Schon seit fast zwei Jahren gibt es in Unterspiesheim Streaming-Gottesdienste. Der erste Live-Stream-Gottesdienst fand am 22. März 2020 statt, jetzt wurde der 66. Gottesdienst ins Netz übertragen. Pfarrer Thomas Amrehn war einer der ersten Priester, der in der Region diese Form von Gottesdiensten anbot.
Es war dem Pfarrer ein Anliegen, in Corona-Zeiten vor allem den älteren Mitglieder der drei Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft St. Raphael die Teilnahme an den Gottesdiensten zu ermöglichen. Aber auch Kranke beziehungsweise Frauen und Männer, die Angst vor der Ansteckung durch Corona haben, können so die Gemeinschaft der Eucharistiefeier erleben.
Starke Resonanz
Wolfgang Münzer und Roland Marpoder sorgen dafür, dass die Übertragung der Gottesdienste ins Netz einwandfrei läuft. 480 Personen haben den Zugang zum Gottesdienst bereits abonniert, zeitgleich mitverfolgt haben den jüngsten Gottesdienst 424 Personen - also viel mehr Menschen, die sonst in der Kirche Platz hätten. Aber viele schauen sich die Gottesdienste auch zeitversetzt an, berichtet Roland Marpoder: Der Streamgottesdienst vom Dreikönigstag (6. Januar) wurde bislang 510 Mal aufgerufen. Insgesamt 88 303 Mal wurden bisher die Live-Stream Gottesdienste aufgerufen .
Die Leiter nutzte nichts
Angefangen hatte Pfarrer Thomas Amrehn mit dem Versuch, eine Übertragung übers Handy herzustellen. Er hatte aber kein Glück, denn in der Kirche gab es keinen Empfang über W-LAN. Auch die Leiter, die er dann im Chorraum aufstellte, um eine bessere Verbindung zum Pfarrhaus herzustellen, nutzte nichts. So bat er Wolfgang Münzer und Roland Marpoder um technische Unterstützung.
Roland Marpoder fand schnell heraus, dass ohne Kabelverbindung eine Übertragung mit guter Qualität nicht gelingen kann. So wurde der Router im Pfarrhaus, der den Anforderungen für die Übertragungstechnik nicht mehr genügte, durch einen neuen Router ersetzt, ein Kabel von etwa 50 Meter Länge stellte die Verbindung ins Internet her. Für die Kameratechnik zeichnet Wolfgang Münzer verantwortlich: Er hat schon seit zehn Jahren Erfahrung mit der Computertechnik, sorgte auch als Bankdirektor dafür, dass die Technik stets auf dem aktuellen Stand war. In Grettstadt ist er bekannt, weil er bei vielen Veranstaltungen für die Filmaufnahmen sorgte.
Vier hochwertige Kameras
Mit vier hochwertigen Kameras stellt Münzer nun sicher, dass Priester, Lektoren, der Organist und aktuelle Gestaltungselemente im Altarraum ins Bild gesetzt werden. Bei den ersten Gottesdiensten gab es noch technische Probleme, die Bild- und Tonqualität war unbefriedigend. Die Übertragung der Osternacht-Liturgie im Jahr 2020 wollte man dann aber erstmals in einwandfreier Qualität übertragen. Dafür war die Anschaffung eines HDMI-Mischpultes nötig.
Allerdings herrschte zu dieser Zeit weltweit ein Lieferengpass für hochwertige Geräte. Als Roland Marpoder ausfindig gemacht hatte, dass es Nürnberg ein solches Gerät zu kaufen gab, machte er sich sofort auf und kaufte es. Neben dieser Anschaffung war noch weitere technische Geräte anzuschaffen, wie Desktop, Bildschirme, Lichtquellen und ein professioneller Audio Mixer.
Mit Spenden finanziert
Die Kosten dafür beliefen sich auf etwa 7000 Euro. Diese Summe wurde von der Kirchenstiftung St. Sebastian übernommen, inzwischen sind aber so viele Spenden eingegangen, dass die Kosten gedeckt sind. Die Kameraausstattung und die Stative, Bildschirme, einen Liveproduktionsmischer, an dem bis zu acht Kameras angeschlossen werden können, und zahlreiche weitere Gerätschaften stellt Wolfgang Münzer zur Verfügung.
Mit im Streaming-Team ist auch Alexandra Göbel: Sie bereitet den Gottesdienstraum vor, legt die notwendigen Texte und Bücher für die Lesungen bereit, weist die Kinder und die Erwachsenen ein, die einen Text vortragen und probt bei Bedarf mit den Beteiligten ihre Texte. Auch beim Auf- und Abbau hilft sie mit.
Langwieriger Aufbau
Brauchte man anfangs etwa zwei Stunden, um die Gerätschaften aufzubauen, erledigt man jetzt diese Arbeit nun in etwa einer Stunde. "Wir haben inzwischen Routine", sagt Roland Marpoder. Abgebaut ist alles in einer halben Stunde. Besonderer Aufwand ist bei der Stream-Gottesdiensten aus anderen Gotteshäusern gefordert: So musste man bei der Übertragung aus Dettelbach den Router des benachbarten Gasthauses nutzen. Dafür war eine Kabelverbindung über 80 Meter notwendig, die ganze Technik musste an die veränderte Situation angepasst werden.
Während der Gottesdienste ist von den beiden Technik-Betreuern der Übertragung höchste Aufmerksamkeit gefordert: Sie müssen aufpassen, dass die Lautstärke stimmt, es muss immer genau diejenige der vier Kameras aktiviert werden, die den Priester, die Lektoren, den Organisten und die Kinder, die etwas vortragen im Blick hat. Darüber hinaus müssen die Liedtexte im richtigen Moment eingeblendet werden. Klar, dass im Vorfeld ein genauer Ablaufplan erstellt werden muss, der dem Technikteam vorliegt. Aber manchmal müssen die beiden auch spontan reagieren, denn nicht alles ist planbar, was im Gottesdienst geschieht.
Auch neue Adressaten
Auch wenn alle drei aus dem Streaming-Team dachten, dass nach einiger Zeit die Übertragungen im Internet wieder unnötig würden, sind sie weiter gerne für diesen Dienst am Glauben unterwegs. Sie tragen so dazu bei, die Gemeinschaft der Glaubenden miteinander im Kontakt zu halten - und weil damit aber auch Menschen angesprochen werden, die man in einem Gottesdienst in der Kirche nie zu Gesicht bekommt.