Konsequent ist er ja schon, der Gerolzhöfer Stadtrat. Mit seiner jüngsten Entscheidung, eine Ladesäule für E-Mobile auf dem freien Platz zwischen Stadtpfarrkirche und Johanniskapelle aufzustellen, setzt er mutig und unbeirrt seinen Kurs fort, die historisch gewachsene Altstadt weiter zu verschandeln. Das nächste Postkartenmotiv wird verhunzt.
Entschuldigen Sie meinen leicht gehässigen Unterton, liebe Leserinnen und Leser. Aber angesichts der jüngsten Beschlüsse, die am Gerolzhöfer Ratstisch gefallen sind, kann man sich nur noch in Ironie, in Zynismus und in Sarkasmus retten.
Die energetische Sanierung des Alten Rathauses mit den verschiedenen Umbauten war schon schwerer Tobak. Der vom Stadtrat möglicherweise so überhaupt nicht beschlossene, nun aber irgendwie doch akzeptierte Säulen-Windfang hat die Optik eines der ältesten Gebäude Gerolzhofens nachhaltig verändert. Über die neue Alu-Türe vor dem prächtigen Nordportal möchte ich mit Rücksicht auf meinen Blutdruck jetzt gar nicht reden…
Nun hat es den von Parkplätzen freigehaltenen Bereich der hinteren Kirchgasse getroffen. Dieser Platz wurde im Rahmen der Altstadtsanierung bewusst aufwendig mit Pflaster und Muschelkalkplatten gestaltet, weil es sich bei dem Dreiklang von Steigerwalddom, Johanniskapelle und der Hofpforte des ehemaligen Echter-Pfarrhofs um ein einmaliges gotisches Ensemble handelt, das im weiten Umkreis seinesgleichen sucht. Und bewusst wurden hier auch keine Pkw-Stellflächen ausgewiesen, um den tollen Gesamteindruck nicht mit Autos zuzuparken.
Das ist nun Schnee von gestern. Erst hatte die Stadt die Idee, dass hier direkt an der Außenmauer der Kirche Anwohner auf städtischem Grund ihre Mülltonnen abstellen dürfen. Müllboxen direkt am Steigerwalddom, ein Umstand, der gerade bei auswärtigen Gästen der Stadt regelmäßig für Verwunderung sorgt. Nun die nächste Eskalation: Mitten in das gotische Ensemble hinein wird eine E-Ladestation samt Stellplatz eingerichtet. Das Argument der Befürworter, insbesondere von den Vertretern der hiesigen Geschäftswelt im Stadtrat: Hätte man die Ladestation woanders aufgestellt, hätte man dort zwei wertvolle Parkplätze opfern müssen. Also nimmt man lieber einen Bereich, wo es vorher überhaupt keinen Parkplatz gegeben hat. Macht Sinn.
Angesichts der vom Stadtrat angedrohten Umgestaltung des Marktplatzes in den kommenden Jahren, kann einem angst und bange werden. Wie wäre es mit einem dreigeschossigen Parkhaus mitten auf dem Marktplatz? Mit Photovoltaik auf dem Süddach der Stadtpfarrkirche? Und blinkende Werbetafeln am Eulenturm wären doch auch ganz hübsch. Wie gesagt: Man kann sich nur noch in Ironie, in Zynismus oder Sarkasmus retten.
nicht immer stimme ich, da wir uns zu verschiedenen politischen Richtungen bekennen, mit Ihnen überein. Aber hier kann ich Ihnen nur zustimmen. Es fehlt momentan bei zahlreichen Stadtratskolleginnen und -kollegen und in der Stadtverwaltung jedes Gespür für unser historisches Erbe.
Mit Wehmut denke ich an die Zeiten mit Bürgermeister Hartmut Bräuer und Stadtbaumeisterin Petra Schöllhorn zurück.
Nur eine Bitte: Sprechen oder Schreiben Sie nicht von "dem Stadtrat", sondern benennen Sie bei Ihrer Kritik eindeutig Roß und Reiter. Meine Stadtratskollegin Birgid Röder und Freie-Wähler-Stadtrat Johannes Roth haben konsequent gegen den Standort Kirchgasse gestimmt. Die geo-net-Fraktion hat einen eigenen Vorschlag unterbreitet: Ladesäule am Parkplatz Breslauer Straße (Grabenschule) und als Ersatz für die wegfallenden "normalen" Parkplätze ein Zusatzstellplatz auf der Südseite der Breslauer Straße. Mit 7:9 wurde der Standort Breslauer Straße abgelehnt.
Thomas Vizl, Stadtrat
Vielleicht täte jene Provinzmetropole ohnehin besser daran, die die Überlandbusse nähere im Stadtinnern halten zu lassen als jeden Kamikaze-Rentner aus dem Umland mit seinem Auto bis an Kindergärten und Schulen heranrasen zu lassen. ;-/
Nur hätten Sie unsere weisen Stadtoberhäupter mal besser nicht mit neuen Ideen füttern sollen. Wie auch in der großen Politik ist einigen Verantwortlichen offensichtlich nicht klar um was es geht > nämlich nicht um das Durchsetzen Ihrer eigenen Interessen.