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EBRACH
Stachelbart hinterlässt Eindruck
Die internationale Beratergruppe des Integrate-plus-Projektes mit Mitgliedern aus verschiedenen Ländern Europas traf sich zum wissenschaftlichen Austauch in Ebrach. Im Bild (von links): Bengt-Gunnar Jonsson, Andreas Schuck, Frank Krumm, Laurent Larrieu, Daniel Kraus, Kurt Bollmann sowie Ulrich Mergner, der als Leiter des Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten in Ebrach Gastgeber war.
Foto: EFI | Die internationale Beratergruppe des Integrate-plus-Projektes mit Mitgliedern aus verschiedenen Ländern Europas traf sich zum wissenschaftlichen Austauch in Ebrach.
Norbert Vollmann
Norbert Vollmann
 |  aktualisiert: 17.02.2016 03:36 Uhr

Eine Gruppe von internationalen Wissenschaftlern hat sich in dieser Woche in Ebrach getroffen. Im Vordergrund stand der Austausch über Fragen des Biodiversitätsschutzes, also des Schutzes der biologischen Artenvielfalt, in europäischen Wäldern.

Die Teilnehmer kamen aus Frankreich, Schweden, der Schweiz, Deutschland und Finnland. Sie waren auf Einladung des Forstbetriebes Ebrach angereist, um das jährliche Arbeitstreffen der Beratergruppe des Integrate-Plus-Projektes des Europäischen Forstinstitutes (EFI) abzuhalten. Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner gehört der Beratergruppe als Vertreter der forstlichen Praxis an.

Das Projekt „Integrate-Plus“ will aufzeigen, wie Wälder dergestalt genutzt werden können, dass einerseits die Biodiversität stärker berücksichtigt wird, ohne andererseits auf die Nutzung des umweltfreundlichen Rohstoffes Holz zu verzichten.

„Eine Pilotfläche des Projektes, die internationale Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, befindet sich im Forstbetrieb Ebrach in der Abteilung Steinkreuz“, erläutert Daniel Kraus, Projektleiter am EFI. Gemeint ist damit eines von zwei sogenannten Marteloskopen auf dem Gebiet des Forstbetriebs Ebrach. Die europaweite Anlage von Marteloskopen ist ein wesentlicher Bestandteil des Projekts „Integrate-plus“. Diese dienen als Simulations- und Lernflächen für Forstleute, Waldbesitzer, Studenten oder Naturschützer. Das Marteloskop in der Abteilung Steinkreuz war das erste überhaupt, das in Europa vom EFI eingerichtet wurde.

Das Treffen der Beratungsgruppe wurde von einem Filmteam begleitet, das die Stellungnahmen der Wissenschaftler aus ihren jeweiligen Fachbereichen im Ebracher Wald aufnahm.

„Die große Dichte an Kleinststrukturen an den Bäumen hier, die totholzbewohnenden Arten einen Lebensraum bieten, ist sehr ungewöhnlich für Wirtschaftswälder“, sagte etwa Laurent Larrieu, Biodiversitätsexperte der französischen Forschungsanstalt für Wald und Landwirtschaft, der INRA in Toulouse. Besonders beeindruckt zeigten sich die Wissenschaftler von der Ausbreitung der Stachelbärte im gesamten nördlichen Steigerwald.

Die holzzersetzenden Pilze dieser sehr spezialisierten Gruppe sind auf ein hohes Angebot an Totholz im Wald angewiesen.

Bengt-Gunnar Jonsson, Professor für Biologie an der mittelschwedischen Universität in Sundsvall und Mitverfasser eines grundlegenden Werkes über die Biodiversität in Totholz, war „sehr überrascht, diese selten gewordene Pilzgruppe auch außerhalb von Naturwaldreservaten anzutreffen“. Das lokale Konzept zur Anreicherung von Totholz scheine deutlich Früchte zu tragen, so seine Aussage.

Kurt Bollmann von der schweizerischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigte sich begeistert vom Trittsteinkonzept des Forstbetriebes. Er erläuterte der Gruppe die Bedeutung eines Verbundsystems von verschiedenen Naturschutzinstrumenten auf Landschaftsebene, um den Erhalt einer großen Artenvielfalt auf einer großen Fläche gewährleisten zu können.

„Das Trittsteinkonzept passt sehr gut zu unseren Erkenntnissen in der Schweiz. Wir werden den Steigerwald sicher noch öfter als Anschauungsobjekt für unsere Förster nutzen“, sagte Bollmann.

Die Gruppe der Wissenschaftler beriet sich in Ebrach vor allem noch im Hinblick auf die Konsolidierung eines europaweiten Netzwerkes von Schulungs- und Anschauungswäldern.

Ebrach kommt in diesem Verbund eine Schlüsselrolle zu, und es sind schon jetzt für diesen Sommer zahlreiche Austauschbesuche mit Förstern und Naturschützern aus dem europäischen Ausland angekündigt, die teilweise vom Europäischen Forstinstitut in die Wege geleitet werden.

Andreas Schuck vom EFI ist davon überzeugt: „Unsere Kollegen werden begeistert sein und einiges aus dem Steigerwald mit nach Hause nehmen können.“

 
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