Als Teenager in den 1980er-Jahren saß der Marktsteinacher Stefan Antel mit einem Freund am Ellertshäuser See in der Abendsonne. Sie machten gerade den Segelschein, schauten aufs Wasser und waren sich einig: Weltumsegelung, das wär's.
Sein Freund, erzählt der heute 47 Jahre alte erfolgreiche Geschäftsmann Antel, hat mittlerweile Familie, ist in der Region gebunden. Doch Antel lebt nun seinen Traum. Im Juli sticht er mit seiner mexikanischen Frau Leech in See. Weltumsegelung auf dem Katamaran „Soulmate“, vier Jahre über die Weltmeere. „Ich hatte viel Glück in meinem Leben, habe viele Jahre für meinen Traum gelebt und kann ihn mir jetzt erfüllen“, freut sich Antel.
Seit Ende April ist er mit seiner Frau wieder in Deutschland, zuvor hatte er zwölf Jahre in Mexiko gearbeitet, wo er Geschäftsführer einer aus Göppingen stammenden Firma für Umformtechnik war. Antel war es zu verdanken, dass in Mexiko die bis dato unbekannte duale Berufsausbildung, wie man sie in Deutschland kennt, etabliert wurde. Man brauchte Werkzeugmacher in der Firma, es gab sie jedoch nicht. Also baute Antel mit Hilfe der mexikanischen Behörden ein Berufsschulzentrum auf, in dem 2012 insgesamt 25 Auszubildende aus der ganzen Region als Werkzeugmacher und Maschinenschlosser begannen. Es wurde eine echte Erfolgsgeschichte.
Nun hat Antel das Kapitel Industrie geschlossen und ein neues in seiner Lebensgeschichte aufgeschlagen. Der Firma geht es wirtschaftlich gut, „sie sind ausgebucht auf Jahre“, so dass Antel guten Gewissens seinen Job kündigte, um seinen Traum mit seiner aus Acapulco stammenden Frau zu leben. „Ich wollte schon immer mehr als ein normales Leben, die Welt sehen“, sagt Stefan Antel.
Im Moment ist man vollauf mit den Vorbereitungen der ersten Etappen beschäftigt und damit das extra für die Antels gebaute Boot auszustatten. Die „Soulmate“ ist ein knapp 14 Meter langer Katamaran mit einem 7,40 Meter hohen Mast sowie zwei Motoren. Das Schiff gilt als unsinkbar, hat drei Schlafzimmer, drei Toiletten, was insoweit gut ist, als Stefan Antel auch Gäste auf die Weltreise mitnimmt und bereits die ersten Buchungen fast für das komplette erste Jahr bekommen hat.
Außerdem gibt es einen überdachten Außenbereich, wo man sich die Seeluft um die Nase wehen lassen kann. Die Gäste werden es nicht bereuen, ist der Katamaran doch eine schicke schwimmende Behausung, die auch Jetsurf, Wakeboards und Windsurfbretter noch an Bord hat.
Antel und seine Frau Leech haben die Tour über Jahre hinweg sorgfältig geplant, haben auch alle für das Hochseesegeln notwendigen Scheine, alleine schon deswegen, weil das Boot unter deutscher Flagge fährt und es ansonsten gar nicht erlaubt wäre, eine solche Tour zu starten. Angst haben sie sicher keine, Respekt schon.
Die tragische Geschichte der Ermordung des Sennfelder Seglers vor Wochenfrist in der Karibik kennt Stefan Antel natürlich. „Aber wissen Sie, wenn man in Mexiko wohnt, sieht man das Leben grundsätzlich anders. Der Tod ist durch den Drogenkrieg allgegenwärtig.“ Natürlich wird man Vorsichtsmaßnahmen an Bord gegen Piraten und Kriminelle treffen, außerdem „werden wir in den bekanntermaßen gefährlichen Gegenden im Konvoi segeln.“
Das Abenteuer beginnt am 1. Juni. Da starten Leech und Stefan Antel von La Rochelle in Frankreich aus Richtung Gibraltar. Von dort geht es auf Tour durchs Mittelmeer – Barcelona, Valencia, St. Tropez, Monaco, Ibiza, Mallorca, Menorca. Im Herbst geht es via Gibraltar Richtung kanarische Inseln im Atlantik.
Wochenlang auf dem Meer befindet man sich dann im Oktober und November, wenn die Atlantik-Überquerung ansteht, die wie einst Christopher Columbus auf den Bahamas endet. Wenn das Wetter mitspielt und alles läuft wie geplant, wird die „Soulmate“ die Weihnachtsfeiertage unter Palmen am Strand von Montserrat oder Antigua liegen. Ins neue Jahr feiern will man auf Barbados.
2017 bleibt man weitgehend in der Karibik, Ende des Jahres geht die Reise durch den Panama-Kanal über den Pazifik in die Südsee. 2018 stehen Neuseeland, Australien, Indonesien, Thailand und Indien auf dem Programm, worauf sich Stefan Antel besonders freut.
Denn natürlich geht es ums Segeln, aber auch darum, Land und Leute kennen zu lernen und neue Kulturen zu erfahren. Von Indien aus segelt die Crew in drei Jahren über Madagaskar und Tansania Richtung Kap der Guten Hoffnung und von dort über den Südatlantik nach Brasilien. Entlang der südamerikanischen Küste geht es zurück in die Karibik und die mexikanische Heimat.
Zunächst wollen Leech und Stefan Antel natürlich erstmal ihre große Reise in vollen Zügen genießen. Überlegungen, was man danach ab 2020 machen möchte, gibt es noch keine konkreten. Nur einen Traum: „Wir wollen frei sein, genießen und später mal ein kleines Hotel am Strand haben.“
Stefan Antel weiß ja, wie das bei ihm und seinen Träumen am Ende ausgeht. Sie werden wahr.
ONLINE-TIPP
Viele Bilder und die Reiseroute gibt es unter www.soulmateatsea.com