Wer von den Geehrten und Ehrengästen das komplette Menü von A bis Z auskosten will, muss guten Appetit und vor allem auch reichlich Zeit mitbringen. Aber es ist Freitagabend, und da – wenn man schon mal mit allen Drum und Dran geehrt wird – drängt einen ja nichts Weiteres.
Entenbrust und Spätburgunder
Die Schlemmerei beginnt mit Eichblattsalat plus Entenbrust, Walnüssen und Apfelstiften, mediterran mariniertem Gemüse, Riesengarnelen mit Avocado im Salatblatt und Mango mit geräucherter Forelle. Das ist ein Auszug der Vorspeisen. Es folgt ein Kürbissüppchen mit Chili. Als Hauptgerichte stehen gefüllte Tortellini und Currysauce, Schweinefilet im Spinatmantel mit Pilzsauce und Spätzle sowie Saltimbocca von der Forelle mit Nudeln zur Wahl.
Zum Dessert: Obstsalat, Mousse au Chocolat (hell und dunkel), warmer Schokoladenkuchen mit Vanilleeis, Bayerische Creme. Später dann: Kaffee und "Überraschungsdessert" und noch später – etwa ab 23 Uhr – ein kleiner Imbiss: Käse und Traubenplatte mit Brot. Die Weine kommen von einer ersten Adresse in Franken: Silvaner und Spätburgunder, jeweils trocken, versteht sich.
Die Stadt als großer Arbeitgeber
Bevor die Küche der Leopoldina Service GmbH – indirekt auch ein Teil der Stadt – der Jubilarschar zeigen kann, was sie so drauf hat, stehen quasi als Pflichtteil ein paar Reden, eine Mischung aus Rückblick und Lob für alle, die es auf 25 und 40 Jahre bei der Stadtverwaltung und/oder ihren Tochtergesellschaften gebracht haben. Letzteres sind die Stadtwerke, das Leopoldina-Krankenhaus, die Stadt- und Wohnbau GmbH (SWG), die Rathenau-Schulen.
36 Dienstjubilare kommen dieses Jahr aus der Stadtverwaltung, 49 vom Leopoldina-Krankenhaus, acht sind bei den Stadtwerken beschäftigt und neun bei der SWG. Zusammen sind es 102. Als die "40-Jährigen" 1979 zur Stadt kamen, da gab es die Töchter noch nicht, zählte die Stadt 1500 Beschäftigte, sagt OB Sebastian Remelé. Vor 25 Jahren seien es schon 2700 gewesen – "und heute beschäftigt die Stadtfamilie 4000 Menschen", so der OB. Damit sei sie einer der größten Arbeitgeber im Stadtgebiet.
"Damit die Stadt funktioniert"
"Sie alle leisten täglich einen Dienst am Bürger, damit die Stadt und die Region funktioniert", sagt Remelé. Sie gestalteten die Bildungs-, Gesundheits- und Wohnlandschaft, in der jeder seine Zukunft planen könne. Diesen Dienst sähen viele Bürger als selbstverständlich an. Dass dem nicht so sei, sehe man in anderen Ländern und Kontinenten, wo sie nur Privilegierten zur Verfügung stünden und Verwaltungen ihre Dienste teils korrupt versähen.
Remelé erinnert an schlechtere Zeiten, etwa als die heutigen 25-Jahr-Jubilare zur Stadt kamen und Schweinfurt eine große Wirtschaftskrise mit dem Verlust tausender Industriearbeitsplätze erlebte. Schweinfurt habe sich aber wieder emporgearbeitet und stehe heute auch als Kunst- und Sportstadt und mit seinem Gesundheitswesen gut da. Der OB dankte auch den Ehe- und Lebenspartnern der Geehrten, die diesen auch wichtigen Rückhalt für ihre Arbeit gäben.
Ausuferndes Berichtswesen
Für einen auch kritischen Blick nutzt der Personalratsvorsitzende Alexander Siegel die Jubilarfeier. In den zurückliegenden 25 bis 40 Jahren habe in der Stadt zunehmende Kommerzialisierung stattgefunden, nun stehe man vor einer Ökonomisierung: deshalb unterschiedliche Rechtsformen der Töchter von der GmbH über die gGmbH bis zur Stadtentwässerung als Eigenbetrieb. Berichtswesen und -dichte nähmen ständig zu. Eine Krankenschwester, die Patienten helfen wolle, werde zunehmend mit Verwaltungstätigkeiten überfrachtet. Gerade erst seien 40 Teilnehmer in einem Seminar über Umsatzsteuer gesessen.
Siegel beklagt, wie leicht es heute geschehe, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst, etwa in Krankenhäusern, leibhaftig oder digital bedroht und beleidigt würden. Dabei wäre es so viel besser, statt übereinander miteinander zu reden. Den Dienstjubilaren wünscht Siegel "einen guten, erlebnisreichen Abend".
Ein ausführlicher Rückblick
Dann wagt, als letzter Redner vor der Buffet-Eröffnung, Fritz Hebert als Stellvertreter der Jubilare einen recht ausführlichen Blick zurück, gespickt mit vielen Beobachtungen und Feinheiten. Schließlich wünscht er sich und den Mitbeschäftigten etwas mehr emotionsfreie Gelassenheit bei der Arbeit und weitere schöne Jahre bei der Stadt und ihren Gesellschaften.
Dann, endlich, ist der Weg frei zum Eichblattsalat plus Entenbrust, Walnüssen und Apfelstiften – und allem, was diesem noch folgen sollte. Für die musikalische Finesse sorgt das "Boulevard Ensemble".