
Der große Saal der Stadthalle in der Dingolshäuser Straße ist derzeit wegen Brandschutz-Mängel für jeglichen Betrieb geschlossen. Und daran wird sich auch im kommenden Jahr 2018 nichts ändern. Dies machte Bürgermeister Thorsten Wozniak jetzt in einem Gespräch mit dieser Redaktion deutlich. Der Grund ist so einfach wie plausibel: Die Stadt hat kein Geld für die nötige Sanierung.
Bürgermeister Thorsten Wozniak hatte die sofortige Schließung des Saals Mitte September 2017 angeordnet. Wichtig: Restaurant und Kegelbahn sind davon unberührt, dort läuft der Betrieb weiter.
Besprechungen und Ortsbegehungen durch Vertreter der Verwaltung, des Bauamts und der Feuerwehr hatten ans Tageslicht gebracht, dass die bauliche Situation in der Halle heute nicht mehr den Plänen entspricht, die im Jahr 1975 vom Landratsamt genehmigt worden waren, als das Gebäude von einer reinen Turnhalle zur kombinierten Veranstaltungshalle umgebaut wurde.
„Tatsache ist, dass wir die Anforderungen an einen modernen Brandschutz nicht mehr erfüllen“, begründet Wozniak die Schließung der Halle. Es gebe deutlichen Verbesserungsbedarf bei den Fluchtwegen, Rettungswegen, beim eigentlichen Brandschutz sowie auch bei der Be- und Entlüftung. Selbst die Sicherheitswachen, die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Gerolzhofen bei Großveranstaltungen bislang leisteten, seien für die Sicherheit nicht mehr ausreichend, so der Bürgermeister. Anders ausgedrückt: Wozniak ist nicht bereit, in der Haftung seinen Kopf als Stadtoberhaupt hinzuhalten, falls der Betrieb weiterginge und dann etwas passieren sollte.
Neubau nicht finanzierbar
Die Stadthalle ist schon das zweite Gebäude, das Wozniak aus Gründen der drohenden Haftung schließen lässt. Vor eineinhalb Jahren hatte man bei einer Begehung mit dem Landratsamt im Vorfeld von Umbauarbeiten zur Barrierefreiheit auch beim Alten Rathaus am Marktplatz festgestellt, dass Auflagen des Landratsamtes aus den 80-er Jahren letztlich nicht beachtet worden waren. Seit dem Sommer 2016 sind deshalb die verschiedenen Räume des Stadtmuseums und der Sitzungssaal im zweiten Obergeschoss für Publikumsverkehr gesperrt.
Doch wie geht es nun mit der Stadthalle weiter? Die Stadt Gerolzhofen sei nach derzeitigem Stand gewillt, das Gebäude zu sanieren, betont Wozniak. Also eine nochmalige Investition in den bestehenden Altbau. Für ein gänzlich neues Veranstaltungs- und Tagungszentrum nach modernsten Richtlinien, zum Beispiel auf dem städtischen Grundstück südlich des FC-Stadions, fehlt einfach das Geld. Wozniak: „Einen Neubau sehe ich nicht.“
Es bleibe angesichts der Finanzsituation der Stadt nur die Möglichkeit einer mittelfristigen „Ertüchtigung“ der bestehenden Stadthalle. Was der Bürgermeister unter „Ertüchtigung“ versteht, definiert er so: „Das Gebäude, so wie es jetzt ist, wieder funktionstauglich machen.“
Erste Kostenschätzungen
Selbst das wird nicht billig. Es liegen jetzt die ersten Kostenschätzungen für diese „Ertüchtigung“ auf dem Tisch: Nur die Optimierung des Brandschutzes und der Fluchtwege sowie der weitgehende Austausch der Elektroinstallation dürfte bereits rund 800 000 Euro kosten. Und dann wäre auch nur das absolut Notwendigste gemacht. Von der Optik her würde sich wenig verändern. Der „Retro-Charme“ der Halle bliebe unverändert.
Die ebenfalls dringend nötige Verbesserung der Bühnentechnik und des gesamten Catering-Bereichs in den garagenähnlichen Räumen, wo früher die Turngeräte gelagert wurden, würde mindestens weitere 150 000 Euro verschlingen, sagt Thorsten Wozniak. Womit man unterm Strich praktisch bei einem Betrag von rund einer Million Euro wäre.
Dieses Geld hat die Stadt nicht. Zu sehr zerren noch die hohen Investitionen in das umgebaute Geomaris am Stadtsäckel. „Und es gibt andere Aufgaben, die eindeutige Pflichtaufgaben der Stadt sind“, erklärt Wozniak. Zum Beispiel die beiden Schulen am Lülsfelder Weg, deren Modernisierung rund 7,5 Millionen Euro kosten soll. Oder marode Wasser- und Abwasserleitungen unter Straßen, die in den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaut wurden und jetzt der Stadt finanziell auf die Füße fallen. Wie im Bereich von „Schießwasen“ und „Friedenstraße“.
Frühestens 2020 wieder offen
In den Haushaltsplan der Stadt für das Jahr 2018, der derzeit in den Stadtratsfraktionen beraten wird, kann deshalb kein einziger Cent für die Sanierung der Stadthalle eingestellt werden. Der Saal bleibt auch im kommenden Jahr geschlossen. Ob die Stadthalle dann vielleicht im Jahr 2019 auf die Agenda kommt, ist noch unklar. Aber selbst wenn es da losgehen sollte, würden sich die Bauarbeiten sicherlich bis 2020 hinziehen.
Damit fällt bis auf weiteres die Stadthalle als Veranstaltungsort weg. Bürgermeister Wozniak kann den Organisatoren von Großveranstaltungen auch keine konkrete Hoffnung machen. „Es gibt nur die Alternative, dass sie andere Räumlichkeiten nutzen – in Gerolzhofen oder im Umland.“