Das hat Staatssekretär Gerhard Eck in seiner Laufbahn noch nicht erlebt. Erstmals kam er bei einer Direktwahl für den Landtag nicht über die 40-Prozent-Grenze. Für einen gestandenen CSU-Bewerber wie ihn eine bittere Pille. Dennoch dürfte er nicht geschwächt, sondern nur mit einem blauen Auge nach München fahren, denn Eck und seine Schweinfurter Parteifreunde schnitten deutlich besser ab als die CSU im Land.
Eher sprachlos hinterlässt einen der Absturz der SPD: Kathi Petersen hat in fünf Jahren ihre Wählerzahl fast halbiert. Zwar kann man in dieser Zeitspanne keinen großen Wurf der Abgeordneten registrieren, aber Fleiß und Präsenz vor Ort haben die Wähler nicht honoriert. Die Schweinfurter Genossen müssen sich grundsätzliche Gedanken über ihre Zukunft machen.
In Sektlaune präsentierten sich die Grünen. Im Sog des landespolitischen Hochs legten sie kräftig zu. Das hat auch viel mit dem Kandidaten Paul Knoblach zu tun, der sich kommunalpolitisch immer stärker profiliert hat. Ähnliches gilt für die Freien mit Ulrike Schneider an der Spitze. Auch sie packten auf das Resultat von 2013 eine ordentliche Schippe drauf, auch wenn die Zahlen niedriger sind als im Landesdurchschnitt.
In Feierlaune ist auch die AfD, die ein zweistelliges Ergebnis schaffte und womöglich mit Richard Graupner einen Abgeordneten nach München entsendet. Dass dabei ein Kandidat mit einer überschaubaren politischen Bilanz einen zweistelligen Stimmenanteil erreicht hat, ist weniger der Person als der Stimmung in Teilen der Bevölkerung geschuldet.
In jedem Fall ist die Landtagswahl auch eine Zäsur für die kommunale Ebene: In eineinhalb Jahren werden Stadt-, Kreis- und Gemeinderäte neu gewählt. Mit der AfD wird aller Voraussicht nach ein neuer Akteur dazukommen. Darauf müssen sich die Parteien schon jetzt einstellen. Wenn sie dem Vormarsch der Rechten Einhalt gebieten wollen, sind sie gut beraten, ihnen thematisch den Nährboden zu entziehen. Der Wahlkampf für 2020 beginnt am 15. Oktober 2018.
In einer Vorgängerversion des Kommentars hieß es, die Linken hätten ihr Ergebnis im Vergleich zu 2013 halbiert. Das ist nicht korrekt. Tatsächlich steigerte sie sich von 3,8 auf 4,4 Prozent. Ursache für den Fehler, für den wir uns entschuldigen, war der falsche Bezug auf einen Datensatz in der Datenbank.