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SCHWEINFURT
Standpunkt: Rechtzeitige Kurskorrektur
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:15 Uhr

Triumphgeheul ist fehl am Platz in Sachen Kehrtwende des Oberbürgermeisters Sebastian Remelé in der Causa Rathenau. Zum Glück hat der OB die Reißleine gezogen und seine Schließungs-Pläne in der Schublade nach unten gesteckt. Gut so! Es wäre schulpolitisch eine historische Fehlentscheidung gewesen.

Denn die Pläne waren in mehrfacher Hinsicht problematisch. Die Kommunikation den Eltern und Kindern sowie den betroffenen Lehrern gegenüber war in den ersten Tagen nach Bekanntgabe der Entscheidung miserabel. Das vor Monaten zunächst kolportierte Einsparpotenzial für die Stadt ist nicht mal ansatzweise in dieser Höhe vorhanden. Im Gegenteil: Es ist dauerhaft billiger die Schule mit Angestellten offen zu halten als sie zu schließen. Dazu kommt, dass die der Entscheidung zugrunde liegenden Zahlen zur demographischen Entwicklung in Stadt und Landkreis und der Entwicklung der Schülerzahlen zumindest einige Fragezeichen aufwerfen.

Die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, die Mittelstufe plus ab übernächstem Schuljahr bayernweit zuzulassen, also faktisch zum G9 zurück zu kehren, bietet dem OB die Chance, sein Gesicht zu wahren. Es gebührt ihm aber auch Respekt dafür, dass er nicht auf seinem Standpunkt beharrte und die Schließung trotz aller Widerstände durchsetzte. A propos Widerstand: Respekt gebührt auch Lehrern, Eltern und Schülern, die mit zahllosen kreativen Aktionen deutlich gemacht haben, was die Rathenau-Schulen leisten und warum es ein Fehler wäre, sie zu schließen. Hier haben sich wahre Mutbürger für eine gute Sache eingesetzt.

Konstatieren muss man aber, dass die Hängepartie der vergangenen Monate Vertrauen in die Stadt und in die Schule zerstört hat. Das gilt es wiederherzustellen, so schnell wie möglich. Die kommunale Trägerschaft ist für die Stadt in pädagogischer Hinsicht eine echte Chance: Wo könnte man besser gezielt für den Industriestandort Schweinfurt und seinen Facharbeitermangel passende Ausbildungs-Angebote machen als in der eigenen Schule? Zum Thema pädagogisches Konzept findet sich im Schulentwicklungsplan kein Wort. Die bereits guten Rathenau-Angebote muss man jetzt weiter stärken.

 
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  • uwe.luz@t-online.de
    Da muss einer im Matheunterricht nicht aufgepasst haben: Einmal angenommen, in 4 Schweinfurter Gymnasien werden je 4 zusätzliche Klassen zu je 25 Schüler/innen für das G9 gebildet, ergibt dies rechnerisch für ganz Schweinfurt 400 Kinder. Wenn jedoch aufgrund des demographischen Wandels 1000 Kinder fehlen, ist immer noch ein Gymnasium überflüssig. Dies gilt umso mehr, als das Alexander-von-Humboldt Gymnasium wegen des zahlenmäßigen Rückgangs von Schülerinnen und Schülern zusätzliche räumliche Kapazitäten verfügbar hätte. Der Wegfall des Rathenau-Gymnasiums hätte ohne Qualitätsverlust mit den vorhandenen Mitteln organisiert werden können. Der Steuerzahler sagt: Danke. Denn nun verbläst der Schonunger Gemeinderat - obwohl der demographische Wandel auch dieses Dorf erfassen wird (der Bürgermeister weiß das nur noch nicht) - einen Millionenbetrag für eine überflüssige Grundschule.
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