zurück
Gerolzhofen
Stadtrat in Gerolzhofen überstimmt Verwaltung: Wasser aus Hydranten darf weiter in private Pools fließen
Trinkwasser für den privaten Badespaß - das wird heiß diskutiert. In der Stadt steht Bürgern weiter der Weg offen, bequem Tausende Liter ins Becken zu leiten.
Nicht alle privaten Pools sind so groß wie dieser auf dem Symbolbild. Doch auch in kleinere passen Tausende Liter von Trinkwasser. Dies wirft die Frage auf, ob für das Befüllen solcher privater Pools weiter öffentliche Hydranten angezapft werden dürfen, oder ob ein Verbot dazu führen kann, dass die Zahl privater Pools zumindest nicht weiter zunimmt.
Foto: Patrick Pleul, dpa | Nicht alle privaten Pools sind so groß wie dieser auf dem Symbolbild. Doch auch in kleinere passen Tausende Liter von Trinkwasser.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:09 Uhr

Der diesjährige Trockensommer ist noch nicht lange her. Damals, als wochenlang kaum ein Tropfen Regen vom Himmel fiel, flammte in Gerolzhofen eine Debatte auf rund um das Befüllen privater Pools mit Trinkwasser. Ausschlaggebend war eine bekanntgewordene Aktion von Stadtratsmitglied Christoph Rosentritt (CSU), der Ende Juli einen 75-Kubikmeter-Pool auf seinem Grundstück mit Wasser gefüllt hat, das er aus einem Hydranten zapfte.

Schnell war ein erster Verdacht widerlegt: Es handelte sich dabei keineswegs um Diebstahl, denn Rosentritt hatte das entnommene Wasser in Absprache mit der Stadt bezahlt, auch ohne Einsatz einer Wasseruhr. Und es handelte sich, wie Recherchen dieser Redaktion ergeben haben, auch um keinen Einzelfall. Dass private Pools mit Hydrantenwasser gefüllt werden, sei keine Ausnahme, sondern "durchaus üblich", wie Bürgermeister Thorsten Wozniak sich damals zitieren ließ. 

Dennoch ist dieses Thema mit dem Ende des Sommers nicht in der Versenkung verschwunden. Der Gerolzhöfer Stadtrat beschäftigte sich damit in seiner Sitzung am Montagabend im Alten Rathaus. Denn da lag dem Gremium ein Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung vor, wonach in Gerolzhofen ab Beginn des kommenden Jahres keine Hydranten für das Füllen privater Pools mehr verwendet werden dürfen.

Kein Material und Personal der Stadt mehr einsetzen

Damit würde automatisch auch ausgeschlossen, dass für solche Aktionen Wasserzähler, Hydrantenschlüssel, Schläuche und weiteres Equipment sowie Personal des Stadtbauhofs zum Einsatz kommen. Wohlgemerkt: Es geht in dem Vorstoß der Verwaltung nicht darum, das Füllen von Pools mit Zehntausenden von Litern Trinkwasser grundsätzlich zu verbieten. Nur die schnelle Quelle zum Befüllen über leistungsstarke Hydranten, die sollte versiegen.

Bürgermeister Thorsten Wozniak rechtfertigte diesen Vorschlag unter anderem damit, dass Poolbefüllungen ein gesellschaftliches Thema seien. Die Bürgermeister aller Gemeinden innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft (VG) seien sich einig, das Füllen über Hydranten nicht mehr zulassen zu wollen.

Koch: Am Ende landet Trinkwasser im Pool – egal wie

Arnulf Koch (CSU) zeigte sich etwas verwundert ob des Beschlussvorschlags. Nachdem es eben nicht um ein grundsätzliches Verbot gehe, Pools mit Leitungswasser zu füllen, ändere das Verbot, hierfür Hydranten anzapfen zu dürfen, schließlich nichts an dem Umstand, dass am Ende knappes Trinkwasser im Pool lande; ganz gleich ob aus dem am Hydranten angeschlossenen dicken Feuerwehrschlauch, oder – deutlich langsamer und mühsamer – aus dem dünnen Gartenschlauch des Poolbesitzers.

Egal, ob Oberflur- oder, wie hier, ein Unterflurhydrant: Das Wasser, das daraus fließt, stammt aus dem öffentlichen Leitungsnetz für die Trinkwasserversorgung.
Foto: Anand Anders | Egal, ob Oberflur- oder, wie hier, ein Unterflurhydrant: Das Wasser, das daraus fließt, stammt aus dem öffentlichen Leitungsnetz für die Trinkwasserversorgung.

Koch unterbreitete als Vorsitzender der CSU-Fraktion einen eigenen Vorschlag: Die Stadt sollte künftig eine Pauschale von 70 Euro für die Nutzung der Hydranten samt dem dafür notwendigen Material verlangen – zusätzlich zur ganz normal abgerechneten Wasser- und Abwassergebühren für die entnommenen Liter.

Vizl: Stadt muss das Füllen von Pools verbieten dürfen

Thomas Vizl (Geo-net) sah einen nicht zu rechtfertigenden Aufwand darin, Hydranten anzuzapfen, beispielsweise weil dann womöglich Schlauchleitungen über Straße und Gehwege verlegt werden müssten, was auch ein Sicherheitsproblem darstellen könnte. Zudem müsse die Stadt sich das Recht vorbehalten, die Entnahme von Wasser zum Füllen von Pools komplett zu verbieten, wenn infolge von Trockenheit das Grundwasser auszugehen drohe.

Ein solches Verbot auszusprechen, sei in solch konkreten Fällen möglich, bestätigte Johannes Lang als geschäftsführender Beamte der VG. Dagegen sei es rechtlich nur schwer durchsetzbar, ein solches Verbot pauschal vorab, ohne konkreten Anlass, zu verhängen. Aus seiner Sicht sollte grundsätzlich kein städtischer Mitarbeiter für private Poolfüllungen eingesetzt werden. Aber auch Privatpersonen hätten ihre Finger von Anlagen der öffentlichen Wasserversorgung zu lassen.

Dagegen bezeichnete es Günter Iff (Freie Wähler) als sinnvoll, das Material für die Hydrantennutzung Anwohnern zur Verfügung zu stellen – gegen eine Ausleihgebühr und bei voller Transparenz der zu verrechnenden Kosten.

Servatius: Auf Baustellen werden auch Hydranten angezapft

Auch Erich Servatius (SPD) stand der Idee aufgeschlossen gegenüber, Hydranten weiter zum Füllen von Pools zuzulassen, vorausgesetzt es werde dafür eine Aufwandsgebühr verlangt und das verwendete Wasser kostendeckend abgerechnet. Auf Baustellen, so sein Argument, komme das benötigte Wasser schließlich auch aus Hydranten mit angeklemmter Wasseruhr, ohne dass dafür Mitarbeiter des Stadtbauhofs benötigt würden.

Martin Zink (Freie Wähler) wünschte sich eine Ausnahme von der Gebührenpflicht für örtliche Vereine, sollten diese beispielsweise für ein Fest Wasser aus Hydranten benötigen. Der Bürgermeister wandte hier ein, dass nicht jeder an der öffentlichen Wasserversorgung Hand anlegen dürfe.

Schwab: "Falsches Signal in der heutigen Zeit"

Von einem "falschen Signal in der heutigen Zeit" sprach Gisela Schwab (SPD) angesichts der laufenden Debatte. Sollten Hydranten weiter zum Füllen von Pools zugelassen sein, könnte dies letztlich als Freibrief zur Wasserverschwendung verstanden werden. Wozniak ordnete diesen Einwand als eine "eher moralisch gemeinte Ansprache" ein, denn es gehe nicht um ein Füllverbot für Pools.

In der Abstimmung fiel der Vorschlag, Hydranten zum Füllen von Pools zu verbieten, recht deutlich mit 6:14 Stimmen durch. Neben dem Bürgermeister, Markus Reuß (CSU) und Gisela Schwab befürwortete die dreiköpfige Geo-net-Fraktion das von der Verwaltung eingebrachte Hydranten-Verbot.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Gerolzhofen
Michael Mößlein
Christlich Soziale Union Bayern Werneck
Grundwasser
Johannes Lang
Leitungswasser
Rathaus Schweinfurt
Schweinfurt Umwelt
Stadt Gerolzhofen
Stadtverwaltung Schweinfurt
Thomas Vizl
Thorsten Wozniak
Wasservergeudung
Wirtschaftsbranche Wassergewinnung und Wasserversorgung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • W. L.
    Ich finde die Entscheidung richtig! Denn es gibt auch Menschen, die aufgrund einer Erkrankung nicht in ein öffentliches Schwimmbad gehen können. Ich habe z. B. meinen Pool 17 m³ für meine kranke Frau im Garten per Hand gegraben und würde auch gerne diesen alle zwei Jahre neu befüllen. Was bisher auch kein Problem gewesen ist, bis auf dieses Jahr. Da durfte ich ihn nicht einmal (wäre weniger als die Hälfte gewesen und ich hätte wie immer beim nachfüllen auch die gesamt- menge von 17 m³ bei der Gemeinde bezahlt) nachfüllen. Ich finde es schade, dass an diese Menschen mit Einschränkungen bei der ganzen Diskussion nicht gedacht wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. R.
    Ich bin tatsächlich erschüttert, ob der Tatsache dass 14 Stadträte diesen Vorschlag der Verwaltung abgelehnt haben. Es ist für mich in keinster Weise nachvollziehbar, wie auch so manches andere was der Stadtrat beschließt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. H.
    Da haben doch tatsächlich einige geglaubt, dass sie gegen die Spezlwirtschaft in den Stadt- und Gemeindräten etwas ausrichten könnten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Damit hat das nichts zu tun. Die wollen nur die Abwassergebühren sparen, der Zeitgewinn ist on top
    Also einfach nach normalen Tarifen abrechnen lassen und der Spuk hört auf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. K.
    Falsche Entscheidung!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Wer solche Entscheidungen trifft hat nichts dazugelernt! 🙈
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. B.
    In der Tat ein falsches Signal zur falschen Zeit. Jedes Haus hat einen Wasseranschluss. Wer seinen Pool befüllen möchte kann das doch jederzeit mit seiner Wasserleitung zu Hause machen. In 0,5 - 3 Tagen ist jeder Gartenpool (je nach Größe) befüllt. Was soll diese unnötige Diskussion.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @braunmatthias: Wenn es ewig dauert bis der Pool voll ist, wird so manchem Zeitgenossen vielleicht klar, was für eine Wasserverschwendung das ist!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. B.
    genau so ist es , beim 75 m³ Pool vom H. Rosentritt dauert es bei geschätzten 20 lmin aus dem Hahn ca. 3 Tage bis das Becken gefüllt ist. In diesen 3 Tagen geht Hr. Rosentritt solange ins Geomaris und stellt fest, dass das kühle Nass dort in ausreichender Menge bereits vorhanden ist, man dort besser schwimmen kann und die 75m³ im eigenen Garten eigentlich Verschwendung sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    ich habe zwar nur 46 m3, sehe das aber in keinster Weise als Verschwendung an. Ob sich in einem öffentlichen Bad besser schwimmen lässt, wage ich zu bezweifeln. Ich müsste schon weit fahren, um adäquat Wasser- bzw Schwimmsport zu treiben. Somit brauche ich wieder Zeit und Energie, um dorthin zu kommen. Da bevorzuge ich meine Oase, welche in Summe weniger kostet als ein Besuch einer öffentlichen Einrichtung. Diejenigen, die das nur auf den Wasserverbrauch reduzieren, springen zu kurz. Wenn diese Wasserverbraucher zu blöd sind, die Wasserqualität richtig einzustellen, ohne dass das Wasser umkippt, gehört ihnen der Pool entzogen. Das ist uns noch nie passiert, meine Frau hat das im Griff und managt das. Mein Wasserverbrauch liegt pro jahr für den Pool bei 50-55 m3 inkl Frühjahrsauffüllung von ca 25 m3, der Rest ist Verdunstung und wird zurückgeführt. Das braucht ca 12 h bis das korrekt läuft und gut ist. Rückspülung geht auch in den Garten, das Wasser wird wiederverwendet und das ist ok.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @ttt: Jetzt bin ich noch auf die Unterhaltskosten gespannt. Bitte bei der Wahrheit bleiben...🤣
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Welche Unterhaltskosten? Eigene PV, eigene Solarthermie, die im Sommer eh immer zuviel leistet. Rechne es raus, die Kosten sind marginal.Mit Wasserbeprobung, 35€; einen Eimer Multitabs 60 €; m3 Wasser 5 €x 60 zum besseren rechnen und etwas Strom für die Poolpumpe an trüben Tagen keine 500€.
    Die Pooldame arbeitet kostenlos😂, der Poolboy auch.
    Man sollte aber erwähnen, dass ein guter Poolroboter Pflicht ist.
    Jedes Jahr einen Hunni zurücklegen, damit nach 5 Jahren Geld für einen neuen zur Verfügung steht.
    Wenn ich jetzt jeden Tag extern schwimmen gehen wollte, wären die Kosten ungleich höher.
    Viele Bappler können noch nichtmal die realen Kilometerkosten ihres Autos ausrechnen.
    Die denken, mit dem Sprit, den sie verfahren, ist das bezahlt. Aber Hauptsache,was hinprovoziert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @ttt: Schönrechner!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Warum? Weils dem Unwissenden nicht gefällt? Wir haben nicht vom Invest gesprochen, die Neidfrage hiess laufende Betriebskosten. Aktuell null, da im Winterschlaf.
    Was ist daran schöngerechnet, mein persönlicher Stalker gardner?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    "Viele Bappler können noch nichtmal die realen Kilometerkosten ihres Autos ausrechnen.
    Die denken, mit dem Sprit, den sie verfahren, ist das bezahlt."

    Realsatire vom feinsten. Bitte weiter so!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @ttt: Neid? Wie kann man auf jemanden mit Ansichten wie Sie Sie uns täglich präsentieren neidisch sein??? Viel Spaß beim Schlittschuhlaufen - oder ist Ihr Pool im Winter auch "kostengünstig" beheizt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. A.
    Lesen und verstehen. Winterschlaf. und tschüss...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Gute Nacht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten