Als am Mittwoch das Jugendschöffengericht in einem Enkeltrick-Prozess gegen zwei mutmaßliche Geldabholer verhandelte, stand zeitweise ein Bagger zwei Meter von einem Fenster des Gerichtssaals 4 entfernt, um die Asphaltdecke im Hof wegzureißen. Das war schon ordentlich laut. Ab dem kommenden Montag dürfte der Lärm auf der Hofseite des Justizgebäudes noch einmal zunehmen. Dann beginnen riesige Bohrer Löcher für das Fundament des Neubaus zu bohren, der in den nächsten vier Jahren dort hochgezogen wird.
Nur eine Querstraße weiter
Mindestens in den kommenden vier bis fünf Monaten erwartet Landgerichtspräsident Reinhard Pfingstl einen derartigen Lärm, dass in den Gerichtssälen Nummer 4 und 137, die direkt an den Hof grenzen, keine ordnungsgemäßen und zumutbaren Verfahren durchgeführt werden können. Einiger Baulärm wird auch noch nach der Fundamentierung zu hören sein. Aus diesem Grund hat die Justiz für die Verhandlungen der Großen und Kleinen Strafkammern des Landgerichts sowie die Schöffengerichte des Amtsgerichts Ersatzräume angemietet, in die sie an diesem Samstag umziehen wird. Praktischerweise befinden sich diese Gerichtssäle in der Nähe des Justizgebäudes, nur eine Querstraße weiter, in der Theresienstraße 1.
Dort steht seit knapp zwei Jahren schon das Theresienheim der Würzburger Erlöserschwestern leer, nachdem im Sommer 2017 die Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung dort ausgezogen war. Die Kongregation der Erlöserschwestern will das Gebäude aus dem Jahr 1928 generalsanieren. Dass es bislang ungenutzt ist, ist für die Justiz ein willkommener Zufall. Sie kann während der lärmintensiven Bauphase zwischen Rüffer- und Friedenstraße mit ihren Strafkammern und Schöffengerichten dorthin ausweichen.
Drei Säle - alle auf einer Ebene
Das sei unbedingt notwendig, sagt der Landgerichtspräsident. Ständiger Baulärm, bei dem sich die Prozessbeteiligten phasenweise nicht verstehen können und konzentriertes Verhandeln nicht möglich wäre, wäre nicht nur unzumutbar, sondern könnte ein Revisionsgrund sein. Das müsse natürlich vermieden werden. Vom Zuschnitt her seien die Räume laut Pfingstl gut geeignet: drei Säle, alle auf einer Ebene. Mit nur einem Eingang sei das Gebäude auch gut zu sichern.
Und: Es gibt auch einen Innenhof. Dort können die Fahrzeuge der Polizei sicher parken, in denen Gefangene zu den Prozessen gebracht werden - so wie früher im Gerichtshof. In den letzten Monaten standen sie manchmal eines neben dem anderen vor dem kleinen Platz an der Gerichtstreppe. Für eineinhalb Jahre sind die baulärmfreien Gerichtssäle angemietet worden, so Pfingstl.