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Schonungen
Sprechender Kaufladen fürs Förderzentrum der Lebenshilfe in Schonungen
Mit symbolunterstützter Technik vereinfacht ein sprechender Kaufladen die Kommunikation beim Einkaufen. Das Foto zeigt neben den Kindern auch Lehrerin Anne el-Kittar, sowie im Hintergrund Wolfgang Gärthe (Jugend mit Zukunft) und Schulleiter Thomas Kötzel.
Foto: Daniela Schneider | Mit symbolunterstützter Technik vereinfacht ein sprechender Kaufladen die Kommunikation beim Einkaufen. Das Foto zeigt neben den Kindern auch Lehrerin Anne el-Kittar, sowie im Hintergrund Wolfgang Gärthe (Jugend mit ...
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:06 Uhr

Hallo, was möchtest du?", ertönt es aus dem großen Kaufladen mit dem fröhlich orange-weiß gestreiften Baldachin. Katy-May überlegt; die Auswahl ist ziemlich groß. Statt der üblichen Holzartikel gibt es heute nämlich als schöne Abwechslung mal wieder einen richtigen Pausenverkauf. Schließlich entscheidet sie sich für fruchtige Kaubonbons, die Lageristin Alena aus dem Sortiment nimmt und zum Verpacken an Lina weiterreicht. Beim Zusammenrechnen unterstützt Lehrerin Anne el-Kittar, und so werden bei Kassier Justus 55 Cent fällig, wie eine Stimme verkündet. Katy-May wird danach mit einem fröhliches "Tschüss" verabschiedet.

Normaler Alltag im Spielbetrieb und doch etwas ganz Besonderes. Die Stimme kommt nämlich vom Band und der "Sprechende Kaufladen" – ein Wettbewerbsgewinn – ist Teil einer neuen Form der unterstützten Kommunikation im Förderzentrum für körperliche und motorische Entwicklung von Kindern mit Körperbehinderungen der Lebenshilfe, wie Schulleiter Thomas Kötzel erzählt. Manche der 120 Kinder und Jugendlichen im Förderzentrum können gar nicht oder nur eingeschränkt sprechen und der Sprechende Kaufladen der gemeinnützigen GmbH "Jugend mit Zukunft" hilft ihnen mit symbolunterstützter Technik beim Kommunizieren.

Eine ganz wichtige Erfahrung für die Kinder und Jugendlichen im Förderzentrum, da ihnen oft ganz normale Alltagssituationen wie eben das Einkaufen aufgrund ihrer Beeinträchtigungen vorenthalten sind, wie Lehrerin Katharina Roscher feststellt.

Engagement für die Chancenverbesserung von Kindern und Jugendlichen

Der Startschuss für das Förderprojekt fiel auf Initiative von Wolfgang Gärthe. Der Aschaffenburger engagiert sich seit vielen Jahren im Rahmen von "Jugend mit Zukunft" für die Chancenverbesserung von Kindern und Jugendlichen, für Nachteilsausgleich und Bildungsverbesserung. Bei einem KiTa-Besuch vermisste er einen Kaufladen – ein Spielzeug-Klassiker, der schon seit Generationen frühkindliche Kreativität und Kompetenzen durch das spielerische Handeln, Wiegen, Messen, Tauschen und Bezahlen fördert. Darüber hinaus werden im Spiel das soziale Miteinander gestärkt und erstes Verständnis für Lebensmittel, Ernährung und Ressourcen geweckt.

Und so wurde 2014 kurzerhand ein Pilotprojekt initiiert, wie Gärthe jetzt bei der offiziellen, durch Corona verzögerten Übergabe des Wettbewerbsgewinn in Schonungen erzählt. 18 Kindertagesstätten wurden zum Auftakt mit Kaufläden samt Sortiment, umfangreichem Info-Material und Anregungen ausstattet; anschließend erfolgte eine Evaluierung der Erfahrungen für die optimierte Weiterentwicklung des Kaufladens – die Förderinitiative "kidsKAUFLADEN" war geboren.

2018 bewarb sich erstmals eine Förderschule für den Kaufladen und schnell wurde im Team um Gärthe klar, dass für die besonderen Anforderungen weitere Modifizierungen nötig waren. Und so wurde der Verkaufstresen vergrößert und der Kaufladen rollstuhltauglich verbreitert und kann dazu bei Bedarf mit sprachunterstützender Technik ausgestattet werden. Mit der können nun die jungen Kauflustigen, die im Förderzentrum so geduldig in der Schlange warten, via symbolbehaftetem Knopfdruck und mit dem eigenen "Talker" (Sprachcomputer) ganz unkompliziert Handel treiben.

Der erste, 5000 Euro teure sprechende kidsKAUFLADEN wurde 2019 beim Kongress für Unterstützte Kommunikation in Leipzig vorgestellt und avancierte schnell zum Lieblingsobjekt der Fotografen, wie Gärthe stolz berichtet. Gleichzeitig wurde dort ein Wettbewerb ausgelobt, den das Förderzentrum nach einstimmigen Jury-Votum dann auch gewann – übrigens mit der Note 1+, wie Gärthe schmunzelnd erzählt. Unter den vielen Bewerbungen hatte Schonungen nämlich auch "die Nase vorne", weil die Schüler dort nicht nur am Rand beteiligt wurden, sondern die Bewerbung eigenverantwortlich gestaltet und das ganze Förderzentrum mit Interviews zum Mitdenken und Mitentscheiden animiert haben.

Eine tolle Leistung des erfolgreichen Bewerberteams, für die es dann nicht nur den Sprechenden Kaufmannsladen, sondern jetzt auch noch eine Medaille und einen schokoladigen Goldschatz gab. Übrigens: Seit 2014 wurden 150 kidsKAUFLÄDEN von "Jugend mit Zukunft" gefördert; zwölf davon sind geeignet für Kinder im Rollstuhl, und zehn sind mit der Kommunikationstechnik ausgestattet.

 
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