Mit Bärenfell und großer Keule steht die „Stärke“ auf dem Rathausdach. Bei der Befragung durch die Redaktion auf der Straße und am Telefon kam jedoch keinem die körperliche Kraft in den Sinn. Als stark gelten nicht die mit Muskeln bepackten Zeitgenossen, sondern Frauen und Männer, die Stress, Probleme, Sorgen und Krisen mit Willensstärke, Durchhaltevermögen, Selbstvertrauen, Verantwortung, mit Disziplin und Selbstreflexion, mit Frustrationstoleranz und Zuversicht unabhängig und zielgerichtet lösen.
Fehler zugeben
Zeit zum Nachdenken oder gar zum Grübeln wurde keinem der zehn in Schweinfurt nicht gänzlich Unbekannten gelassen. Alle Antworten waren spontan, wie etwa die von Heiko Kuschel, Citypfarrer, stellvertretender Dekan und Schulreferent im Evangelisch-Lutherischen Dekanat Schweinfurt: „Stark ist für mich einer, der Fehler zugeben kann, der über sich steht und gefestigt ist“.
Menschliche Stärke zeigt für Gudrun Grieser, Oberbürgermeisterin von 1992 bis 2010, einer, der „mit den Widrigkeiten des Lebens fertig wird und nicht zerbricht“. Stark sei der, der erst überlege, der dann Wort halte und zu seinem Wort stehe; führungsstark sei die Person, die etwas als richtig erkannt habe, dieses durchführe und andere mitnehme. Und: „Ein starker Mensch, der erkennt, dass er falsch liegt, der gesteht seinen Irrtum ein.“
Halt geben
Mit seinen 32 Jahren ist Marco Brust ein noch junger Geschäftsführer (Velotech am Hauptbahnhof). Aus dem Bauch heraus setzt er Stärke mit „Durchsetzungsvermögen und Zielstrebigkeit“ gleich und meint, dass der Starke Visionen und realistische Ziele hat, dass er über den Tellerrand blickt. Von einem Chef erwartet Marco Brust, dass die Mitarbeiter bei ihm Halt finden, Zuverlässigkeit im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern, dass er offen ist und man dem Chef vertrauen kann.
„Gelassenheit ist ein wichtiger Punkt. Man darf den Humor nicht verlieren und muss über sich selber lachen können“, so Theaterleiter Christian Kreppel.
Konflikte durchstehen
„Stark ist, wer Konflikte durchsteht und den Mut nicht verliert“, meint Ilse Bieniek. Leiterin der Suchtberatung in der Zehntstraße. Stärke zeige auch der, der sich mit sich selbst auseinandersetzt und der, der sich Schwächen eingesteht.
Zur Stärke gehört für die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen der Mut – „sich für Dinge einzusetzen, die einem wichtig sind, und der Mut, mit anderen Vernünftiges auf den Weg zu bringen.“ Fest mit der Stärke verbindet die Politikerin die Zivilcourage.
Durchhalten
Peter Stößel ist der Gesellschaftspräsident der Antöner Narrenelf. Stark mache den Karnevalisten das Durchhaltevermögen und das Loslassen, meint Stößel, für den es Stärke ist, Neues zuzulassen und nicht an alten Formen zu hängen oder auf Stühlen zu kleben. Auch würde der Starke nicht gegen seine Überzeugung aufgeben, in die Zukunft und nur selten in die Vergangenheit blicken und nie meinen, dass nichts mehr gehe.
„Toleranz, Offenheit, Ehrlichkeit und verzeihen zu können macht stark und und einen zum Aktivposten für die Natur, die Umwelt und die Nachhaltigkeit“, so Edo Günther, Kreisvorsitzender im Bund Naturschutz.
Solidarität
DGB-Regionsgeschäftsführer Frank Firsching: „Stärke ist die Fähigkeit, gemeinsam Solidarität zu üben.“ Den Starken sieht Firsching in der Pflicht, für eine gerechte Verteilung des Reichtums einzutreten und Flüchtlingen zu helfen.
Ehrlichkeit, Rückgrat und das Einstehen für die richtige Sache wie auch für andere nennt Norbert Holzheid auf die Frage nach der Stärke. Als weitere Eigenschaften bringt der Vorsitzende des Seniorenbeirats das Durchhaltevermögen und die Zuverlässigkeit zur Sprache.