
Eine Beeinträchtigung der Bevölkerung durch die am Anfang der Woche vorgenommenen Spritzungen hat zu keiner Zeit bestanden, zumal der Regen am Dienstagnachmittag den größten Teil der ausgebrachten Spritzmittel abgewaschen hat. Allerdings warnt Förster Volker Conrad weiter vor der Gefahr, die vor allem für Allergiker von den Gespinstnestern des Eichenprozessionsspinners aus den Vorjahren hervorgeht.
Genauer Spritzflug dank GPS
Am Montag war es soweit. In Absprache mit den zuständigen Fachbehörden wurde dem Eichenprozessionsspinner in der Hörnau zu Leibe gerückt. Rund vier Hektar im Waldesinneren wurden dabei aus der Luft mittels eines Hubschraubers mit dem Häutungshemmer Dimilin gespritzt, also mit der chemischen Keule behandelt. Am Waldrand und mit Rücksicht auf möglicherweise sich häutende Amphibien im Umfeld des Silberbaches wurde das biologische Mittel „BT“ ebenfalls per Hubschrauber, dank modernster GPS-Technik äußerst punktgenau, ausgebracht.
BT steht für Bacillus Thuringiensis, ein Bakterium, das tödlich auf die Larven des Nachtfalters wirkt. Der am Dienstag einsetzende Regen könnte im Fall des biologischen Wirkstoffs jedoch fast zu früh gekommen sein, sprich die Wirkung beeinträchtigt haben, befürchtet Volker Conrad. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Spritzung im jetzigen frühen Raupen- und Larvenstadium am wirksamsten ist.
Der Eichenprozessionsspinner hat sich im Hörnauer Wald entgegen aller Vorhersagen in den vergangenen Jahren explosionsartig vermehrt und dadurch das Interesse der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) geweckt. So erfolgten mehrere Begehungen zusammen mit dessen wissenschaftlichen Mitarbeitern. Grundsätzlich sei festzustellen, dass sich der Eichenprozessionsspinner mehr und mehr in Bayern ausbreitet, mit der Fränkischen Platte als Schwerpunkt. So wurden heuer neben dem Hörnauer Wald allein im Landkreis Kitzingen rund 270 Hektar Wald gespritzt.
Günstige Voraussetzungen
Die starke Vermehrung in der Hörnau wurde obendrein dadurch begünstigt, dass zum einen der Südrand sehr wärmeverwöhnt ist und zum anderen der Kahlfraß Mitte der 90er Jahre durch den Eichenwickler, einen weiteren Laubholzschädling, auch im Inneren für sehr viel Licht und damit Wärme gesorgt hat. Tat sich der Eichenprozessionsspinner bisher vornehmlich an den Baumwipfeln und Kronen gütlich, indem er diese kahl und licht gefressen hat, so hat er sich inzwischen auf der Suche nach neuer Nahrung an die nach Aussage von Volker Conrad sehr gut gelaufene Eichennaturverjüngung in den unteren Regionen fast hinunter bis zum Boden herangemacht.
Leckerer Johannistrieb
Selbst am so genannten Johannistrieb halten sich die Raupen inzwischen schadlos, durch den die kahl gefressenen Eichen Ende Juni normalerweise wieder grün werden und so ihr Überleben sichern.
Der zuständige Revierförster hofft deshalb, dass die Bekämpfung gewirkt hat, sprich die Alteichen wieder austreiben und es die Naturverjüngung packt. Die behandelte Fläche in der Hörnau wird hierzu weiter vom LWF betreut und kontrolliert, um den Erfolg oder auch Misserfolg der Spritzaktion zu dokumentieren und vor allem festzustellen, wie lange dadurch der Bestand eingedämmt werden konnte.
Hörnau mit hohem Schutzstatus
Der Hörnauer Wald genießt einen sehr hohen Schutzstatus, indem er als Naturschutz-, Flora-Fauna-Habitat(FFH)- und SPA-Vogelschutzgebiet (Special Protection Areas = Europäisches Vogelschutzgebiet) ausgewiesen ist. Vor allem eine Vielzahl von Spechtarten findet hier eine Heimat. Würden die Alteichen buchstäblich wegbrechen und verloren gehen, könnten die Spechte dort keine Nisthöhlen mehr bauen. Somit würde ein wesentlicher Grund für ein Vogelschutzgebiet wegfallen.
Nach wie vor gegeben ist jedoch die Gefahr, die durch die alten Gespinstnester ausgeht. Das Problem: Die Raupen des Nachtfalters fressen nicht nur den kompletten frischen Blatttrieb der Eichenbäume ab, sie sind auch für den Menschen gefährlich, weil sie ab der dritten von fünf bis sechs Häutungen etwa ab Mitte Juni die gefährlichen Gift-, Pfeil- oder Brennhaare ausbilden. Diese Härchen bleiben nach der Verpuppung in den Gespinstnestern zurück und können auf der Haut und an den Schleimhäuten Reaktionen hervorrufen – von heftig juckenden Hautausschlägen bis hin zu Asthmaanfällen. Es ist somit für die Waldbesucher unvermindert eine giftige und atemberaubende Gefahr im Anflug. An den Waldeingängen warnen so weiter Schilder alle, die allergisch reagieren, aber auch alle anderen Personen vor der Gefahr, verbunden mit dem Appell „Bleiben Sie auf dem Weg. Berühren Sie keine Raupen und Gespinste. Meiden Sie das Gebiet“.
Andere Schädlinge im Kommen
Übrigens zeichnet sich nach den Erkenntnissen der Forstleute in den nächsten Jahren zusätzlich ein massenhaftes Auftreten anderer Laubholzschädlinge wie Eichenwickler und Schwammspinner ab. Die Populationskurve geht jedenfalls deutlich nach oben. Erreicht sie ihren Höhepunkt, dann kann es für Wälder wie den in der Hörnau prekär werden.
Mehr Infos im Internet unter: www.eichenprozessionsspinner.org