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Niederwerrn
Strom statt Stroh aus der Energiescheune
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 02.05.2021 02:15 Uhr

Pünktlich zum metereologischen Frühlingsbeginn ging es um die Kraft der Sonne, im Gemeindezentrum: Der Gemeinderat von Niederwerrn befasste sich mit dem Thema Photovoltaikanlagen für die Neue Mitte. In der Diskussion zogen dann doch einige Wolken auf, als es um die Grundsatzfrage Ökologie oder Wirtschaftlichkeit ging.

Experte Simon Achhammer vom Kooperationspartner IfE, dem Institut für Energietechnik in Amberg, hatte eine ausgefeilte Präsentation in Sachen Strom dabei. Das künftige Ensemble "Neue Mitte" wird sowohl aus historischen Alt- wie auch aus Neubauten bestehen. Der Strombedarf pro Jahr beträgt 11 000 Kilowattstunden. Für die Energiescheune wurde bereits eine Pelletsheizung mit Wärmepumpe beschlossen – die selbst einen Jahresstrombedarf von 13 100 Kilowattstunden hat, plus etwas Betriebsaufwand für die künftige Versorgungszentrale.

Achhammer wies darauf hin, dass man zur Vermeidung von EEG-Umlage auch das Thema "Dritte Letztverbraucher" beachten sollte, mit Blick auf eine mögliche Backstube oder E-Ladesäulen. Bettina Häckner rechnete seitens der Grünen damit, dass sich Deutschland da künftig ans EU-Recht anpassen muss, das bei Eigenversorgung oder Speichertechnik als weniger restriktiv gilt.

Drei Varianten in Simulation durchgerechnet

Per Simulation wurde getestet, wie sich bei den Gebäuden Photovoltaikanlagen im Süd-Ost-Verlauf,  bei einer Gesamtabdeckung oder in einer Maximalvariante mit Verschattung auswirken würden. Nachdem es vor allem um Nutzung am Abend gehen wird, dürfte Speichertechnik gefragt sein. Je nach Photovoltaikabdeckungsgrad auf dem Dach würden in der Neuen Mitte 31 000 bis 67 000 Euro Investitionskosten fällig, auf der Energiescheune 15 000 bis 35 000 Euro.

Wirtschaftlich am besten schneidet dort die Variante "Südost" ab, was 5,5 Tonnen Kohlendioxid jährlich sparen würde. Bei einer Gesamtabdeckung der Neuen Mitte (inklusive Verschattung) bliebe die Atmosphäre von 23 Tonnen Treibhausgas im Jahr verschont. Es würde in diesem Fall mehr als zwanzig Jahre dauern, bis die Anlagen Überschüsse einfahren. Der Energietechniker plädierte dafür, die Neue Mitte per Direktleitung an die Strom-Scheune anzuschließen.

Mit Blick auf ein Arbeitspapier der Grünen, in dem noch hochwertigere Module vorgestellt worden sind, warnte Bürgermeisterin Bettina Bärmann vor Photovoltaik um jeden Preis: "Ich glaube nicht, das die Bürger das dann noch akzeptieren." Das Gesamtbild zähle: Auch durch nachhaltige Bauweise würde bei den Gebäuden Kohlendioxid gespart. Bettina Häckner betrachtet auch Kohlendioxid-Ausstoß als langfristige Kostenbelastung. Volkswirtschaftlich würden laut Umweltbundesamt pro Tonne Kohlendioxid 180 Euro an Folgeschäden entstehen. Man werde sich gegenüber künftigen Generationen nicht nur für die Kosten, sondern auch für die Folgen des Klimawandels rechtfertigen müssen.

Entscheidung musste jetzt fallen

Mit den Details der Anlagen noch etwas warten bringe nichts, meinte Bärmann auf Nachfrage von Thomas Wohlfahrt (SPD): Man müsse es wegen der Dachkonstruktion und dem Förderantrag jetzt klären. Für Thomas Pfister wäre das Modell "Südost" für alle Gebäude die zugleich wirtschaftlichste und umweltfreundlichste Variante. Achhammer warnte vor Kostensteigerung bei der Dachanpassung. Die angedachte Integration ins Dach habe vor allem optische Gründe, hieß es auf Nachfrage von Inge Stephan. Die CSU-Gemeinderätin regte eine "Cloud-Lösung" an, die wechselseitige Nutzung überschüssigen Stroms mit anderen Erzeugern.

Gabriele Reuß (CWVO) sah schon jetzt ein gutes Projekt und verwies auf andere Bauvorhaben, wo Photovoltaik genutzt werden könne. "Wir sollten die Akzeptanz in der Bevölkerung hochhalten", fand Florian Negwer. Der Freie Wähler plädierte dafür, eine moderne Variante mit ansprechender Optik zu verbinden. Man sehe die Anlagen von der Straße durchaus, betonte Bettina Bärmann. Bei einer Gegenstimme von Thomas Pfister wurde die Version "Energiescheune plus Direktleitung" gebilligt. Bettina Häckner gab zu Protokoll, dass sie die umweltfreundlichste Lösung bevorzugt hätte.

 
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