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Gerolzhofen
Steigerwaldbahn: VCD wirft Eck vor, schlecht informiert zu sein
Der Verkehrsclub Deutschland setzt sich vehement für die Aussetzung des Entwidmungsverfahrens bei der Steigerwaldbahn ein. Und widerspricht Staatssekretär Gerhard Eck.
Bearbeitet von Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 24.06.2019 02:10 Uhr

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) setzt sich vehement für die Aussetzung des Entwidmungsverfahrens bei der Steigerwaldbahn ein. "Es sollen die Entwidmungsanträge einiger Anliegergemeinden der Steigerwaldbahn abgelehnt werden, damit in Ruhe eine Potentialanalyse durchgeführt werden kann", so Christian Loos, stellvertretender VCD-Kreisvorsitzender in einer Pressemitteilung. "Dies fordern ja die Kreistage von Schweinfurt und Kitzingen, sowie die Städte Schweinfurt und Gerolzhofen, aber auch die IHK", wird Loos weiter zitiert.

Der VCD, der erst Anfang des Jahres eine Kreisgruppe in Kitzingen gegründet hat, widerspricht damit der Erklärung des Innenstaatssekretärs Gerhard Eck (CSU). Dieser hatte in der Diskussion um die Steigerwaldbahn zunächst „mehr Sachlichkeit und Nüchternheit“ gefordert, um dann im nächsten Satz den Bahnbefürwortern „Träumereien, Halbwahrheiten, rückwärtsgewandte Nostalgie und Realitätsverlust“ vorzuwerfen.

Abgesehen davon, dass diese Unterstellungen wohl kaum von Sachlichkeit zeugen würden, offenbare Gerhard Eck selbst ein zweifelhaftes Realitätsverständnis, in dem die jüngste Politisierung der Jugend, die Notwendigkeit eines Umdenkens auch in der Verkehrspolitik angesichts des Klimawandels und auch das Ergebnis der Europawahl offenbar noch nicht durchgedrungen seien, so der VCD.

Dabei erweise sich Eck selbst als erstaunlich schlecht informiert, wenn er die Bevölkerung im nördlichen Landkreis Schweinfurt gegen die Anlieger der Steigerwaldbahn auszuspielen versuche. Scheinbar sei ihm nicht bekannt, dass der Schienenpersonennahverkehr vom Freistaat Bayern bestellt werde, so dass beide Landkreise komplett gerade davon profitieren würden, indem erstens die Anlieger der Bahn einen modernen, schnellen und komfortablen ÖPNV-Anschluss erhielten und zweitens anderen Gemeinden davon profitieren, da so Mittel für den übrigen Busverkehr frei würden, heißt es in der Pressemitteilung.

„Wir brauchen in den Landkreisen Kitzingen und Schweinfurt endlich einen besseren Nahverkehr, der eine echte Alternative zum Auto darstellt. Die Steigerwaldbahn ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen den Landkreisen sowohl für Pendler als auch für den Tourismus in der Steigerwaldregion“, so der Mainstockheimer CSU-Gemeinderat Peter Brandner. Natürlich könne die Bahnstrecke nicht in Kitzingen-Etwashausen enden, sondern müsse wieder an den Kitzinger Bahnhof angebunden werden. Dafür seien verschiedenen Varianten im Gespräch, die untersucht werden müssten.

Für den Ausbau der B 286 südlich von Schweinfurt werden gerade 45 Millionen Euro für vier Kilometer ausgegeben, macht der VCD deutlich. Statt für eine solche "rückwärtsgewandte Straßenbaupolitik" müsse nun in die umweltfreundliche Bahn investiert werden, um die Wunde der Zerstörung der Bahnbrücke im Zweiten Weltkrieg endlich zu heilen.

Die Spirale "mehr Autos – mehr Straßen – mehr CO2-Ausstoß" lasse sich nicht mehr weiterdrehen. Ideologisch sei nicht die Erkenntnis, dass in der Politik mitunter Kurskorrekturen erforderlich seien, sondern das starre Festhalten an überholter Politik, die offensichtlich nicht den Menschen in den Vordergrund stellt, so Julian Glienke, Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach, der sich ebenso wie Brandner im VCD für Umwelt- und Klimaschutz im Verkehr und einen besseren ÖPNV einsetzt.

In anderen Bundesländern gebe es unzählige Beispiele geglückter Reaktivierungen. Die Steigerwaldbahn sei auch keineswegs, wie Eck behaupte, stillgelegt worden, weil keiner mehr mit der Bahn fahren wollte. Vielmehr seien die Fahrgäste abgewandert, weil das Angebot schlecht war: wenige Züge am Tag, altes Wagenmaterial, lange Fahrzeiten. Heute würden moderne, leise, komfortable und umweltschonende Triebwagen eingesetzt.

 
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Kommentare
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  • N. R.
    Gerhard Eck gehört schon lange abserviert. Problem: Er ist sehr mächtig als unterfränkischer CSU-Bezirksvorsitzender, sprich hohes Wählerpotential, große Hausmacht - noch.
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  • I. E.
    warten wir die nächsten Wahlen ab - was leider nocht sehr lange dauert!
    Ich hab ihn bisher gewählt - aber werde das nach dieser Auslassung sicher nicht mehr tun!
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  • G. R.
    Ich habe ihn bisher nicht gewählt aber jetzt bekommt er meine Stimme
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  • A. K.
    Schön für Sie. Ich war bis jetzt auch nie Wählen, aber jetzt bekommt Sie erstrecht ein anderer 😉. Definitiv nicht Herr Eck.
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  • N. K.
    Wann kommt endlich ein Machtwort seinem Chef? Ich meine hier natürlich Markus Söder.
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