Den ersten nicht alkoholfreien Witz hörte Weber als Junge von seinem Onkel Rudi: Im Lehrsaal lässt der Pathologe eine Leiche betrachten, sie sollen die Todesursache abschätzen. Nach vielen falschen Antworten kommt Student Müller an die Reihe: „Todesursache war hier Leberzirrhose“. Richtig, lobt der Professor, doch wie kommen Sie darauf? - „ Ich werde doch meinen Vater kennen“.
Philipp Weber, studierter Biologe und Chemiker, wird in der ausverkauften Disharmonie stürmisch begrüßt. Der radikale Verbraucherschützer will seine Erkenntnisse und Recherchen wieder in eine tempo- und nuancenreiche kabarettistische Kunstform umwandeln. Ein vergnüglicher Abend beginnt.
Warten auf Merlot
Nach seinem vorigen Erfolgs-Programm „Futter – streng verdaulich“ bleibt Weber seiner Rolle als Ernährungswissenschaftler treu, sein aktuelles Thema heißt „Durst – Warten auf Merlot“. Denn es wird Zeit, ein Wort über den Durst zu verlieren, weil der Mensch schließlich 1,5 Liter am Tag trinken soll. Nur was? Webers Arzt empfiehlt ihm, auch wegen seiner Schlafstörungen, vier Wochen auf Alkohol zu verzichten. Webers Freundin serviert ihm Hopfenblüten- und Brennessel-Tee, sogar Sauerkrautsaft, der ihm heftigen Durchfall beschert - „du entschlackst ja prima“.
Kann man ohne Alkohol überhaupt leben, sei er nicht ein Teil der Kultur? Schon als Jugendlicher habe er ganze Wallfahrtszüge im Odenwald schwankend durch Kornfelder ziehen sehen. Der Exzess sei inzwischen Teil unserer Kultur geworden: 50 Millionen Liter Glühwein im Advent, der Nürnberger Christkindlesmarkt sei längst zum Adventsballermann verkommen. Die Jugend säuft sich ins Koma. Allerdings waren von den 50 000 im Krankenhaus behandelten Alkoholvergifteten 50 Prozent Rentner. Bleibt als alkoholfreies Energiegetränk wirklich nur „Red Bull“ übrig, eine Mischung aus viel Zucker und dem Inhaltsstoff Taurin, der aus Stierhoden gewonnen werde – „praktisch eine Ochsenschwanzsuppe“.
Mancher Fruchtnektar enthalte gerade fünf Prozent Früchte: „Mit einer Duschcreme Kiwi-Mango haben Sie mehr Obst im Korb“. Doch nur Wasser trinken? Das deutsche Leitungswasser sei auch als Trinkwasser das beste der Welt, zum Lifestyle gehöre allerdings Fidschi-Wasser mit unglaublichen Transportkosten und horrenden Preisen. Lifestyle ist auch der Kaffee-Vollautomat, den sich Weber als Kaffee-Junkie geleistet hat. Doch bis die Maschine morgens startklar sei, müsse er erstmal einen Pulverkaffee trinken.
Kaffee und Erdöl
Kaffee ist, wie Erdöl, das meist gehandelte Produkt der Welt. Aber nur fünf Prozent der Kaffeeanbauer werden fair bezahlt. Weber will kein weiteres „Fair-Siegel“ einführen, sondern das „Sauerei-Siegel“. Tchibo bietet etwa von seinen sechs Kaffeesorten lediglich den Barrista aus fairem Handel an, seien die restlichen aus „fiesem Handel“? Doch zum Fair Trade gehöre auch der globale Kampf ums Wasser.
Die von uns täglich verbrauchten 5000 Liter Wasser benötigen wir nur zu einem Bruchteil zum Trinken, Kochen und Waschen; die stecken vielmehr in den Produkten, die wir konsumieren. In der Tasse Kaffee (140 Liter), aber auch im T-Shirt. „Deshalb ist ein String-Tanga sinnvoller als eine Kittelschürze“. Auch zum Herstellen von Toilettenpapier braucht man Unmengen von Wasser. „Fünflagiges Toilettenpapier, was für ein Unsinn. Da ist es doch einfacher, sich den Duden durch die Ritze zu ziehen“, empfiehlt der Fachmann.
Philipp Weber sorgt sich auch über die besonders alkoholgefährdeten Gruppen: Menschen in sozialen Berufen, Ärzte, Piloten, Künstler. In umwerfenden Sketchen lässt sie der Kabarettist lebendig werden. Sein Fazit: „Man sollte trinken, wenn man glücklich ist, denn man kann sich nicht glücklich trinken“. Manfred Herker