Stiller, aber dafür nicht weniger würdevoll und festlich fand das Sebastiani-Gelübde der Oberschwarzacher am Wochenende statt.
Kein Festzug der Bürgerwehr in Frack und Zylinder mit Hellerbarden, Holzgewehren und Äxten durch das Dorf. Keine Steigerwaldkapelle, die den Zug begleitet, und keine Fahnenabordnungen der Vereine. Keine Ehrengäste und keine Schaulustigen. Keine Salutschüsse. Kein Ablauf, wie man es von dem, im Jahre 2019 als Immateriellen Kulturerbe ins Bayerische Landesverzeichnis aufgenommene Ereignis kennt.
Und dennoch schafften es die Verantwortlichen rund um Bürgerhauptmann Georg Wagner, die Feierlichkeiten in einem Rahmen zu begehen, der zum einen den erforderlichen Corona-Hygienemaßnahmen entsprach und zum anderen einen würdigen Rahmen für die Erfüllung des Gelübdes darstellte. Trotz, oder gerade wegen der Corona-Pandemie war es für alle Beteiligten wichtig gewesen, dass auch 2021 zum 410. Mal das Ereignis stattfinden konnte, wenn auch in einem anderen Umfang.
Deshalb hatte man sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht und einen Ablauf festgelegt, der sich dann ganz auf die zentralen Elemente der Zeremonie konzentrierte.
Stellvertretend für die gesamte Bürgerwehr waren an diesem Sonntag neben Bürgerhauptmann Georg Wagner auch seine beiden Offiziere Klaus Bördlein und Erich Goldstein sowie Fähnrich Peter Jäger und Zugführer Heinrich Bausewein anwesend. Gemeinsam, aber ohne weitere Zuschauer stellten sie vor dem Gottesdienst am Ehrenmal eine Schale für die Verstorbenen der Markgemeinde ab und begaben sich nach einem kurzen Gedenken und gemeinsamen Gebet in die Pfarrkirche, wo sie unter Marschklängen, diesmal vom Band, feierlich einzogen.
Auch die Anzahl der anwesenden Gottesdienstbesucher musste aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen stark begrenzt werden, so dass nur mit Anmeldung teilgenommen werden konnte. Deshalb wurde sowohl der Gottesdienst als auch die Andacht am Nachmittag vom Sebastiani-Chronisten Walter Kieswetter mitgefilmt und per Livestream ins Internet übertragen.
Zelebriert wurde der Gottesdienst von Domkapitular Christoph Warmuth der in seiner Predigt einen Bezug zur Gegenwart herstellte. So fragte er, was der Heiligen Sebastian den Menschen heute, frei von den Legenden um seine Person, im Kern zu sagen habe. Es gehe darum, zum Beispiel im Hinblick auf die Krisen der vergangenen Wochen und Monate wie der Corona-Pandemie, der Flüchlingskrise oder auch den Ereignisse in den USA nicht in düster-moralische Töne zu verfallen und den "Krank-Jammerern" die Oberhand zu überlassen.
Denn dieser klagend-weinerliche Grundton sei kein Dienst am Heil, so Warmuth. Vielmehr stelle des andauernde Klagen die Erlösung der Welt in Frage und leugne die Gegenwart Gottes im Alltag. Wie der Heilige Sebastian solle man daher vielmehr die Hoffnung die einen als Christ erfüllt weitergegeben und die kleinen, positiven Zeichen die mitten unter den Menschen sind wahrnehmen.
Da das gemeinsame Singen der Gottesdienstbesucher nicht möglich war, sorgte Kantorsängerin Eva-Maria Jeske von der Empore aus als Solistin für die gesangliche Umrahmung der Feier. Ihr zur Seite Kantor Karl-Heinz Sauer an der Orgel, der auch Hauptmann Georg Wagner und Offizier Klaus Bördlein die Mitglieder der Handthaler Volkssänger sind, begleitete als diese – mit Abstand zueinander – den Gottesdienst mit gesungenen Strophen aus den Sebastiani-Liedern bereicherten.
Bürgerhauptmann
Bevor Zelebrant Christoph Warmuth am Ende des Gottesdienstes den Abschlusssegen mit dem im vergangen Jahr frisch restaurierten Reliquiat spendete, hielt Bürgerhauptmann Georg Wagner noch seine Ansprache. Auch er ging auf die besondere Situation in der Corona-Pandemie ein die eine politische, soziale und ökonomische Jahrhundertaufgabe darstelle. "Sie ist eine historische Krise, die allen viel und manchen zu viel auferlegt hat und weiterhin Disziplin und Geduld verlangt", so der Bürgerhauptmann.
"Unsere Vorfahren suchten Hilfe beim Heiligen Sebastian und fanden Erhörung, und nie konnten wir erahnen, wie eine Epidemie einen Ort gefangen nimmt. Die aktuelle Pandemie hat uns sehr schnell vor Augen geführt, dass auch unsere Zeit vor solcher Bedrohung nicht gefeit ist", ergänzte Wagner.
Doch gemeinsam könne man die Lasten der Krise schultern. "Unser Staat greift denen unter die Arme, die wirtschaftlich in Not geraten. Viele von Ihnen unterstützen den Laden ums Eck, die Musikschule, den Sportverein. Oder leisten Großartiges im Ehrenamt. In einer Zeit der Verunsicherung haben wir gelernt, dass wir unserer Demokratie vertrauen können. Das ist die gute Nachricht dieses Jahres." stellte Wagner fest.
Bürgerhauptmann
Er danke abschließend allen Beteiligten für die Organisation und Unterstützung bei diesem besonderen Sebastiani-Tag und endete mit der Hoffnung, dass das Gelübde im kommenden Jahr wieder in der traditionellen Form stattfinden könne. Dann soll auch das, eigentlich für dieses Jahr geplante Gemeinschaftsfest stattfinden.
Weiterhin stehe auch noch der Festakt für die Übergabe der Bestätigung über die Aufnahme der Bürgerwehr in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aus, das ebenfalls noch nachgeholt werden soll.
Am Nachmittag fand dann noch unter Leitung des Gottesdienstbeauftragten Lutz Saubert, der auch beim Festgottesdienst mitgewirkt hatte, die Sebastiani-Andacht statt. Die Zusammenstellung der Texte hierfür hatte Pfarrer Stefan Mai übernommen.
Filmaufnahmen vom Sebastiani-Tag 2021 sind auf dem Youtube-Kanal von Walter Kieswetter veröffentlicht.