Es weht schon seit längerem ein Hauch von "Silicon Valley", an der B 303 zwischen Niederwerrn und Euerbach. Am Motorpool, wo einst der Fuhrpark der US-Army untergebracht und gewartet worden ist, hat sich bereits der Deutschland-Ableger des schwedischen Automobil-Zulieferers Veoneer niedergelassen. Nun werden an der Bundesstraße innovative Konzepte rund um das selbstfahrende Auto der Zukunft entwickelt.
Auf dem Gelände, das 2017 von der Gemeinde Niederwerrn gekauft worden ist, als räumlich getrenntes Teilstück der Konversionsfläche "Conn Barracks", wird sich 2023 auch noch ein deutsch-schweizerisches Unternehmen ansiedeln. Die heimische Niederlassung der Firma Procimmo möchte Klein- und Startup-Unternehmen sogenannte "Streetboxen" anbieten. "Sie stehen bereits in den Startlöchern", sagte zweiter Bürgermeister Thomas Wohlfahrt gegenüber der Zeitung.
Werkstatt oder Büro
Die modularen, platzsparenden Boxen lassen sich vielfältig als Werkstatt oder Büro nutzen, im Baukastensystem. Die dadurch neu angesiedelten Minifirmen sollen weitere Gewerbesteuereinnahmen in die Werntalgemeinde bringen. Der Gemeinderat stellte in seiner jüngsten Sitzung, die durch Thomas Wohlfahrt geleitet worden ist, die Weichen. Der Flächennutzungsplan wurde bereits geändert, nun soll ein Bebauungsplan "Am Motorpool" aufgestellt werden, teilte der Gemeindevertreter zur Sitzung mit. Es geht um die Festlegung der genauen Grenzen der Gewerbeflächen sowie des Straßenverlaufs. Als nächster Schritt folgt die Auslegung des Plans sowie die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange.
Zwei Industriespeicher gekauft
Formal genehmigt wurde eine überplanmäßige Ausgabe von 105.000 Euro, die durch den Ankauf zweier Industriespeicher entstanden sind. Sie wird intern umgebucht, an der Gesamtsumme des Haushalts 2022 ändert sich nichts. Es geht laut Thomas Wohlfahrt darum, Strom von PV-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden der Gemeinde zwischenspeichern zu können, auch als Vorsorge für einen möglichen "Blackout". Viele Kommunen sichern sich derzeit gegen das Risiko eines längerfristigen Stromausfalls ab, der weite Teile der Infrastruktur und des öffentlichen Lebens lahmlegen würde. Einer der beiden leistungsstarken Stromspeicher, die eine Kapazität von insgesamt 280 Kilowattstunden haben, wird im Rathaus installiert. Von dort aus ließe sich im Krisenfall auch der benachbarte Bauhof oder die Feuerwehr mit Energie versorgen.
Überschaubare Lieferzeiten
"Man könnte einen Tag weitermachen", vermutet Wohlfahrt. Im September habe die Gemeinde die Möglichkeit erhalten, kurzfristig bei zwei Anlagen "zuzuschlagen", in Zusammenarbeit mit der Energiegenossenschaft Oberes Werntal: für rund 200.000 Euro und bei damals noch überschaubaren Lieferzeiten.
Formal gebilligt wurde das neue Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept der ILE "Interkommunale Allianz Oberes Werntal". Vertagt hat das Gremium die Beratung der Satzungen über die Benutzungsgebühren für das Gemeindezentrum, die Hugo-von-Trimberg-Turnhalle sowie die Schulturnhalle in Oberwerrrn.