Polizeikräfte aus ganz Unterfranken waren am Sonntagabend im Ankerzentrum Geldersheim (Lkrs. Schweinfurt) im Einsatz. Dort war ein Streit zwischen zwei rund 15 Mann starken Personengruppen verschiedener Nationalität eskaliert. Sie gingen mit Schlagwerkzeugen aufeinander los. Erst nachdem zwei Wortführer festgenommen wurden, beruhigte sich die Lage. Bei dem Einsatz verletzte sich ein Polizeibeamter. Einer der Beteiligten erlitt laut Polizei eine Verletzung am Kopf. Die Sanitäter mussten dessen Erstbehandlung vor Ort unter Polizeischutz durchführen. Der Mann kam danach ins Krankenhaus.
"Eigentlich sind uns Rivalitäten unter den Nationalitäten nicht bekannt", sagt der stellvertretende Leiter der Anker-Einrichtung, Yener Yildirim. Feindschaften untereinander sieht er deshalb nicht als Ursache für die Eskalation. Die Hintergründe der Auseinandersetzung am Sonntagabend wird nun die Kriminalpolizei Schweinfurt klären müssen.
Pavillon vor Unterkunftsgebäude wurde zerstört
Gegen 21 Uhr hatte der Sicherheitsdienst des Ankerzentrums die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken alarmiert und um Unterstützung gebeten. Zwischen algerischen und nigerianischen Staatsangehörigen hatte sich ein Streit entwickelt, der vor einem Unterkunftsgebäude auszuarten drohte. Nach Polizeiangaben hatten sich immer mehr Bewohner mit Schlagwerkzeugen bewaffnet und versuchten, auch gegen Einsatzkräfte vorzugehen. Um an entsprechende Holzlatten zu gelangen, sei der Pavillon eines Unterkunftsgebäudes zerstört worden.
Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, beorderte das Polizeipräsidium ein Großaufgebot an Streifen aus ganz Unterfranken und auch aus dem angrenzenden Oberfranken nach Geldersheim. Bei Einsätzen in Ankereinrichtungen sei die Polizei besonders sensibilisiert, erklärt Polizeihauptkommissar Michael Zimmer das Großaufgebot. Mit starker Präsenz wolle man die Lage schnell beruhigen. Unter anderem waren die Einsatzzüge der Operativen Ergänzungsdienste Schweinfurt, Würzburg und Aschaffenburg vor Ort. In der Spitze befanden sich knapp 50 Streifen im Einsatz. Es dauerte jedoch bis Mitternacht, bis sich die Situation entspannt hatte.
Aktuell ist die Anker-Einrichtung zu etwa 70 Prozent belegt, 847 Menschen sind hier untergebracht. Sie kommen schwerpunktmäßig aus Algerien, Armenien, Elfenbeinküste und Somalia sowie aus Nigeria, der Republik Moldau und Syrien. Ein privater Sicherheitsdienst ist rund um die Uhr mit 50 Personen im Einsatz. Auch die Polizei ist mit einer Anker-Wache präsent. Das umzäunte Gelände wird zudem videoüberwacht.
Sicherheitsdienst in der Kantine verstärkt
Anker-Leitung, Polizei und die Regierung von Unterfranken als Betreiberin der Sammelunterkunft stehen seit jeher im engen Kontakt, um Maßnahmen zur Gewaltprävention zu besprechen. So wurden auch am Montagnachmittag der Großeinsatz nachbesprochen und Möglichkeiten erörtert, wie man solchen Vorfällen vorbeugen kann. Im Bereich der Kantine sei bereits der Sicherheitsdienst verstärkt worden, sagt der stellvertretende Anker-Leiter Yener Yildirim. Vorstellbar wäre auch, "die Kerngruppen auseinander zu zerren", also die Anführer in andere Einrichtungen zu verlegen. Man sei in ständigem Austausch mit den anderen Regierungsbezirken.
In der Vergangenheit hat es zwar immer wieder einmal Polizeieinsätze in der Anker-Einrichtung Geldersheim gegeben, das Ausrücken mit einem so großen Aufgebot wie am vergangenen Sonntagabend stehe aber nicht auf der Tagesordnung, betont Polizeihauptkommissar Michael Zimmer. Meist handele es sich um kleinere Streitigkeiten, die schnell geschlichtet werden können.
Update 19.1.2021:
Nach einem Großeinsatz der unterfränkischen Polizei in der Nacht auf Montag in der Anker-Einrichtung wurden am Montag drei Tatverdächtige auf Anordnung der Staatsanwaltschaft dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dieser ordnete gegen diese drei Männer die Untersuchungshaft an, unter anderem auf Grund des dringenden Tatverdachts des schweren Landfriedensbruchs.
Wer das Gastrecht in dieser Form missbraucht sollte nicht in eine andere Einrichtung, sondern ins Heimatland verlegt werden. ....