Der Stadtrat hat mehrheitlich die favorisierte Außentreppe zur Schaffung des zweiten Flucht- und Rettungswegs für die Stadtbibliothek im Bürgerspital abgelehnt. Sie wäre aufgrund der Mängel beim Brandschutz in dem historischen Gebäude die Voraussetzung dafür gewesen, die Räume weiter öffentlich im gewohnten und nicht, wie derzeit, eingeschränkten Umfang nutzen zu können.
Diesen Flucht- und Rettungsweg hat sich der Stadtrat jetzt selbst verbaut. Eine Alternative gibt es nach Aussage der Brandschutzexperten nämlich nicht, wie Bürgermeister Thorsten Wozniak noch einmal in der Sitzung versicherte. Das gilt insbesondere im Ernstfall für die Evakuierung von Personen aus der Young World-Abteilung an der Südseite. Und da, wo es nicht anders geht, muss Menschen- vor Denkmalschutz gehen.
Der ins Spiel gebrachte Ankauf von Nachbargrundstücken, um so eine elegantere Lösung als die stählerne um die Südwest-Ecke in den Spitalgarten herumführende Außentreppe an der Südseite zu ermöglichen, will unabhängig davon, dass damit in der Young World eingeschlossenen Personen nicht geholfen sein wird, immer wohl überlegt sein. Man könnte auch sagen: ein Betty-Stumpf-Haus reicht.
Aber nur zu, her mit dem Nachbaranwesen des Bürgerspitals, her mit dem Köhler-Haus am Rathauseck, her mit der früheren kleinen Eisdiele in der Spitalstraße und und und. Es gäbe viele Möglichkeiten, hier als Stadt einzugreifen. Doch neben dem Geld, das für den Erwerb mal mehr und mal weniger hinzublättern ist, bedarf es auch und gerade einer Vision, wie man diese Gebäude künftig nutzen möchte.
Selbst wenn man die Vision hätte, was man mit dem Gebäude anfangen möchte, kämen zum Kaufpreis die Gelder, die für den entsprechenden Um- und Ausbau erforderlich sind. Dazu muss man bedenken, dass alle genannten Gebäude etwa unter Denkmalschutz stehen. Sie abzureißen und neu hochzuziehen, das funktioniert hier also nicht. Das Betty Stumpf-Haus hat es gelehrt. Egal wieviel Geld unter dem Strich dafür hingelegt worden sind, diese Immobilien können sich ganz schnell als Klotz am Bein erweisen.
Natürlich ist die Außentreppe eine optische Beeinträchtigung der Ansicht des Bürgerspitals. Aber sie ist und bleibt das kleinere Übel, um den Betrieb der Stadtbibliothek wieder ohne Beeinträchtigung laufen lassen zu können.
Der Stadtrat hat sich in seiner Mehrheit verrannt. Man darf gespannt sein, ob er einen Ausweg aus dem selbst eingebrockten Dilemma in Form eines zweiten Flucht- und Rettungswegs findet …
THOMAS VIZL