lautete das Motto „Gerüchte aus dem Stüchte“. Ein Elefant balanciert eine Maus auf dem Rüssel – Gerüchte machen oft aus einer Maus einen Elefanten. Die „Stüchter Traumwelt“ von 1993 ist mit einer geheimnisvollen, auf Wolken schlummernden Frauengestalt dargestellt. Und die „Stüchter Movie World“ aus dem Jahr 2000 ist ein Filmstreifen in Bronze.
Immer wieder taucht natürlich der Gäßbouck auf, einmal sogar Samba tanzend. Seltener die Narren selbst, 2003 allerdings nimmt der Narr den ganzen Orden ein, fröhlich auf dem Kopf stehend: „Ganz Stücht steht Kopf“, lautete das Motto. Die Auflagen von etwa 120 Stück hat bis 2011 Hilmar Leuner gegossen, jetzt sollen auch künstlerisch Jüngere ran. Peter Vollert, Jahrgang 1940 und eigentlich Steinbildhauer, hat die Gestaltung der Orden an Schüler abgegeben.