In der Gesellschaft werden die Themen Sterben und Tod gern verdrängt, irgendwann aber wird jeder damit konfrontiert. Manche Jugendliche schon in jungen Jahren, wenn sie Ministranten sind. Die kommen nämlich bei jeder Beerdigung zum Einsatz.
Vikar Kai Söder und Pastoralreferent Josef Pohli nahmen sich deshalb der Themen Sterben und Tod an. Sie organisierten ein Treffen für Ministranten unter dem Motto „Grabgeflüster“ im Gemeindehaus (Pfarrheim).
Dass dazu rund 35 Jugendliche aus der ganzen Pfarreiengemeinschaft St. Franziskus am Steigerwald im Alter von 9 bis 17 Jahren kommen, damit hatten die beiden Organisatoren nicht gerechnet.
Sie zeigten den Ministranten einen Film der Reihe „Willi will's wissen“, in dem erklärt wird, wie das mit dem Tod ist. Mucksmäuschenstill war es dabei im Raum.
Doris Helbig vom Bestattungsunternehmen Helbig stellte den Jugendlichen anschließend einen Leichenwagen vor. Sie erläuterte die verschiedenen Typen von Särgen und Urnen sowie den Ablauf des Geschehens nach einem Todesfall.
Arzt hält Leichenschau
Ein Arzt müsse die Leichenschau halten und den Totenschein ausstellen. Normalerweise bescheinige er einen natürlichen Tod. Falls nicht – zum Beispiel, wenn ein Patient bei einer Operation stirbt, oder ein Unfall zum Tod führt, von Suizid oder Tötung ausgegangen werden muss oder als Todesursache ungeklärt angekreuzt wird, – müsse ein Staatsanwalt eingeschaltet werden.
Nur bei der Feststellung eines natürlichen Todes ist der Verstorbene für die Beerdigung freigegeben. Helbig erklärte den Jugendlichen, dass Verstorbene in der Regel binnen 48 bis 96 Stunden beerdigt werden. Tote dürfen bis zu 36 Stunden zu Hause aufgebart werden.
In Deutschland gebe es einen Friedhofszwang. Ein Grab könne also nicht überall entstehen. Die Verstorbenen müssten auch in einem Sarg oder einer Urne bestattet werden. Der Sarg- und Urnentransport dürfe nur durch einen Bestatter erfolgen.
Helbig gab Auskunft über die Kosten von Särgen und Urnen und über die Gesamtkosten, die bei einer Bestattung zusammenkommen. Da staunten die jungen Zuhörer und stellten fest: „Sterben ist teuer“.
Auch die Formalien, die erledigt werden müssen, bevor Ministranten auf einer Beerdigung zum Einsatz kommen, erläuterte Helbig. Der Pfarrer müsse vorher wegen des Termins kontaktiert werden, Organist und Ministranten müssten gefunden werden. Die Benachrichtigung von Verwandten, Blumen, Sterbebilder, der Leichenschmaus und vieles mehr erforderten in kurzer Zeit einen großen organisatorischen Aufwand, machte sie klar.
In unserer Region dürfe ein Grab erst nach 25 Jahren wieder belegt werden. Diese sogenannte Ruhefrist sei abhängig von den örtlichen Bodengegebenheiten. Feuchter oder trockener Boden haben Einfluss darauf, wie schnell eine Leiche verwese. Falls noch Knochen beim Aushub eines Grabes gefunden werden, legt der Bestatter diese wieder ins Grab, wo sie langsam zu Staub werden. Bei Beerdigungen müssten der untere Sarg mindestens 2,20 Meter, der darüber 1,60 Meter tief unter der Erde sein. Wichtig sei, so Doris Helbig, dass Angehörige und Freunde von Verstorbenen Abschied nehmen können.
Bei einem Besuch auf dem Friedhof gingen Vikar Söder und Pastoralreferent Pohli auf die Grabsymbole ein. Die Ministranten stellten auf den Gräbern überall gleiche oder ähnliche Merkmale fest.
Nach mehr als zwei Stunden durften alle Ministranten ein Grablicht anzünden. Mit einem „Vaterunser“ endete der Infoabend. Die Jugendlichen wissen jetzt über die Zusammenhänge von Tod und Beerdigung besser Bescheid.
Das ändert aber nichts an dem, was einige Ministranten feststellten: Bei Beerdigungen im Sommer ist es oft „arch heeß“ und im Winter oft sehr kalt, und „manchmal racherd's“.