Knapp 40 Interessierte konnte man am internationalen Holocaust-Gedenktag beim Informationsabend von geo-net zur geplanten "Stolpersteine"-Aktion "Gegen das Vergessen" im Gasthaus Tröster zählen. Die Idee hierzu geht auf den Kölner Künstler Gunter Demnig zurück, der seit 1997 bundesweit mehr als 6000 seiner Stolpersteine verlegt hat.
Dabei handelt es sich um zehn mal zehn Zentimeter große Messingsplatten, die in Beton eingegossen sind und in Gehwege eingelassen werden - genau vor den Häusern, in denen einst Opfer des Holocaust gewohnt hatten. Auf den Metallplatten stehen hierzu die Namen der Ermordeten, deren Lebensdaten sowie der Ort zu lesen, an dem sie von Helfern des NS-Regimes umgebracht wurden. Im wörtlichen Sinne stolpern kann über diese Steine niemand, denn sie werden vom Künstler an das Niveau des umgebenden Bodens angeglichen. Sie sollen Passanten allerdings zum Innehalten und Nachdenken anregen.
In Würzburg hat der Stadtrat bereits im Mai vergangenen Jahres den Beschluss gefasst, "Stolpersteine" zuzulassen. Vom gleichnamigen Würzburger Arbeitskreis (AK) stellten drei Vertreter die dort gewonnenen Erfahrungen und das Projekt an sich vor.
"Wir wollen die Menschen heute an die Menschen erinnern, die unter den Nationalsozialisten verfolgt, entehrt und ermordet wurden", fasste Benita Stolz die Grundidee zusammen. Eine große Bandbreite an Sponsoren habe mittlerweile die Finanzierung von über 100 Steinen zum Preis von je 95 Euro ermöglicht, die ab Juli diesen Jahres verlegt werden sollen.
Gerhart Gradenegger von der Recherche-Gruppe des Arbeitskreises berichtete, dass nicht nur an Juden, sondern auch an an andere Nazi-Opfer erinnert würde wie Sinti und Roma, Homosexuelle, Bibelforscher (Zeugen Jehovas) und Opfer der Euthanasie.
Gisela Lohrey ergänzte, dass es oftmals persönliche Gründe seien, die Sponsoren dazu brächten, die Patenschaft für einen Stein zu übernehmen. "Viele wollen damit ihre Erinnerung, nicht selten auch an ein bestimmtes NS-Opfer zum Ausdruck bringen." Dies sei eine Form, sich heute den Verbrechen der Vergangenheit zu stellen.
In der anschließenden Diskussion stellte Thomas Vizl im Namen von geo-net klar, dass die Initiatoren der "Stolpersteine"-Aktion in Gerolzhofen nicht gegen den Willen der neun betroffenen Hausbesitzer aktiv werden wollten, vor deren Grundstück die Steine platziert würden. Obwohl es hiergegen rein rechtlich gesehen keine Einwände gäbe, sobald ein entsprechender Stadtratsbeschluss die Aktion auf öffentlichem Grund genehmigen würde. "Wir streben auf jeden Fall einen Konsens an", so Vizl.
Überhaupt solle für die Aktion eine möglichst breite Basis in Gerolzhofen, angefangen von den Vereinen und Pfarrgemeinden bis hin zum einzelnen Bürger geschaffen werden. "Die Nationalsozialisten wollten nicht nur das Leben ihrer Opfer, sondern auch die Erinnerung an sie auslöschen", stellte Vizl klar. "Dies dürfen wir nicht zulassen. Die Stolpersteine wollen dies verhindern und bringen uns ein Stück Menschlichkeit zurück."