
Gerade in diesem kalten Winter spürt der Gottesdienstbesucher von Sankt Anton eines der vielen Probleme am eigenen Leib: Er friert, weil es gar nicht möglich ist, den überdimensionierten Kirchenraum zu heizen. Die Erreichbarkeit nur über Treppen, dieses Problem besteht auch in den anderen Jahreszeiten. Die Beispiele hat Dekan Stefan Redelberger vor der Präsentation der Umgestaltungspläne zum neuen Kirchenzentrum im stätischen Bau- und Umweltausschuss genannt.
Überrascht vom Eintrag in der Denkmalliste
Bereits im Frühjahr wird es losgehen auf dem Gelände der Gemeinde zwischen Deutschhöfer Straße, Friedhofstraße und Am Friedhof. 2018 ist der Einzug der Caritasschulen im heutigen Gemeindesaal anvisiert. 2019 soll das Millionen-Projekt weitgehend fertig umgebaut und neu gestaltet sein.
Dass sich etwas tun müsse, sei ihm, als er 2008 Pfarrer von St. Anton wurde, sofort klar gewesen, erinnerte Redelberger an den auch hohen Renovierungsbedarf. Erste Pläne haben man „umschmeißen müssen“, als das Ensemble „auf wundersame Weise in die Denkmalliste“ gekommen war, merkte der Stadtdekan schmunzelnd an.
Nach weiteren Jahren intensiver Planungen und das unter Mitwirkung vieler Gemeindemitglieder und interessierter Akteure wird aus Pfarrkirche und Gebäuden ringsum nun ein neues Begegnungszentrum, wobei der größere Teil sozialen und karitativen Einrichtungen vorbehalten sei. Es werde auch dank Bürgercafé ein Treffpunkt für Menschen jeden Alters und vernetzt – auch und gerade in der Ökumene. Redelberger fasste die Neuausrichtung deshalb als „Projekt über die Kircheninteressen hinaus“ zusammen.
Die „Perspektiven“ sind bunt, vielfältig und deshalb so reizvoll
Die Pläne stammen von den Architekten Brückner & Brückner (Tirschenreuth/Würzburg). Christian Brückner erläuterte den Baustadträten die mit „Perspektiven für St. Anton“ überschriebene Neukonzeption. Er stieg mit Fotos der 1953 fertiggestellten Kirche samt Klostertrakt ein, zeigte das St. Bruno-Haus von 1955 und das Gesamt-Ensemble im Jahr 1956, als auch der alles überragende Turm gebaut war. Pflegeheim Maria Frieden, Pfarrheim, Kindergarten kamen 1963 hinzu.
Dann schilderte er im Schnelldurchlauf, aber anschaulich mit Fotos unterlegt, die schon von Redelberger angeschnittenen Problemfelder mit veralteter Technik, der nicht erfüllten Barrierefreiheit und dem viel zu großen Kirchenraum.
Die Caritas wird den – vom Platz aus gesehen – rechten Flügel des ehemaligen Klosters mit der Sozial-, Asylberatung, dem Sozialpsychologischen Dienst samt Tageszentrum und der Geschäftsstelle belegen. Das Pfarrbüro findet ebenso Platz wie dem Kreuzbund Räumlichkeiten zugedacht sind.
Eine offene Nutzung ist fürs Bürgercafé im linken Flügel vorgesehen, wo im Obergeschoss ein Gemeindesaal und das Pfarrzentrum unterkommen. Angedacht ist auch Wohnen. Die Caritas-Schulen GmbH wird sich im jetzigen Saalbau einmieten - mit der Frühförderung und der Schulvorbereitung. Im linken Flügel gibt es auch Jugendräume. Begegnung unter den Generationen ist also möglich, ja gewünscht und es wird sie auch geben, befindet sich doch das Pflegeheim Maria Frieden der Caritas und das Marienstift in unmittelbarer Nachbarschaft.
Das Mittelgebäude wird zum zentralen Zugang
Der Zugang erfolgt über das dominante Mittelgebäude, das Foyer, Wartebereich ist und durch neue Treppenaufgänge und einen Aufzug zu einer Art Verteilzentrum in die Stockwerke wird. Es gibt im Gebäude Besprechungs- und Gruppenräume.
Das mächtige Fenster im Zentrumsbau wird – weil künftig Eingang – nach unten verlängert, die Seitenflügel werden durch in der Senkrechten verlängerte Fenster dieser Optik angepasst. Die Traufigkeit wird ein wenig erhöht. „Die bisherige Architektur respektieren“, so begründete Brückner die äußerlich behutsamen Veränderungen.
Schließlich der Kirchenraum. Er wird mehr oder weniger halbiert. Die Planung sieht eine Anordnung der Bänke in einer Art Rondell vor. Die ersten Gottesdienste dort finden 2019, möglicherweise auch erst 2020 statt, aber sicher ist: es ist warm und jeder kommt ungehindert hin. Die griechisch-orthodoxe Kirche, die seit 1992 in St. Anton beheimatet ist, wird ihren angestammten Platz behalten.
Keine Diskussion ohne das Thema Parkplätze
Architekt Brückner lobte einmal mehr die gute Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz und der Stadt Schweinfurt. Die Stadträte wiederum lobten ihn und sein Team für die ansprechende Architektur und die sehr anschauliche Präsentation. Intensiver diskutiert wurde das Thema Parkplätze. Brückner verwies auf das nach wie vor vorhandene Angebot beim heutigen Gemeindesaal in der Straße Am Friedhof. Größere Probleme sieht er nicht, da viele der Nutzungen zu unterschiedlichen Zeiten tagsüber, abends oder an Wochenenden stattfinden und viele künftige Besucher aus der Umgebung – zu Fuß – kommen.
Kirchenpfleger Ottmar Prell bezifferte die Gesamtkosten auf 15 Millionen Euro, die sich der Bischöfliche Stuhl (Vermögensträger der Diözese) und die Kirchenstiftung teilen müssen. Nach Grundstücksverkäufen und dem Eingang von Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen geht Prell von einem überschaubaren Kredit aus, den die Kirchenstiftung aufnehmen muss.






