
Sich die Hände schmutzig machen, bei Wind und Wetter oft draußen unterwegs sein und dabei immer den Kunden zufriedenstellen – Zugegeben, im Handwerk wird einem viel abverlangt.
Doch, dass im Handwerk auch viel Herzblut und Leidenschaft steckt und Handwerksberufe gerade jungen Menschen zahlreiche Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen können, davon hat sich Landrat Florian Töpper am Mittwoch bei einem seiner regelmäßigen Unternehmensbesuche im Landkreis selbst ein Bild gemacht.
„Made in Stadtlauringen“ seit den 1920er Jahren
Sein Besuch führte ihn diesmal zur Weipert GmbH nach Stadtlauringen. Das Familienunternehmen in dritter Generation ist spezialisiert auf Maler-, Verputz- und Trockenarbeiten. Die vierte Generation steht schon in den Startlöchern. „Ich freue mich riesig und wir fühlen uns sehr geehrt“, so Ludwig Weipert, der zusammen mit seinem Bruder Karl-Heinz den Betrieb leitet, als er den Gästen einen Einblick in die Unternehmensgeschichte gibt.
Die Weipert GmbH wurde in ihren Ursprüngen bereits Anfang der 1920er Jahre gegründet. Nach Großvater und Vater beschlossen die beiden Weipert-Brüder schließlich 1987 den Betrieb zusammen weiterzuführen. Karl-Heinz war bereits 1976 miteingestiegen. Für den 54-Jährigen stand damals schon fest, dass er den Betrieb eines Tages übernehmen würde, deshalb auch seine Asubildung zum Maler-Meister, Farb- und Lacktechniker.
Krach gibt es bei den Brüdern nicht
Der vier Jahre ältere Ludwig sei dagegen „nicht eingeplant gewesen“, denn der hatte zunächst BWL studiert und wollte Unternehmensberater werden. Doch dann entschied er sich um. Gerade diese Mischung aus kaufmännischer und handwerklicher Kompetenz ist wohl eines der Erfolgsgeheimnisse der Weipert GmbH: „Krachen tut es bei uns eigentlich nicht“, sagt Karl-Heinz, denn „jeder hat seinen Bereich“, erklärt Ludwig.
Momentan sind die Auftragsbücher voll, „die Nachfrage am Markt ist horrend“, erklärt Ludwig Weipert. Rund 43 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen, das insgesamt 65 Mitarbeiter beschäftigt, durch Verputzerarbeiten im Bereich Nassputz. Dabei ist die Weipert GmbH auf Baustellen im Umkreis von rund 120 Kilometer vertreten. Auch die Großräume München und Aschaffenburg werden bedient.
Die große Frage: Wie sieht die Unternehmenszukunft aus?
Doch trotz zahlreicher Aufträge blicken die beiden Geschäftsführer mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. „Ein Problem ist, dass mehr als die Hälfte unseres Unternehmens älter als 40 Jahre ist“, erklärt Ludwig Weipert den Gästen. Die große Frage, die ihn und seinen Bruder deshalb momentan beschäftigt ist: Wie geht es mit dem Familienbetrieb in Zukunft weiter?
Zumindest die Frage nach der Führungsnachfolge ist mittlerweile geklärt: Ludwig Weiperts 24-jähriger Sohn Ferdinand wird den Handwerksbetrieb übernehmen. Doch danach sah es zunächst nicht aus: „Ich habe mich zuerst nicht für den Malerberuf interessiert“, gibt Ferdinand zu. Sein Traum war immer, im Bereich Metallbau zu arbeiten, den sich der 24-Jährige mit einer Ausbildung zum Industriemechaniker auch erfüllte.
Maler- und Verputzerberufe haben ein Image-Problem
Doch die Vorstellung einmal einen Betrieb zu führen, brachte den jungen Mann zum Umdenken. Ferdinand absolvierte deshalb noch eine Mahler-Lehre, die er als Innungsbester abschloss. Seit 2015 hat er seinen Meister, ist außerdem staatlich geprüfter Gestalter und sogar passives Mitglied des deutschen Maler-Nationalteams. Dennoch hat der 24-Jährige, was seinen Beruf betrifft, mit Vorurteilen zu kämpfen.
„Wenn ich sage, dass ich Maler bin, muss ich mich fast dafür schämen“, meint er. Sätze wie „hättest du halt was Gescheites gelernt“, habe sich Ferdinand schon oft anhören müssen, dabei wüssten die meisten Leute gar nicht, „wie interessant und vielseitig dieser Beruf ist.“ Dieses Image-Problem „muss einem gesellschaftlich zu denken geben“, lautet die Reaktion des Landrats.
Die Weipert GmbH setzt auf Flüchtlinge
Ein Umdenken ist aber auch im Bereich Ausbildung nötig. Zu Spitzenzeiten bildete die Weipert GmbH bis zu 17 Azubis aus, „momentan sind es leider nur fünf“, so Ludwig Weipert. Neu im Team ist deshalb Praktikant Yussuf aus Afghanistan. „Ein tüchtiger junger Mann“, den beide Geschäftsführer auch gerne ausbilden würden. Doch aufgrund seiner Herkunft und dem dadurch fehlenden Bleiberecht, gestalte sich das schwierig.
Trotzdem würden Karl-Heinz und Ludwig Weipert gerne weitere Flüchtlinge in ihrem Betrieb ausbilden, „ich habe aber das Gefühl, dass die jungen Leute in Maßnahmen hängen bleiben und nicht auf den Markt kommen“, konfrontiert Ludwig Weipert Thomas Stelzer, Geschäftsführungsvorsitzender der Schweinfurter Agentur für Arbeit.
Seine Devise lautet „Geduld“, denn viele Flüchtlinge seien einfach noch nicht bereit für den Arbeitsmarkt. Stelzer schwebe deshalb eine Mischung aus Praktika und Teil-Qualifizierungen vor, um Flüchtlinge fit für eine Ausbildung zu machen. Denn auch Stelzer ist klar: „Wir brauchen Handwerksbetriebe für Flüchtlinge“, weil dort auch Integration stattfinde.
Generell, darüber war sich die Runde einig, müsse es auch das Ziel aller Beteiligten sein, wieder mehr junge Menschen für das Handwerk zu begeistern. Diese Ansicht teilt auch Töpper, denn sonst würden im ländlichen Raum wichtige Strukturen wegebrechen, „die nicht wieder so leicht aufzubauen sind“.
Er hoffe bei diesem Thema etwas bewirken zu können, denn der Landrat ist „froh, dass es solche Unternehmen wie Ihres in unserem Landkreis gibt.“
Für mehr Wertschätzung muss sich in den Köpfen etwas ändern
Trotz des großen Zuspruchs bleiben Ludwig und Karl-Heinz Weipert skeptisch. Dass Flüchtlinge die Azubi-Situation verbessern können, glaubt Ludwig Weipert nicht. „Die Wertschätzung ist nicht da, deshalb muss sich den den Köpfen etwas ändern“, sagt sein Bruder Karl-Heinz. Für die Zukunft prognostiziert der 54-Jährige, dass das Handwerk wohl mit weniger Personal auskommen müsse. Diese Entwicklung könnte aber letztendlich auch dazu führen, dass durch höhere Marktpreise „die Arbeit vielleicht auch besser honoriert wird.“