
Das Literaturhaus Wipfeld wartete am vergangenen Montag mit einer besonderen Lesung auf. Lokalpolitikerinnen präsentierten literarische Kostproben aus Büchern, die sie selbst beeindruckt haben. Im Vordergrund stand vor allem Inspiration für Politik und neuen Lesestoff sowie die anschließende Möglichkeit mit den Vortragenden in Kontakt zu kommen.
Nachdem Wipfelds zweite Bürgermeisterin und Gleichstellungsbeauftragte Maria Lindner erste Worte gesprochen hatte, begrüßte auch Ute Suckfüll, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Schweinfurt, das zahlreich erschienene Publikum, bestehend fast ausschließlich aus Frauen. Zugleich setzte sie den Abend in Kontext zur Veranstaltungsreihe „Mehr Stolz, Ihr Frauen!“. Als Vorleserinnen wurden durchweg lokalpolitische Mandatsträgerinnen eingeladen. Suckfüll betonte nochmals, dass nicht Werbung für Einzelpersonen, sondern Inspiration, Kontaktpflege und -aufbau sowie die Schärfung des Bewusstseins, dass Frauen durchaus „in die erste Linie“ (Suckfüll) gehörten. Zudem brauche die Politik Frauen.
Mit sehr unterschiedlichem Lesematerial sorgten die Vorleserinnen nicht nur für einen interessanten Blick in die Geschichte von Frauen und deren Kämpfen auf unterschiedlichsten Betätigungsfeldern, durch Zehra Akcays Beitrag „Ehre“ von Elif Safak wurde zudem eine interkulturelle Perspektive eröffnet.
Den Anfang machte Üchtelhausens Gemeinderätin Teresa Schmitt, die mit „Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen“ auf die Situation von afro-amerikanischen Wissenschaftlerinnen in der späteren NASA einging. Neben dem Kampf gegen die bis in die 1960er übliche Praxis der Rassentrennung, tauchen in diesem Werk auch durchaus vertraute, aktuelle Themen wie beispielsweise die unterschiedliche Entlohnung der Geschlechter auf. Mit dem aus dem Leben gegriffenen Werk „Wir sind doch Schwestern“ (Anne Geshuysen) erzählte Bergrhreinfelds Gemeinderätin Uschi Büttner aus dem Leben dreier schicksalserprobter Frauen, die sich anlässlich des 100. Geburtstags der Ältesten treffen und über so allerlei Revue passieren lassen. Mit Schwester Dr. Lea Ackermann, stellte Grafenrheinfelds Gemeinderätin Edith Werner eine beeindruckende Biographie über eine Frau vor, die sich als Nonne vor allem in Afrika unermüdlich für Frauen und deren Rechte eingesetzt hatte. Insbesondere aber auch gegen sexuelle Ausbeutung Besonders interessant war der Einblick in die Rolle der Frauen in einer muslimischen Familie durch Akcay. Deutlich wurde hierbei nicht nur, dass das Fehlen eines Sohnes auch durch die Mutter als Strafe Gottes empfunden wurde. Weiterhin war es ungewöhnlich, dass Mädchen konsequent die Schule besuchten, auch Fragen der Ehre und der Umgang mit dieser bis hin zum Ehrenmord wurden thematisiert. Den Abschluss bildete Gerolzhofens Stadträtin Birgid Röder mit einer Biographie über die Malerin Gabriele Münter. Diese stand lange Zeit im Schatten ihres Partners Wassily Kandinsky, gilt mittlerweile jedoch als eine der prägenden Künstlerinnen der deutschen Moderne um die Jahrhundertwende.
All diese Werke zeigten, dass Frauen ihren eigenen Weg gehen und auf Augenhöhe gestalten können und auch sollten, ermutigte Suckfüll die Anwesenden zum Ende. Nach einer Danksagung an alle Organisatoren und Helfer, lud sie zum persönlichen Gespräch ein, um Kontakte zu knüpfen und sich vielleicht doch für die Politik inspirieren zu lassen.