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SCHWEINFURT
Stolpersteine auf dem Kreuzweg der Arbeit
Der Kreuzweg der Arbeit führte vom Rathaus über das Zeughaus und die Kunsthalle zur Gustav-Adolf-Kirche.
Foto: Vladimir Budin | Der Kreuzweg der Arbeit führte vom Rathaus über das Zeughaus und die Kunsthalle zur Gustav-Adolf-Kirche.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:00 Uhr

100 Teilnehmer hatte am Montagabend der mittlerweile achte „Kreuzweg der Arbeit“, zu dem die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda), die Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der evangelisch-lutherischen Kirche (afa) und die Katholische Betriebsseelsorge eingeladen hatten.

Treffpunkt war um 17 Uhr vor dem Rathaus und damit der Bereich neben der Filiale des Textil-Discounter KiK an der Ecke Brückenstraße/Rückertstraße. Die Begrüßung übernahm KAB Diözesansekretär Ulrich Werner, dem die Pfarrer Manfred Herbert, Bernhard Öchsner sowie die Diakone Peter Hartlaub und Hans-Georg Mager und Sozialsekretärin Evi Pohl zur Seite standen.

Ein „dickes Dankeschön“ gab es vorab für die Musiker vom Schweinfurter Posaunenchor, an die die Polizei, die den Verkehr regelte. Ein „solidarischer Gruß“ ging an die Aktion „LAUTER sein gegen Rassismus“, die eine halbe Stunde später auf dem Marktplatz begann.

„Menschenunwürdige Arbeitsplatzbedingungen in der Textilproduktion“ lautete das Thema vor der KiK-Filiale – ein Thema, das an die Haut gehe, meinte der Redner Elmar Rachle vom Stadtverband der KAB. Die Textilkette, eine Tochter der Tengelmanngruppe, werbe mit der „Kunde ist König“ (KiK), doch wahrlich königlich sei das Vermögen der Eigentümer von 3300 Filialen in neun europäischen Ländern und einem Jahresumsatz von 1,68 Milliarden Euro (Jahr 2010).

Hungerlohn für die Näherinnen

Dafür müssten die Näherinnen in Bangladesh – darunter oft Kinder – zu niedrigsten Löhnen und bis zu 19 Stunden pro Schicht schuften, für die Discounter, jedoch auch für Edelmarken. Rachle rief auf, auf Labels zu achten, die für ökologisch und sozialethisch gerecht hergestellte Kleidung stünden.

Um Familien- und Erziehungsarbeit ging es an der zweiten Station vor dem Zeughaus, dem „Haus der Familie“. Hans-Georg Mager warf der Politik vor, diese würden den Wert der Familie allenthalben mit Lippenbekenntnissen beschwören, jedoch oft keine Taten und auch nicht das nötige Geld folgen zu lassen.

Mit der aktuellen Situation in den Schweinfurter Großbetrieben setzten sich Evi Pohl und Peter Hartlaub vor der Kunsthalle Ernst-Sachs-Bad, der dritten Station, auseinander. Ruhe herrsche dort nur an der Oberfläche. Darunter würden sich massive Veränderungen vollziehen, hieß es. Die Weltwirtschaft stehe auf wackeligen Beinen durch Sanktionen gegen Russland, die Wirtschaftskrise in Lateinamerika, Stagnation in Indien, die eiserne Sparpolitik in Europa und die Normalisierung des Wachstums in China.

Sinkende Chancen

Arbeitsplätze, auch bei den Zulieferern, würden aus Kostendruck ins Ausland verlagert werden. Ob Ersatzprodukte einschlagen wie geplant, könne niemand sagen. Insbesondere müssten die befristet Beschäftigten um die Zukunft bangen und hätten kaum noch Chance auf Übernahme.

„Ein Auto kaufen, ein Haus bauen, eine Familie gründen – mit einem befristeten Vertrag? In diesen Zeiten? Das ist nicht drin!“, so Betriebsseelsorger Peter Hartlaub und weiter: „Wir müssen uns organisieren, zusammenstehen, Lösungen für alle einfordern, damit nicht einer mitgenommen wird, und einer zurückbleibt.“

Nicht mit Geld zu bezahlen sei das Ehrenamt, meinte an der vierten und letzten Station vor der Gustav-Adolf-Kirche Günter Webert vom KAB Stadtverband. Ehrenamtlich würden sich im Sport, in der Kultur, in Schulen, in sozialen Einrichtungen, in den Kirchen, für das Brauchtum, in der Jugendarbeit oder etwa im Naturschutz über eine Million Menschen in Bayern engagieren. Ehrenamtsarbeit werde für alle geleistet, beispielsweise in der Feuerwehr, bei den Hilfsorganisationen und den Wohlfahrtsverbänden.

 
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