
Ernste Themen in lockerer Runde: Über Straßenausbaubeiträge – auch Strabs genannt – und Kitaplätze wurde beim Jahrestreffen der Bürgermeister und Altbürgermeister natürlich auch gefachsimpelt. Selbst wenn der Veranstalter, der Kreisverband des Bayerischen Gemeindetags, den lockeren Austausch unter Gleichgesinnten in den Vordergrund gestellt hatte.
Die Gemeinde Euerbach mit Bürgermeister Arthur Arnold hatte diesmal die Organisation des Treffens am Buß- und Bettag übernommen, unterstützt vom Verein Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf in dessen Robert-Seemann-Halle am Freilichtgelände. Schließlich waren die diesjährigen Passionsspiele mit 35 000 Besuchern unter dem neuen Zuschauerdach ein Highlight im Landkreis gewesen.
Amüsanter Rückblick auf die Passionsspiele
Darauf wurden die etwa 100 Gäste, amtierende und ehemalige Bürgermeister mit Partnern, nicht nur durch Fotos von der Baustelle und den Aufführungen hingewiesen. Auch der Vereinsvorsitzende Robert König und Mitspielerin Sabine Nöth ließen in ihrem Zwiegespräch die Kommunalpolitiker in amüsanter Weise rückblickend an den Passionsspielen teilnehmen.
Was die Verantwortlichen in den Gemeinden derzeit bewegt, gab der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags, Stadtlauringens Bürgermeister Friedel Heckenlauer, wider. Die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge, kurz Strabs, beschäftigt die Kommunen, die laut Koalitionsvertrag ab 2020 bayernweit 150 Millionen Euro vom Freistaat als Ersatz für ausfallende Beiträge der Bürger erhalten sollen.
Kita-Plätze und Finanzausgleich
Festgeschrieben im Koalitionsvertrag seien zudem 42 000 neue Kita-Plätze. „Wir Bürgermeister müssen das umsetzen“, meinte Heckenlauer lakonisch. Weitere Themen seien Grundsteuerreform, Digitalisierung, kommunaler Finanzausgleich. Letzterer sei mit 9,5 Milliarden Euro erneut gestiegen.
Vor allem den ehemaligen Kommunalpolitikern schilderte Landrat Florian Töpper aus Sicht des Landkreises die aktuellen Anforderungen.
Das Neubauprojekt im Bildungswesen, die Alfons-Goppel-Berufsschule, verlange hohe Investitionen vom Kreis. Weitere seien auf dem Weg Richtung Bildungsregion nötig. Konversion und Flüchtlingshilfe beschäftige den Landkreis und seine Verwaltung, die Prozesse seien anstrengend, aber voranschreitend.
Kommunalpolitik eine wichtige Lehrzeit für politische Arbeit
Bei der Titulierung als „Altbürgermeister“ sei er zusammengezuckt, meinte Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck launisch, ehemals Bürgermeister von Donnersdorf. Kommunalpolitik sei aber ein wichtiges Fundament, eine gute Lehrzeit für die politische Arbeit, die eigentlich jeder Politiker kennen sollte, gerade wegen der Nähe zum Bürger.
Diese Nähe untereinander hatten auch die Bürgermeister: Bei den jüngeren drehte sich das Gespräch am Tisch häufig um die aktuellen Themen, bei den älteren dominierten private Inhalte: Gesundheit, Partner, Dorfgeschehen.
„In die Kommunalpolitik im Gemeinderat mische ich mich nicht ein“, erklärte Grafenrheinfelds ehemaliges, 72-jähriges Ortsoberhaupt Robert Gießübel. Höchstens am Biertisch diskutiere er mit. Er fühle sich für das dörfliche Leben verantwortlich, bringe sich dort ein.
Die Gesellschaft verändert sich
„Heilfroh“ sei er über sein Ausscheiden als Bürgermeister, meinte Wasserlosens früherer Gemeindechef Günter Jakob, angesichts der sich negativ verändernden Gesellschaft. Wenn er an das Thema Strabs denke, so wisse er, dass dies für Wasserlosen mit seiner schwachen Finanzkraft ganz schwierig sei. „Aber so was weckt Begehren beim Bürger“.
Jakob war mit den beiden Vorgängern Walfried Kaufmann und Arno Ziegler sowie dem amtierenden Bürgermeister Anton Gößmann zum Treffen erschienen. „Man trifft viele alte Bekannte“, meinte er. Beim kommenden Altbürgermeister-Stammtisch in Sennfeld seien aber noch mehr Ältere vertreten. „Da geht's dann richtig locker zu“.