"Wir halten den Laden am Laufen" steht auf einem Plakat der Streikenden, die sich am Freitag um 8 Uhr vor dem "Kaufland", ihrem Arbeitsplatz, versammelt haben, um auf ihre Forderungen im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen hinzuweisen.
"Am Laufen halten", das bedeute in Zeiten der Pandemie nicht nur den alltäglichen Geschäftsbetrieb zu gestalten, sondern auch mit zunehmend gereizten, ja mitunter aggressiven Kunden umgehen zu können, so Peter König, Verdi-Streikleiter in Schweinfurt. Maskenpflicht, Abstands- und Hygieneregeln müssen in den Geschäften eingehalten werden, das passt nicht jedem. "Ihr kriegt das dann ab", so König, denn häufig sei es das Verkaufspersonal, das dafür verantwortlich gemacht werde.
Etwa 35 Streikende aus den Reihen des Verkaufspersonals hatten sich am Freitag zum Schweinfurter Streikauftakt im bayerischen Einzel- und Großhandel vor dem "Kaufland" eingefunden, um die stockenden Tarifverhandlungen wieder in Schwung zu bringen. Vor einigen Tagen hatte in Bad Kissingen eine ähnliche Aktion stattgefunden.
Die Arbeitgeber des bayerischen Einzelhandels legten in der ersten Tarifrunde am 3. Mai in München kein Angebot vor, obwohl die Tarifforderung von Verdi seit dem 8. März auf dem Tisch liegt. „Dass die Arbeitgeber ohne ein erstes Angebot zu den Verhandlungen erschienen sind, zeugt nicht von Respekt und Wertschätzung gegenüber der Arbeit der Beschäftigten“, so König.
„Die Beschäftigten im Handel haben mehr Anerkennung verdient“, so der Verdi-Sekretär weiter. "Sie haben seit Beginn der Pandemie unter deutlich erschwerten Arbeitsbedingungen, mit hohem Infektionsrisiko und stark gestiegenem Arbeitsdruck dafür gesorgt, die Versorgung der Bevölkerung aufrecht zu erhalten". Seit einem Jahr herrsche, was die Arbeitsbedingungen betrifft, sozusagen "Ausnahmezustand" bei Kaufland in Schweinfurt.
4,5 Prozent mehr und 12,50 Euro Mindestlohn
Das soll sich auch im Geldbeutel bemerkbar machen "Die Beschäftigten haben eine deutliche Erhöhung ihrer Löhne und Gehälter verdient“, so König. In Zahlen werden für den bayerischen Einzelhandel 4,5 Prozent mehr gefordert. Die Löhne der unteren Beschäftigtengruppen, so die Forderung, sollen auf ein "rentenfestes Mindesteinkommen von 12,50 Euro pro Stunde" angehoben werden. „Die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel haben im Jahr der Pandemie 6,8 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet. Das ist der größte Umsatzrekord seit 1994", erklärte dazu im Vorfeld Thomas Gürlebeck, Verhandlungsführer im Groß- und Außenhandel Bayern. Wichtig ist Verdi auch: "Die Tarifverträge des bayerischen Einzelhandels sollen wieder allgemeinverbindlich werden, damit Dumping-Konkurrenz und Vernichtungswettbewerb wirksam bekämpft werden."
Im bayerischen Einzel- und Versandhandel arbeiten etwa 553 000 Menschen. Fast die Hälfte davon arbeitet in Teilzeit, 70 Prozent sind Frauen. Im bayerischen Großhandel sind etwa 270 000 Menschen beschäftigt, 7500 davon in Ausbildung.
Ventilmasken sind natürlich grundsätzlich nirgends zugelassen, weil Unfug. Gefälschte Atteste und ähnliche Tricksereien dürfen gern immer wieder überall scheitern.